Pushpak Ramayana Buch 4Zurück WeiterNews

Canto 2 - Sugrivas Alarm

Von gespannter Scheu bewegt beobachtete Sugriva die hochbeseelten Söhne des Raghu in all ihre herrlichen Waffen gehüllt, und Gram legte sich schwer auf sein Gemüt. In alle Himmelsrichtungen blickte er mit ängstlichen Augen, und unruhig lief er hin und her. Als er sie sah, wagte er nicht den Entschluß, sich ihnen zu stellen und ihnen zu begegnen. Und sinkender Mut nebst verzagter Brust sprachen von der Angst des Anführers. Während große Furcht seinen Busen erschütterte, beratschlagte er sich kurz mit seinen Adligen, untersuchte gründlich Gewinn und Gefahr, welche Hoffnung auf Flucht bestand und welche Stärke zum Ausharren nötig wäre. Zweifel und Angst zerrissen seine Brust, als er seine Augen auf die Söhne des Raghu richtete, und mit unruhigem Geist sprach er zu seiner Gefolgschaft mit Worten wie diesen: "Diese Männer dringen mit wandernden Schritten in die Zuflucht unseres weglosen Schattens ein und kommen als Balis Spione in der schönen Verkleidung der Einsiedler hierher." Jeder der Edelleute betrachtete mit bewegtem Herzen die Meister der Bogenkunst und verließ die Bergesflanke, um die sichere Zuflucht eines höheren Gipfels aufzusuchen. Der Anführer der Vanars fand in schnellem Fluge eine schützende Unterkunft auf einer turmhohen Spitze, und all seine Gefolgsleute versammelten sich einstimmig dicht um ihren Herrn. Sie nahmen denselben Kurs und mit verzweifelten Sprüngen nahm jeder seinen Weg von Steilhang zu Steilhang. Sie erfüllten jede Höhe mit plötzlicher Angst, wie sie so wild und rasend schnell davonsprangen. Jedes Herz war mit tödlichem Grausen erfüllt, als die Vanars davoneilten, und die Bäume, welche die Bergesflanke krönten, wurden unter ihnen verbogen und zerquetscht. Wie sie in eifrigem Fluge wegsprangen, um die Sicherheit des Bergesrückens zu erreichen, da griff die wilde und ängstliche Verwirrung über auf Tiger, Katze und wandernde Hirsche. Die Herren, die Sugrivas Willen gehorchten, versammelten sich auf dem königlichen Berg und mit ehrfürchtig gefalteten Händen schauten sie auf ihren König und Anführer. Sugriva fürchtete einen bösen Plan, einen von Balis Hand vorbereiteten Schachzug. Doch in Worten geübt, die verzaubern und lehren, begann Hanuman(1) seine Rede:

"Verbanne, vertreibe deine unsinnige Angst und fürchte nicht die Stärke Balis hier an diesem Ort. Denn dies ist der glorreiche Malaya Berg, wo Balis Macht nichts Böses wirken kann. Ich schaue mich um, doch nirgends kann ich den verhaßten Feind erblicken, der dich zur Flucht zwang, den fürchterlichen Bali mit schrecklicher Gestalt und furchtbarem Gesicht. Also fürchte dich nicht, Herr des Vanar Geschlechts. Nun, ich sehe an dir ganz klar die Schwäche eines Vanars, der es liebt, von Gedanke zu Gedanke zu springen, doch sich nicht festlegen kann, an willkommene Veränderung zu glauben. Betrachte wohl jeden Hinweis und jedes Zeichen und untersuche weise und besonnen jeden Plan. Wie kann ein König mit versagenden Sinnen die Untertanen seines Zepters führen?"

Hanuman, der Weise in der Stunde der Not, drang mit seiner klugen Rede in den Anführer der Vanars. Sugriva lieh ihm sein aufmerksames Ohr und sprach in noch vorzüglicheren Worten: "Wo ist das unerschrockene Herz, daß frei von der fröstelnden Berührung der Furcht zwei fremde Krieger ansehen kann, stark wie diese und mit Schwert, Pfeilen und Bogen ausgerüstet, mit mächtigen Armen und großen, vollen Augen, wie die herrlichen Kinder des Himmels. Ich fürchte, Bali, mein Feind, hat diese beiden ausgesandt, ihm in seiner dunklen Absicht behilflich zu sein. Daher verstören mich immer noch Zweifel und Furcht, denn Tausende dienen dem Willen eines Monarchen. Sie kommen in geborgter Kleidung und jene, die sich verkleiden, sind erklärte Feinde. Mit hinterhältigen Gedanken warten sie ihre Zeit ab und verletzen geneigte Herzen, welche kein Verbrechen befürchten. Mein Feind ist weise in Staatsangelegenheiten, und umsichtige Könige verfügen über herumschweifende Augen. Durch die Hände anderer schlagen sie ihre Feinde, und durch niedere Werkzeuge wissen sie um die Wahrheit.

Wende dich an diese fremden Krieger und lerne ihre Absicht. Schau dir gründlich Mimik und Gestik der Beiden an. Beobachte ihre Gestalt und merke auf ihre Rede. Lote mit Sorgfalt ihre Stimmung und ihre Wesensart aus. Und, wenn du ihren Geist als freundlich empfindest, dann fang an, mit höflicher Miene und liebenswürdigen Worten ihr Vertrauen und ihre Zuneigung zu gewinnen. Dann sprich als mein Freund und Abgesandter und frage, was die Fremden suchen. Finde heraus, warum sie mit Pfeil und Bogen bewaffnet durch diesen wilden und verschlungenen Dschungel laufen. Und wenn sie auch zuerst frei von jeder Arglist erscheinen und mit aufrechtem Herzen, oh General, entdecke in Rede und Aussehen die Sünde und den Betrug, der im Innern lauert." Sprach's und der Sohn des Windgottes gehorchte.


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(1) der oberste General von Sugriva, Sohn des Windgottes