Pushpak Ramayana Buch 4Zurück WeiterNews

Canto 16 - Balis Fall

So gab Tara mit den Sternenaugen (Tara heißt "Stern".) ihren Ratschlag mit brennenden Seufzern. Doch Bali, unbewegt von ihren Gebeten, verschmähte den Rat und tadelte sie wie folgt: "Wie kann diese Beleidigung, die Schmach und die Verachtung von mir zahm ertragen werden? Mein Bruder, ja mein Feind, kommt her und wagt es, mich mit Geschrei und Gebrüll zu fordern. Lerne, Zitternde, daß der Mutige, der keinen Schritt in der Schlacht nachgibt, tausend Tode sterben mag, doch niemals eine ungerächte Unehrenhaftigkeit erträgt. Erschrecke dich nicht, meine Liebe, über Rama, der dem Sugriva seine Hilfe gewährt. Denn ein so Reiner und Pflichtbewußter, einer, der das Rechte so sehr liebt, wird alle Sünde meiden. Entlasse mich aus deiner zärtlichen Umarmung und ziehe dich mit deinen Damen zurück. Du hast schon genug der Liebe und süßen Hingabe gezeigt, oh mein Eigen. Laß alle Furcht und Zweifel fahren. Ich suche Sugriva in der Schlacht, um seine lärmende Wut und seinen Stolz zum Schweigen zu bringen und den Feind zu zähmen, den ich nicht töten werde. Mein Zorn mit schwingenden Bäumen drohend bewaffnet, wird Sugriva in die Knie zwingen. Und der demütige Feind wird nicht den Schlägen meiner rächenden Hand widerstehen können, wenn ich durch Wut und Stolz gestärkt den Verräter unter meine Füße zwinge. Du, Liebes, hast deine eigene süße Hilfe angeboten und all deine zärtliche Sorge offenbart. Doch bei meinem Leben und bei denen, die dir gerne und gut dienen, bitte ich dich, laß ab. Nur für eine Weile verlasse ich dich, liebe Dame. Ich gehe und komme über den Feind triumphierend zurück." So sprach Bali in sanftestem Ton als weiche Arme um seinen Hals geschlungen waren. So schritt die Dame verehrend um ihren Herrn mit traurigen und langsamen Schritten. Sie stand in ernster Haltung und segnete ihn mit Gebeten um Sicherheit und Erfolg. Dann suchte sie mit ihrem Gefolge ihre Kammer auf, von Trauer und quälender Furcht heimgesucht.

Mit schlangengleichem Zischen, schnell und furchtbar, eilte Bali aus der Stadt. Schnell atmend warf er seine Blicke in die Runde, um den Feind zu finden, und erblickte den furchtbaren Sugriva und wie dessen Gestalt in goldener Tönung glänzte. Er stand so strahlend wie Feuer in Waffen gehüllt und wartete auf seinen Feind. Als Bali, der langarmige Fürst, Sugriva auf dem Boden stehend erblickte, schlang er in kriegerischem Zorn seine Rüstung um die Hüfte und rannte mit einem Schrei gegen Sugriva an, den mächtigen Arm hoch erhoben. Auch Sugriva, furchtbar und mutig, schaute auf Bali mit der goldenen Kette, erhob seinen Arm, schloß die Hand zur Faust und griff seinen Feind Auge in Auge an. Bali sprach in hastigen Worten zu ihm, dessen Augen durch den ungestümen Angriff zornig funkelten und der geübt in jeder Kriegskunst und -list war: "Meine massige Hand ist bereit zum Kampf, die Finger sind zusammengepreßt und der Arm angespannt. Sie sollen auf deine dem Tode geweihte Stirn treffen, und zusammenbrechend soll dein Leben enden." So sprach er. Doch der furchtbare Sugriva antwortete ihm wild vor Zorn und Stolz: "So laß meinen Arm den Kampf beginnen und von deinem Körper das Leben nehmen." Verletzt und aufgebracht begann Bali die Schlacht mit fürchterlichen Schlägen. Sugriva erschien blutüberströmt wie ein Berg mit Quellen an seiner Flanke. Doch seine natürliche Kraft war unverbraucht, und so riß er einen Sal Baum aus der Erde und schlug ihn wie Indras Donnerschlag über Balis Kopf, Brust und Kehle. Vom ungedeckten Hieb schwer angeschlagen schwankte und taumelte der halb besiegte Bali, gerade wie ein Boot mit schwerer Ladung unter seinem überwältigenden Gewicht hinabsinkt. So flink wie Suparnas (Garuda, der Wohlbefiederte) schnellster Flug trafen sie sich mit schrecklicher Kraft im Kampfe. So mögen sich Sonne und Mond hoch droben zur Schlacht im Himmel begegnen. Schrecklich und immer schrecklicher tobte der Zorn im Kampfe, als die Feinde fochten. Sie kämpften mit Füßen, Armen und Knien, mit Nägeln, Steinen, Zweigen und Bäumen. Die Schläge prasselten so schnell wie Regen herab und färbten jede dunkle Gestalt mit roten Flecken, während sie wie zwei Gewitterwolken mit Schlachtrufen, Geschrei und Drohungen aufeinandertrafen.

Da sah Rama, wie Sugriva verzagte, wie er ermüdete und seine Kraft nachließ. Er sah, wie Sugriva sein wehmütiges Auge nach allen Himmelsrichtungen schweifen ließ. Seines Freundes Niederlage konnte er nicht ertragen und warf einen gespannten Blick auf seinen Pfeilschaft. Und darauf brennend, den siegenden Feind zu schlagen, legte er einen Pfeil auf den Bogen. Er zog den Bogen zum Kreis, und fort flog der Pfeil von der Sehne, wie des Schicksals gewaltiger Diskus, den Yama (der Gott des Todes) für den Untergang der Welt schleudert. Der Lärm war so laut, daß die Vögel mit Terror das Geräusch der Bogensehne hörten. Auch flohen die furchtsamen Hirsche davon, als ob der Tag des Verhängnisses nahe sei. Wie die rote Flamme des Blitzes schnellte er unfehlbar zu seinem Ziel. Mord zischend flog er durch die Luft, durchbohrte Balis Brust und blieb dort zitternd stecken. Vom Pfeil getroffen wankte der mächtige Vanar und fiel, gerade wie sie die Flagge Indras erdwärts ziehen, wenn der schöne Asvini Mond voll ist(1).



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(1) Am Ende des Asvini Festes wird die zu Ehren Indras aufgerichtete Fahne abgesenkt