Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 53 - Sitas Drohungen

Als der Maithili Dame wieder bewußt wurde, daß der Gigant mit ihr hoch durch die Lüfte flog, da sanken ihr bestürzt die Lebensgeister, und sie war vor Kummer verstört und tief besorgt. Als dann die Tränen aus ihren roten Augen quollen, die vor Pein ganz geschwollen waren, da brach ihre Leidenschaft in schneidenden Worten geradewegs heraus, und sie sprach zum Unhold mit den schrecklichen Augen: "Wie kannst du eine solch gemeine Tat versuchen und dabei keine tiefe Schande spüren? Mich von meinem Heim zu stehlen und davonzufliegen, wenn weder Freund noch Wächter in der Nähe sind. Zwar sehnt sich deine Seele nach dem Diebstahl, doch die Schläge eines Kriegers fürchtet sie. Du warst angewiesen auf einen magischen Hirsch, der meinen Ehemann von meiner Seite lockte. Der Freund seines Herrn, der Geierkönig, liegt mit zerfleischten Flügeln auf der Erde. Er gab sein langes Leben für mich und starb, als er mich zu befreien suchte. Weh, große Stärke ist dir wahrlich gegeben, du Niedrigster deines Gigantengeschlechts, dessen Mut es wagte, seinen eigenen Namen zu nennen und im Kampf eine Dame zu unterwerfen. Verursacht dir die niederträchtige Tat keine Scham, du Hinterhältiger? Eine Frau von ihrem Zuhause fortzustehlen, wenn niemand da ist, ihr zu helfen! Die Botschaft von dieser Tat, oh Gigantenkönig, wird durch alle Welten klingen, dieser Tat, die Recht und Ehre trotzt und von einem getan ward, der mit der Macht eines Helden nur prahlt. Schande über deine hochmütige Tapferkeit, Schande! Dein Mut ist nur ein leeres Wort. Schande, Dämon, über diese verfluchte Tat, für die deine Rasse verdammt ist zu bluten! Du fliegst ja schneller als der Sturm, wozu nützt dir denn deine Stärke? Halt an für eine Stunde, oh Ravana, halte ein. Du solltest nicht mit dem Leben davonkommen. Sobald der Blick der königlichen Prinzen auf den Dieb fällt, der des Nächtens wandert, wirst du nicht eine Stunde länger leben, du Tyrann, auch wenn alle deine Legionen dich unterstützen. Niemals kann deine schwächliche Macht den Sturm ihrer Pfeileregen ertragen. Haben denn jemals die zitternden Vögel den wilden, durch den Wald rasenden Flammen widerstanden? Hör mich, Ravana, laß mich gehen und rette deine Seele vor kommendem Leid. Denn wenn du mich nicht frei läßt, dann wird mein Herr mit der Hilfe seines mutigen Bruders wütend über die mir zugefügte Beleidigung gegen dein Leben sein Schwert erheben. Eine schuldvolle Hoffnung entflammte deine Brust, dem Rama sein Weib aus seinem Haus zu entreißen. Weh Narr, deine Hoffnung ist vergebens, und deine Träume vom Glück werden im Schmerz enden! Wenn ich wegen dir von allem getrennt bin, was ich liebe, und meinen göttergleichen Herrn nicht mehr sehe, werde ich bald sterben und meine Qualen beenden, doch niemals als Gefangene meines Feindes leben. Weh du Narr mit verblendeten Augen, du wähltest das Teuflische und verweigerst dich dem Guten! So kehrt sich der kranke Lump mit störrischem Willen dem Tode zu und verwehrt vor Verrücktheit seinen Lippen die Medizin, die den Verfall aufhielte. Um deinen Hals ist mit Sicherheit die tödliche Schlinge des Schicksals gewunden, und du, oh Ravana, fürchtest sie nicht, obwohl die Stunde des Todes nahe ist. Mit zum Sterben verdammter Sicht erblicken deine Augen das Leuchten der Bäume aus Gold; schau die schreckliche Vaitarani(1), die Flut, die einen Strom aus schäumendem Blut bewegt; sieh nur die dunklen Wälder, die alle verabscheuen, jedes Blatt ist ein zuschlagendes Schwert. Du sollst das verworrene Dickicht betreten, wo überall Dornen mit eisernen Spitzen verstreut sind. Denn niemals können deine Tage lange andauern, du gemeiner Verschwörer dieser Schande und Untat an Rama mit der hohen Seele. Es stirbt der, der die vergiftete Schale austrinkt. Die Schlingen des Todes umwinden dich, sie halten dich fest, und du kannst nicht entfliehen. Wohin willst du auch laufen, oh Tyrann, um der Rache meines Herrn zu entgehen? Ohne Hilfe hat sein Arm allein zweimal siebentausend Dämonen besiegt! Ja, in einem Augenblick bezwang er die mächtigsten Unholde. Warum sollte der Herr mit dem Löwenherzen, wohl geübt mit Bogen, Speer und Pfeil, dich, den Räuber seiner geliebten Frau, im Schlachtgetümmel verschonen, oh Unhold?"

Dies waren die Worte und noch viel mehr, durch Zorn und bitteren Haß verströmt. Von Furcht und Leid überwältigt weinte sie erneut und klagte viel. Solange sie angstvoll weinte, war sie sich kaum ihrer Worte bewußt. Der gemeine Gigant flog weiter und trug sie durch die Lüfte. Fest hielt er die wild zappelnde Maithili Dame, über deren Gestalt nun das Zittern der Verzweiflung kam, Trauer und bitteres Elend.


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(1) Ein Fluß, der die Hölle einschließt und dessen Überquerung von sündigen Menschen gefürchtet wird.