Pushpak Ramayana Buch 5Zurück WeiterNews

Canto 9 - Das Frauengemach

Wo sich stattliche Wohnhäuser ringsum erhoben, fand er einen noch schöneren Palast, dessen königliche Höhe und Pracht anzeigte, daß hier Ravana, der König selbst, wohnte. Eine ausgewählte Garde mit Bogen und Schwert bewachte den Palast ihres Herrn, indem viele Rakshasa Damen von edler Abstammung und schöngesichtige Prinzessinnen schlummerten, die Ravanas Arm einst von ihren besiegten Königen weggerissen hatte. Juwelenbesetzte, hohe Gewölbe verbreiteten ihren wechselnden Glanz von Rubinen, Perlen und allen Edelsteinen über die goldenen Pfeiler unter ihnen. Köstlich stahl sich die laue Luft durch die blühenden Bäume, die einen himmlischen Sommer atmeten und in endlosem Reichtum ihre schmackhaften Früchte trugen. Es gab keine Störung durch eine übereifrige Wache, keine Tür war geschlossen und kein Tor verriegelt. Nur die Luft kam dem Fremden süß atmend entgegen, wie ein Gastgeber den Wanderer von seiner Familie grüßen und seine müden Füße hereinbitten sollte. Er stand in einer geräumigen Halle mit beschnitztem Dach und bemalten Wänden, der Stolz des Giganten Ravana und von ihm geliebt wie eine liebe Braut. Lang würde es dauern, alle Wunder dort aufzuzählen: den kristallenen Flur, die Juwelentreppe, das Gold und Silber und der Glanz von Chrysolith und Almandin. Hier dufteten die schönsten Blumen des Frühlings, und dort blitzten die silbernen Schwingen eines stolzen Schwans auf. Der Glanz seiner Federn brach sich durch duftende Kränze aus Aloerauch. "Dies ist Indras Himmel," jauchzte der Vanar und staunte voller Freude nach allen Seiten. "Dies ist das Heim aller Götter, die Wohnstatt ewigen Glücks."

Da waren weichste Teppiche ausgebreitet, eine Wohltat für Augen und Füße. Auf ihnen lagen viele liebliche Frauen vom Schlaf übermannt und ermüdet vom Spiel. Der Wein ermunterte nicht länger das Fest, und die Klänge der Feier waren verstummt. Die klingenden Füße rührten sich nicht mehr, und kein Glöckchen am Gürtel war zu hören. Als ob die Vögel ihre Nester aufgesucht hätten, die Schwäne verstummt und die wilden Bienen eingeschlafen wären. So schlafen die schönen Lilien am Teich, bis der Kuß der Sonne sie bittet aufzuwachen. Wie ein ruhiger Winterhimmel, den unzählige Sterne schmücken, so glänzte und schimmerte der luxuriöse Raum mit lebenden Sternen, die dem Glanz nachjagten. Der Prinz sagte sich: "Dies sind die Sterne, die in den Herbstnächten zur Erde nieder gleiten, um hier in hellerer Gestalt wieder zu erscheinen und in unvergleichlichem Glanz zu erstrahlen." Mit verwunderten Augen beschaute er eine Weile all die anmutigen Figuren und Haltungen. Der Kopf einer Dame war nach hinten gebogen, ihr Arm war entblößt und der Gürtel lose. Die Blumengirlande, die ihre Stirn verziert hatte, hing locker um die Taille einer anderen. Hier glänzten zwei kleine Füße, bar aller Kettchen, die vorher noch daran gefunkelt hatten. Da ruhte eine königliche Dame in all ihre herrliche Kleidung gehüllt. Dort schlief eine andere, deren schlanke Hand alle Bänder und Gürtel gelöst hatte. In sorgloser Anmut schlief die nächste und hatte alle Edelsteine und Juwelen weit von sich geworfen, wie eine junge Pflanze ohne alle ihre Blüten zu Boden geworfen wird, wenn der Tritt des wilden Elefanten Verwirrung und Zerstörung ausgelöst hat. Hier lag eine Schlummernde so still wie der Tod. Nur ihr balsamischer Atem hob hier und da eine Borte an, die über ihr schlafendes Antlitz wogte. In Schlaf versunken hatte eine verliebte Dame ihren lieblichen Kopf auf einen Spiegel gebettet, wie eine schöne Lilie sich beugend ihre Blütenblätter auf dem Wasser ausruht. Eine andere schwarzäugige Dame preßte die Laute an ihre wogende Brust, als ob ihre liebenden Arme sich um denjenigen schlingen, nach dem sich ihr Busen sehnt. Eine andere hübsche Schläferin hatte ihre Arme um eine silbrige Vase geschlungen, die so frisch und schön und jung aussah wie ein Kranz von überhängenden Blüten. In süßer Unordnung lag die Schar der von Tanz und Spiel und Gesang ermüdeten Damen. Die Mädchen waren achtlos in den Schlaf gesunken, und der einen Brust war der anderen Ruhekissen. Die zarte Wange war halb zwischen den gefallenen Kränzen und einem Bett aus Rosen zu sehen, während ihr langes, weiches Haar die Schönheiten verdeckte, die ihre Freundin entblößt hatte. Die Glieder zufällig ineinander verflochten, hier Arm und Bein um Hals und Taille geschlungen, lag der Kranz von Frauen in süßem Schlaf, wie Blüten auf einem achtlosen Haufen.


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