Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 51 - Der Kampf

Ravanas rote Augen rollten im Zorn. Hell leuchtend mit seinen Armreifen aus blitzendem Gold, voller Verachtung und von Leidenschaft überwältigt griff er den souveränen Vogel an. Der Zusammenprall der Feinde erfolgte mit dem großen Getöse und den schrecklichen Schlägen eines mörderischen Gefechts. So treffen sich zwei vom Wind getriebene Wolken kämpfend im sturmgepeitschten Himmel hoch droben. Die tödliche Schlacht wütete schrecklich, als sich Unhold und Vogel im Kriege trafen. Wie zwei geflügelte Berge, die im Himmel zum gräßlichen Zusammenstoß gegeneinander rasen. Scharf zugespitzte Pfeile, in unaufhörlicher Folge abgeschossen, regneten gedankenschnell und verletzend auf den Geierkönig herab und trafen ihn in Brust und Schwingen. Doch der edelste Vogel ertrug die Wolken von Pfeilen, die Ravana entließ, und riß mit starkem Schnabel und gekrümmten Klauen am Körper seines Feindes. Wild vor Zorn legte der zehnköpfige König zehn schnelle Pfeile auf die Sehne. Sie waren so furchtbar wie das Gefolge des Todes, dabei grausam und eifrig beim Töten. Bis ans Ohr spannte er die Sehne, und die Pfeile trafen direkt ins Ziel. Von jeder eisernen Spitze getroffen blutete der zerfleischte Körper des Geiers. Dieser warf einen Blick auf den Wagen, wo Sita mit schrillen Klagen weinte, und seiner Wunden und Schmerzen nicht achtend griff er erneut den Gigantenkönig an. Mit einem Hieb seiner unwiderstehlichen Klauen zerbrach der tapfere Geier Pfeile und Bogen des Dämonen, auf denen die schönsten Perlen und Juwelen glänzten. Vom Zorn übermannt pausierte das Monster nur kurz, doch schon bald war seine Hand mit einem zweiten Bogen bewaffnet, von dem hunderte, ja tausende spitze, schnelle und treue Pfeile davonflogen. Der Monarch der Geier war mit zahllosen Geschossen von allen Seiten eingedeckt und sah aus wie ein Vogel, der sich zur Ruhe begibt, dicht eingepackt im Nest aus Zweigen. Er schüttelte seine Schwingen, um den Sturm an Pfeilen abzuwehren, schnappte mit seinen Krallen und brach den mächtigen Bogen von Ravana in zwei Teile. Als nächstes schlug er seinen starken Flügel so heftig gegen Ravanas Rüstung, daß der Harnisch unter dem funkensprühenden Schlag nachgab. Mit einem Sturm von mörderischen Schlägen setzte er den geharnischten, starken und schnellen Eseln zu, von denen jeder ein monströses Koboldgesicht hatte und deren Genicke mit Platten von Gold verziert waren. Dann mußte der herrliche Wagen unter seinem Zorn leiden. Er zerbrach den durch den Willen gelenkten und wie Feuer strahlenden Wagen, seine goldene Sprossen, den Mast und das Joch. Die Chouries (Wedel) und der seidene Baldachin, der sich wie der volle Mond dem Blick darbot, samt der Garde, die diese Embleme hielt, wurden von ihm zu Boden gestreckt. Der königliche Geier schwebte über des Wagenlenkers Kopf und hieb und riß mit starkem Schnabel und tödlichen Klauen in dessen zerfleischter Stirn, Wange und Kiefer. Mit zerbrochenem Wagen und zerrissenem Bogen, der Wagenlenker und sein Gefolge erledigt, und mit einem Arm um die Dame gewunden sprang der schreckliche Gigant zu Boden.

