Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 2 - Viradha

Solcherart umsorgt verbrachte er die Nacht, um mit dem Licht des frühen Morgens seinen Abschied von den Eremiten zu nehmen und weiterzuziehen. Er durchdrang den weiten Wald, wo viele Hirsche, Leoparden und Bären hausten. Kaum waren die verfallenen Teiche vor lauter verworrenem Gebüsch und niederliegenden Bäumen zu sehen. Schrille Zikadenschreie waren zu hören und die schwermütigen Rufe der Vögel. Mit Lakshmana und seiner Gemahlin stand er mitten im dichtesten Dschungel und sah dort im furchtbaren Schatten einen Dämonen die Gesetze der Natur überschreiten. Gewaltig wie eine Bergesspitze war seine Gestalt, mit kraftvoller Stimme und eingesunkenen Augen, riesig, hochgewachsen und abscheulich mit monströsem Gesicht war er ein recht gräßliches Exemplar unter den Giganten. Der Rakshasa trug ein Tigerfell und stank nach Fett und geronnenem Blut. Mit riesigem Gesicht, wie der, der die Toten regiert, brachte er Terror über alle lebenden Wesen. Drei Löwen, vier Tiger und Hirsche, zehn an der Zahl, trug er auf seinem eisernen Speer, noch zwei Wölfe und den Kopf eines Elefanten mit gewaltigem, blutgefärbtem Rüssel. Als sein gräßliches Auge auf die drei fiel, jagte er ihnen mit Gebrüll und Geschrei entgegen, so furchtbar wie das des grausigen Vernichters, wenn die leidgeprüften Welten untergehen. Dann, mit einem mächtigen Brüllen, welches die Erde unter ihren Füßen erbeben ließ, riß er die zitternde Sita an seine Seite, zog sich ein wenig zurück und schrie: "Ha, ihr kurzlebigen Wichte, die ihr es wagt, in Einsiedlerkleid und verfilztem Haar und mit Pfeilen, Bogen und Schwert bewaffnet durch den pfadlosen Dandaka Wald zu laufen. Wie könnt ihr mit einer Dame, ich bitte euch, sagt es mir, unter Asketen leben? Wer seid ihr, Sünder, die ihr das Rechte verachtet in der Verkleidung des heiligen Mannes? Ich bin der große Viradha und streife Tag für Tag durch diesen verschlungenen Wald, und immer, mit dem getreuen Eisen bewaffnet, ergreife ich mir einen Heiligen für mein Mahl. Diese junge und schöngestaltete Frau soll die Dame des siegreichen Dämonen werden. Euer Blut, ihr Wesen eines teuflischen Lebens, sollen meine Lippen in der Schlacht trinken."

Er sprach's und Janaks unglückliches Kind zitterte voller Entsetzen wie eine gebrechliche junge Bananenstaude im Sturm. Als Rama sah, wie Viradha die schöne Sita in seine mächtigen Klauen nahm, da rief der Held mit bleichen, vor Entsetzen trockenen Lippen zu seinem Bruder: "O sieh, wie Viradhas Arm meinen Liebling in seinem verfluchten Griff hält. Das Kind von Janaks bestem König, meine Gemahlin mit der tugendhaften Seele, die süße Prinzessin, strahlend von reinem Glanze, die im Schoß von sanfter Freude erzogen war. Nun kommt der Schlag, den Kaikeyi in ihrer dunklen Absicht meinte. Heute wird ihre grausame Seele über dich und mich triumphieren. Obwohl Bharata auf dem Throne sitzt, schauen ihre gierigen Augen noch weiter. Sie wagte es, mich von zu Hause wegzutreiben, mich, den alle Wesen so sehr liebten. Dieser verhängnisvolle Tag bringt endlich der jungen Königin den Sieg, so glaube ich. Ich sehe mit bitterstem Kummer und tiefster Schande einen anderen die Maithili Dame berühren. Weder der Verlust meines Vaters noch der königlichen Macht bekümmert mich so wie diese beklagenswerte Stunde."

So rief der Prinz in seiner Qual und versank in Tränen, von lähmendem Kummer überwältigt. Da ergriff Lakshmana im Zorn das Wort, schnell atmend wie eine gefesselte Schlange: "Wie kannst du, mein Bruder, Ebenbürtiger von Indra, so klagen wie ein im Stich Gelassener, wenn ich an deiner Seite bin, du, der Herr jeder Kreatur und König? Mein rächender Pfeil wird den Dämonen töten, und die Erde soll heute noch sein Blut trinken. Die Wut, die meine Seele zuerst gegen den machtergreifenden Bharata nährte, soll nun diesen Viradha zerstören, gerade wie Indra einen Berg zersplittern läßt. Von diesem Arm mit heftiger Kraft beflügelt soll mein Pfeil mit tödlicher Wucht das Monster in die Brust treffen und seinen Körper zerschmettern."


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