Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 38 - Marichas Geschichte

"Einst, als ich im Stolze meiner Kraft und meines Mutes die Erde bewanderte, und groß wie ein Bergesgipfel war, besaß ich die Kraft von tausend Nagas (Schlangengötter). Ich sah wie eine riesige, dunkle Wolke aus, und meine Armreifen blitzten und funkelten. Ich trug eine Krone und schwang die Axt, und alle, die ich traf, waren voller Angst. Ich wanderte durch den weiten Dandaka Wald und nährte mich vom Fleisch geschlachteter Heiliger. Da fürchtete Vishvamitra, der verehrte Weise mit dem heiligen Herzen, meine Raserei und eilte zum Hofe des Dasaratha. Dort trat er vor den König und sprach: 'Gib mir deinen Rama mit, mein Herr, daß er mir an heiligen Tagen helfe. Maricha erfüllt meine Seele mit Angst und stört mich sehr.' Der Monarch hörte die Bitte des Heiligen und antwortete dem glorreichen Weisen: 'Mein Junge ist noch ungeübt in den Waffen und gerade mal zwölf Jahre alt. Ich werde meine Armee anführen und dich in der Stunde der Not beschützen. Mein Heer soll mit allen vierfachen Truppen den Wanderern der Nacht begegnen und ich, oh Bester der Heiligen, werde deine Feinde töten und deine Bitte erfüllen.' So gewährte der König seine willige Hilfe, doch der Heilige antwortete ihm: 'Durch Ramas Macht allein, und nur durch die seine, kann dieser große Unhold besiegt werden. Ich weiß um deine Hilfe, als du einst in längst vergangenen Tagen den Gesegneten deine rettende Hilfe im Kampf erklärtest. Sie sprechen immer noch von deinen berühmten Taten im Himmel, auf Erden und in der Hölle. Eine mächtige Armee folgt deinem Befehl - laß sie hier, ich bitte dich. Dein glorreicher Sohn, obwohl er noch ein Junge ist, wird im Kampf diesen Dämon zerstören. Rama allein soll mit mir gehen, sei glücklich, du Sieger über den Feind.' Er sprach's, der Monarch gab seine Zustimmung, und Rama ward zum Einsiedler geführt. So ging der Junge voller Freude mit Vishvamitra zu dessen waldiger Einsiedelei. Mit bereitem Bogen stand der Sieger, um die Riten im Dandaka Walde zu beschützen. Mit prächtigen, hell glänzenden Augen, dunkler Haut und noch bartlos stand er, trug nur ein einziges Kleid, und um seine Schläfen wehte das lockige Haar. Um seinen Hals trug er eine goldene Kette und hielt seinen geliebten Bogen fest. Die Anwesenheit des jungen Helden ließ die Waldesschatten erglänzen. So sah man Rama mit dem schönen Antlitz wie der junge aufgehende Mond. Und ich, wie eine Wolke, die Sturm bringt, meine Arme verziert mit goldenen Ringen und stolz ob der mir verliehenen Gabe, die mich mächtig machte, raste zu dem Ort, wo der Einsiedler lebte. Rama sah mich, wie ich mich mit meiner hoch erhobenen, mörderischen Axt näherte, und hob furchtlos im Angesicht des Feindes seinen mit ruhiger Hand gespannten Bogen. Durch den Stolz über meine bewußte Kraft verblendet, verachtete ich ihn als ein schwaches Kind, und stürmte mit ungestümem Sprung auf Vishvamitras heiligen Boden. Ein schneidender, schneller und wohl gezielter Pfeil, der die Wut des Feindes niederschlug und zügelte, wirbelte mich Hunderte von Meilen davon und versenkte mich in die Tiefen des Ozeans. Er wollte mich nicht töten, sondern edel und tapfer entschloß er sich, mein verwirktes Leben zu schonen. So lag ich dort mit schwindenden Sinnen und benommen von der Gewalt des Pfeiles. Lange lag ich im Ozean, schließlich kamen mir langsam die Sinne und die Kraft zurück. Mich von meinem wäßrigen Lager erhebend eilte ich nach Lanka. So ward ich verschont, doch mein ganzes Gefolge fiel durch Ramas siegende Hand. Ein Junge mit eisernem Arm, unerschrockenem Willen und noch ungeübt in den Künsten der Krieger.

Wenn du trotz aller Warnungen und Gebete doch mit Rama kämpfen willst, sehe ich schreckliches Leid drohen und eine grausige Niederlage deine Tage enden. Alle deine Giganten, die sonst den Geschmack von Frohsinn und Spiel lieben, die Bankette und die Feiertage, werden den Schlag zu spüren bekommen und deinen verhängnisvollen Untergang teilen. Deine Augen werden die Zerstörung von Lanka um Sitas Willen schauen. Die prächtigen Säulen und Paläste werden fallen, alle Terrassen, Kuppeln und edelsteinbesetzten Mauern. Die Guten werden sterben, denn die Verbrechen der Könige bringen Verderben übers ganze Volk. Die Sündenlosen werden sterben, wie im Teich der Fisch mitsamt der Schlange verenden muß. Du wirst die Dämonen niedergehen sehen, erschlagen wegen deiner Narrheit, in ihren strahlenden Körpern mit kostbarem Duft und dem Glanz von himmlischen Ornamenten. Die Übriggebliebenen deines Gefolges werden sich weit entfernt eine Zuflucht suchen, da Hilfe vergebens sein wird, und mit ihren Frauen oder verwitwet sich in alle Himmelsrichtungen zerstreuen. Wohin auch die klagenden Augen blicken mögen, sie werden die prächtige Stadt brennen sehen, wenn dein königliches Heim feuerrot ist und Netze aus Pfeilen es zudecken.

Die Sünde, die alle Sünden an Schande übersteigt, ist die Greueltat an eines anderen Ehefrau. Tausende Gemahlinnen füllen deinen Palast und zahllose Schönheiten erwarten deine Wünsche. Oh gib Ruhe und sei zufrieden mit deinem Eigentum, und laß deine Rasse nicht vergehen. Wenn du, oh König, dich immer noch an Rang, Reichtum, Kraft und Macht erfreust, an edlen Frauen und Scharen von Freunden, einfach an allem, was den königlichen Status ausmacht, dann warne ich dich, wirf es nicht weg und fordere nicht den Rama zum Gefecht. Doch wenn du taub gegenüber allen freundlichgesinnten Gebeten bist, und die liebliche Maithili Frau von Ramas Seite nimmst, dann werden dein Leben und dein Imperium bald enden. Vom Bogen Ramas zerstört mußt du mit deiner Familie und allen Freunden ins Reich Yamas eingehen."


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