Die Beobachter des Kampfes und alle Geister sahen den Fall des Monsters, und ein jeder jubelte dem Geier mit froher Stimme zu: "Wohl getan! Bravo!" Doch schwach vom hohen Alter schwand auch die Kraft des Geiers schnell dahin. Der Dämon probierte erneut, die Dame durch die Lüfte zu tragen. Doch als der Geier sah, wie sich Ravana triumphierend mit seinem zitternden Fang erhob, das übriggebliebene Schwert tragend, während andere Arme abgeschlagen oder gespalten waren, da erhob sich auch Sitas Verteidiger schnell vom Boden, unduldsam der Ruhe gegenüber, stellte sich dem Unhold in den Weg und sprach zu Ravana: "Du voreiliger und blinder König der Giganten wirst der Untergang deines Geschlechts sein, wenn du die Frau von Rama stiehlst, ihm, der (Dutt:) Pfeile wie Donnerblitze besitzt. Wie ein durstiger Reisender das Glas leert, so trinkst du tödliches Gift. Der voreilige und sorgenlose Narr, der die kommenden Früchte seiner sündigen Taten nicht bedenkt, wird nur wenige Jahre in seinem Leben sehen und zum Tode verurteilt wie du vergehen. Sag, wohin willst du fliehen, um deinen Hals aus der verwickelten Schlinge des Todes zu befreien? Du bist gefangen wie der Fisch, der zu spät den Haken unter dem betrügerischen Köder erkennt. Niemals oh König, sei dir dessen gewiß, werden Raghus fürchterliche Söhne in ihrer rächenden Rage die Besudelung ihrer Einsiedelei dulden. Deine schuldige Hand hat heute eine Tat gewirkt, die alle rügen und meiden und die eines edlen Königs unwürdig ist. Es war eine Plünderung, wie sie feige Diebe lieben. Stell dich, wenn es dein Herz erlaubt, steh und triff mich im tödlichen Kampf. Bald wirst du die Erde mit deinem Blut tränken und fallen, wie Khara zuvor fiel. Die Früchte seiner früheren Taten überwältigen den Sünder in seiner Todesstunde. Und solch ein Schicksal bringen deine Tyrannei und dein Wahnsinn über dich, König. Nicht einmal der selbstexistente Gott, der von allen Welten verehrt regiert, würde den Versuch einer solch schuldhaften Tat wagen, dem die schrecklichen Früchte eines Verbrechens nachfolgen." So sprach der mutige Jatayu, der Beste aller Vögel, mit bewegenden Worten zum Dämonen. Dann stieß er, zur schnellen Attacke bereit, auf den Rücken des Giganten nieder. Bis auf die Knochen drangen seine Klauen und rissen viele Wunden ins Fleisch von Ravana. So schlagen wütende Treiber ihre Elefanten mit dem spitzen Stahl. Fest im Rücken stak der kräftige Schnabel, und die Krallen rissen im Fleisch. Er kämpfte mit Klauen, Schnabel und Flügeln und riß am langen Haar des Königs. Als der königliche Geier den Giganten mit Flügeln und Klauen bekämpfte, da schwollen die Lippen des Unholds, und sein Körper erzitterte unter einer schrecklichen Wut, die zu groß war, sie zu ertragen. Um die Maithili Dame schlang er einen riesigen, linken Arm und hielt sie fest. Dann schlug er den Geier mit der Hand in zur Raserei entfachter Wut. Jatayu lachte nur über die vergebliche Attacke und hackte ihm seine zehn linken Arme ab. Die abgetrennten Glieder fielen zu Boden, und sogleich wuchsen ihm zehn neue Arme aus dem Körper. So gleiten gräßliche Schlangen leuchtend mit perlendem Glanz aus der Flanke eines Hügels. Erneut drückte der Gigant die Dame zornig und immer enger an seine Brust und sandte mit Füßen und Fäusten Schlag auf Schlag in unaufhörlicher Wut auf den Feind. So wogte die schreckliche und gräßliche Schlacht zwischen den beiden mächtigen Wesen hin und her. Hier war der Herr der Dämonen, dort der edelste Vogel der Lüfte. Der treue Geier kämpfte und focht aus Liebe zu Rama. Doch dann zog Ravana das Schwert, und traf seine Flügel, die Seiten, Füße und die Kehle. Er blutete aus den zerfleischten Seiten und den Flügeln, fiel und sein Leben war beinah entflohen. Die Dame sah ihren Beschützer liegen, die Federn mit Blut getränkt, und eilte trauernd an die Seite des Geiers, als ob ein Verwandter gestorben wäre. Auch der Herr der Insel Lanka schaute auf den liegenden Geier hinab, dessen Rücken wie eine dunkle Wolke gefärbt und dessen Brust hellgrau wie Asche war, wenn niemand die sterbende Flamme erneuert. Die Dame sah mit weinenden Augen auf ihren Beschützer, der die Erde bedeckte, auf den königlichen Vogel, ihren treuen Verbündeten, der von Ravanas Macht geschlagen ward. Ihre weichen Arme schlangen sich in fester Umarmung um seinen Hals und mit ihrem mondhellen Gesicht beugte sie sich liebevoll über ihren Freund und weinte.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter