Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 118 - Anasuyas Gaben

Nachdem die heilige Dame, die allen Neid von ihrer Brust verbannt hatte, so zu ihr gesprochen hatte, verneigte sich Sita tief und antwortete sanft: "Kein Wunder, Beste der Damen, daß deine Rede die Pflichten einer Ehefrau lehrt. Auch ich weiß, oh Dame, meinem Mann die rechte Verehrung zu erweisen. Und wäre er der Niedrigste unter den Gemeinen, mit nicht einer Anmut gesegnet, ich würde meinen Ehemann doch nie verlassen. Standhaft würde ich mit ihm alles teilen. Und noch viel mehr, da ich einen Herrn habe, dessen hohe Tugenden weithin erstrahlen: mitfühlend, von hoher Seele, alle Sinne unter Kontrolle, wahrhaft in seiner Liebe, mit gerechtem Geist, wie ein lieber Herr und eine freundliche Mutter. Genau so, wie er aufmerksam und mit Liebe seiner Mutter Kausalya begegnete, war sein Betragen immer auch zu jeder anderen Königin. Der edle Rama verehrt wie ein Sohn vor allem auch diejenigen, auf die sein Vater, der König, nur einen Moment seine Augen richtet, um sie dann wieder zu vergessen. Tief in meinem Herzen bewahre ich die Worte der Mutter meines Herrn, als ich von zu Hause fortging, um den einsamen und furchtbaren Wald zu durchstreifen. Tief eingebrannt in meiner Seele halte ich den Rat meiner Mutter, als ich am Feuer stand und Rama meine Hand in die seine nahm. In meinem Busen halte ich meiner Freunde Empfehlung in Ehren und werde sie niemals vergessen: Es ist einer Frau heiligstes Opfer, wenn sie dem Willen ihres Ehegatten gehorcht. Die gute Savitri folgte ihrem Herrn, und es ward ein hoher Heiliger im Himmel geboren. Für dieselbe Tugend hast du dir bereits den Himmel in Besitz genommen. Und sie (Savitri), mit der keine Dame wetteifern kann, ist nun eine strahlende Göttin im Himmel. Die liebliche Rohini, des Mondes liebe Königin, ist niemals ohne ihren Herrn zu sehen. Und so manche treue Ehefrau wird für ihre reine Liebe verherrlicht."

So sprach Sita, und durch Anasuyas heilige Seele stahl sich sanftes Entzücken. Sie drückte Küsse auf Sitas Haupt und sprach zur Maithili Dame: "Durch lange Riten und asketische Mühen habe ich mir einen reichen Vorrat an Verdienst gesichert. Aus diesem, meinem Reichtum will ich dir einen Segen verleihen, bevor ich dich gehen lasse. Denn aufrecht, weise und wahrhaft war jedes Wort von deinen Lippen, welches meine Ohren vernahmen. Ich liebe dich; laß es meine angenehme Aufgabe sein, dir den Wunsch, um den du bittest, zu gewähren."

Da wunderte sich Sita sehr, und während um ihre Lippen ein zartes Lächeln spielte, rief sie: "Alles ist getan, oh Heilige, nichts bleibt übrig, was ich mir wünschte." Die bescheidene Antwort der Dame ließ Anasuyas Entzücken erst recht aufwallen. "Sita," sagte sie, "meine heutige Gabe soll deine süße Zufriedenheit vergelten. Akzeptiere diese kostbare Kleidung aus himmlischen Stoffen, reich und rar. Diese Juwelen sollen deine Glieder schmücken und dieser wertvolle Balsam von süßem Duft, oh Maithili Dame. Diese meine Gaben werden deinen Körper vor Schönheit glänzen lassen, und der Atem über deiner Gestalt verteilt seinen reinen und anhaltenden Einfluß. Dieser Balsam über deine Glieder verteilt, wird neuen Glanz auf deinen Herrn ausschütten, als ob Lakshmis Schönheit ihre Herrlichkeit an Vishnus eigenes göttliches Antlitz verleiht."

Da nahm Sita das Geschenk der Dame im Namen der Freundschaft an, den Balsam, die Edelsteine und die göttliche Robe und Girlanden aus Blumen gewunden. Dann setzte sie sich verehrend der heiligen Anasuya zu Füßen. Die an Riten und Gelübden reiche Dame wandte sich ihr zu und fragte sie, weil sie eine liebliche Geschichte hören wollte, ihr Ohr zu entzücken: "Sita, es wird gesagt, daß Raghus Sohn deine Hand inmitten von versammelten Freiern gewann. Ich möchte gern hören, wie du die Geschichte erzählst, wie sie damals geschah. Wiederhole alles, was passierte, und erzähle alles vom ersten bis zum letzten."

