Pushpak Ramayana Buch 4Zurück WeiterNews

Canto 56 - Sampati

Es kam ein mächtiger Geierkönig zu dem Ort, an dem die trauernden Vanars saßen. Es war Sampati, der Beste der Vögel von denen, die auf rauschenden Schwingen durch die Lüfte fliegen, Jatayus Bruder, seit alters her berühmt, höchst glorreich, stark und kühn(1). Über den Steilhang des Vindhya Berges erblickte er die ruhigen und stillen Vanars. Bei diesem Anblick füllte sich sein ungestümer Geist mit Entzücken, und er sprach die Worte: "Schaut, wie das Schicksal in unveränderlichem Gesetz den Sünder in seine Schlinge zieht und mir heute mit langer Verzögerung ein reiches und edles Festmahl bringt. Diese Vanars sind verdammt zu sterben und meinen hungrigen Magen zu füllen." Mehr sprach er nicht, doch Angad hörte die Drohung des gewaltigen Vogels. Und er sprach zum edlen Hanuman, während Qual seine Brust erfüllte: "Vivasvats Sohn(2) hat diesen Ort aufgesucht, um sich am Vanar Geschlecht zu rächen. Sieh, erzürnt um Sitas willen kam Yama, um unsere schuldigen Leben zu nehmen. Unseres Königs Befehl ist unausgeführt, und nichts konnten wir für Raghus Sohn erreichen. Wir haben in der Pflicht gefehlt, und hier kommt die Strafe für unser schreckliches Vergehen. Haben wir nicht von den Wundern des König Jatayu gehört, wie er mit Ravanas Macht focht und edel und tapfer verging, um die Maithili Königin zu retten? Es gibt kein lebendes Wesen, nicht eines, welches nicht für Raghus Sohn sterben möchte. In langer Mühe und Gefahr haben auch wir unsere Leben aufs Spiel gesetzt. Gesegnet ist Jatayu, der sein Leben gab, die Maithili Königin zu retten, und damit seine Liebe zu Rama bewies, als er durch die Hand des Giganten fiel. Nun ist er zu Glückseligkeit und hohem Ruhm erhoben und muß nicht das Stirnrunzeln des heftigen Sugriva fürchten. Oh weh, oh weh! Welch Elend entwickelt sich aus dem raschen Versprechen des Königs (Dasaratha und sein Eid an Kaikeyi)? Sein eigener, trauriger Tod, die Verbannung von Rama und Lakshmana, der Raub der Maithili Dame, Jatayu im tödlichen Kampfe erschlagen, der Fall von Bali, als der Pfeil von Rama in seinem Herzen zitterte und, nach Mühe und Schmerz und Sorge, auch unser eigenes Elend und tiefe Verzweiflung."

Er verstummte. Der gefiederte Monarch hatte zugehört, und sein Herz war bewegt von Barmherzigkeit und Staunen. "Wessen Stimme ist das," rief der Geier, "die mir erzählte, wie Jatayu starb? Die meine innerste Seele mit Kummer um den Tod eines geliebten Bruders erschüttert? Nach so vielen Tagen höre ich endlich wieder den herrlichen Namen eines mir Teuren. Erzählt mir nochmals, oh Vanar Anführer, wie König Jatayu kämpfte und starb. Doch gewährt mir erst eure Hilfe, ich bitte euch, denn ich will von diesem Gipfel absteigen. Die Sonne hat meine Flügel verbrannt, und ich habe nicht länger die Kraft zu fliegen."


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(1) und der älteste Sohn vom berühmten Garuda
(2) Sohn der Sonne/Vivasvat = Yama/Gott des Todes