So sprach die Dame zu Sita. Und sie erwiderte der Asketin: "Dann, Dame, leih mir deine Aufmerksamkeit für die Geschichte bis zum Schluß: König Janak, gerecht, tapfer und stark, der das Rechte liebt und das Falsche haßt, wohl geübt in den Gesetzen der Kshatriyas, regiert über Videha. Eines Morgens führte er den Pflug mit seiner Hand, um das geheiligte Land für Riten zu markieren. Als die Pflugschar die Erde zerteilte, sprang ich als Kind des Königs ins Leben. Als er den Grund glättete und reinigte, entdeckte er mich ganz mit Schmutz beschmiert. Verwundert schaute der König von Videha auf den eben gefundenen Säugling. Voller Liebe für das Kind drückte der Monarch das willkommene Geschenk an seine Brust und rief: 'Meine Tochter ist sie.' Und er sorgte sich um mich wie für sein Kind. Im Himmel über ihm erklang etwas wie eine menschliche Stimme, die sagte: 'Ja, so ist es recht, großer König. Dieses Kind soll von nun an als das deine benannt werden.' Videhas Monarch mit der tugendhaften Seele freute sich über mich in unaussprechlichem Frohsinn, ihn entzückte der neu gewonnene Schatz, der Liebling seines Herzens und seiner Augen. Er übergab seiner Hauptkönigin mit dem heiligem Geist den kostbaren Fund, und sah mich an ihrer Seite aufwachsen, umsorgt mit der Liebe, die nur Mütter kennen.

Als er die Jahre verfliegen sah und erkannte, daß mein Heiratsalter erreicht war, war mein Herr von Sorge gepeinigt. So traurig wie einer, der um seinen Reichtum bangt, sprach er: 'Den Vater einer Maid muß der Spott von heiratsfähigen Männern niederer und hoher Herkunft erwarten. Denn den Vater, der die Jungfrau nicht verheiratet, verachten alle, auch wenn er der Ebenbürtige Indras ist, welcher den Himmel regiert.'

(H.P.Shastri:
Auch wenn der Vater einer Jungfrau Shakra selbst gliche, muß er sich seinem Schwiegersohn fügen, ganz gleich, ob jener ein Ebenbürtiger oder ein Untergebener ist.)

Immer näher, näher sah er den Hohn kommen, der seine Seele mit Furcht erfüllte, auf dem tollwogenden Ozean des Ärgers hin und her geworfen, wie einer, dessen zerschmettertes Boot verloren ist. Mein Vater wußte, woher ich gekommen war. Ich war keine Tochter einer sterblichen Dame. Und in allen Reichen konnte er keinen passenden Bräutigam für mich entdecken. Jede Idee untersuchte er mit sorgenvollen Gedanken, um endlich einen Plan zu ersinnen: 'Ich werde die Brautwahl abhalten mit allen von alters her beschriebenen Zeremonien.'

Es gefiel König Varuna, einem Vater Janaks Köcher, Pfeile und einen himmlischen Bogen zu schenken, als Daksha sein großes Opfer durchführte. Wo ist der Mann, der den Bogen, dieses außerordentliche Geschenk, mit größter Mühe zu spannen oder heben vermag? Nicht einmal im Traum können sterbliche Könige den Bogen spannen oder die Sehne aufziehen. Im Besitz dieses gewaltigen Bogens sprach mein Vater zu den Königen aller Reiche, die sich in der königlichen Halle versammelt hatten: 'Wer immer mit diesem Bogen umgehen kann, der soll der Ehemann meines Kindes sein.' Die Freier schauten mit hoffnungslosen Augen auf den wunderbaren Bogen von monströser Größe, dann baten sie meinen Herrn um ihren Abschied und zogen sich mit erniedrigten Herzen zurück.

Zuletzt kam mit Vishvamitra der Sohn des Raghu, dem Ruhme lieb, um das königliche Opfer anzuschauen. Er näherte sich meines Vaters Heim mit Lakshmana an seiner Seite und in heroischen Taten geübt. Mein Herr unterhielt ehrenvoll den in den Pflichten der Tugend geübten Heiligen, und der wiederum sprach zum König: 'Rama und Lakshmana stammen vom königlichen Dasaratha ab und möchten deinen Bogen sehen, der als so stark gilt.' Das Wunder wurde vor die Augen der Prinzen gelegt, wie es der Brahmane erbeten hatte. Einen Augenblick starrte Rama auf den Bogen, dann legte er die Sehne in die Kerbe und spannte mit mächtiger Kraft den Bogen. Da zersprang der Bogen mit einem gräßlichen Geräusch so laut wie Donnergetöse, welches die Wolken zerteilt, unter der unvergleichlichen Kraft der heldenhaften Arme. Und mein Vater, reinstes Wasser ausschenkend, bot mich dem Rama an. Der Prinz lehnte das Angebotene höflich ab, bis er nicht die Meinung seines Vaters gehört hatte. Es eilten die Boten schnell nach Ayodhya und brachten den alten Monarchen mit zurück. Dann übergab mich mein Vater dem Rama, dem selbstbeherrschten Tapfersten der Tapferen. Urmila, die nächste nach mir, mit allen Gaben geziert und allerliebst anzusehen, verband mein Vater auch dem Hause Raghus und gab sie dem Lakshmana zur Braut. So gewann unter allen Prinzen des Landes der Herr Rama meine jungfräuliche Hand. Und ihn, den höchsten unter allen heroischen Prinzen, liebe ich wahrhaftig."



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