Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 51 - Lakshmanas Klage

Als Lakshmana in unbewegter Liebe seine Nachtwache hielt, ward er von Guha angesprochen, dessen Herz ganz aufgewühlt war: "Geliebter Jüngling, dieses bequeme Bett wurde für dich hergebracht und vorbereitet. Schließe darauf deine Augenlider, mein Prinz, und heile deine Müdigkeit mit süßem Schlummer. Meine Männer sind alle geübt in der Arbeit, doch du mußtest niemals Härte erdulden. Wir alle werden diese Nacht deine Wache übernehmen und den schlafenden Sohn des Kakutstha beschützen. In aller Welt gibt es keinen Atmenden, der mir lieber wäre als Raghus Sohn. Die Worte, die ich spreche, heroischer Jüngling, sind wahr: Ich schwöre es bei meiner Wahrhaftigkeit. Durch seine liebe Gunst wird höchster Ruhm meine Wünsche krönen, darauf vertraue ich. So werde ich in meinem Leben einen reichen Vorrat an Verdiensten ansammeln, gesegnet mit Freude und Gewinn. Während Raghus Sohn und Sita in glücklichem Schlummer eingehüllt liegen, werde ich meinen Freund mit meinem vertrauten Bogen in der Hand und all meinem Gefolge bewachen. Für mich, der ich oft durch diesen Wald streife, ist darin nichts neu oder fremd. Wir könnten mit diesen Kräften einer vierfachen Armee der Feinde widerstehen."

Da antwortete der königliche Lakshmana: "Mit dir als nahen Wächter, dessen treue Seele das Recht achtet, könnten wir heute Nacht schon furchtlos ruhen. Aber wie kann ich schlafen, wenn Rama sein Haupt mit Sita auf sein niedriges Lager bettet? Wie kann ich mich da um das Leben sorgen, oder irgend etwas, was strahlend und schön ist? Schau nur den siegreichen Helden an, dessen Macht der von Göttern oder Unholden ebenbürtig ist im Kampfe, wie er nun mit Sita auf seinem Bett aus Gras schläft. Durchdrungen von Hingabe, Text und Gebet wurden viele Riten von ihm mit Sorgfalt durchgeführt. Er ist der Erste von seines Vaters Söhnen, und er erstrahlt von vielen günstigen Zeichen. Kurz, ja kurz wird das Leben des Monarchen sein, nun, da sein lieber Sohn zur Flucht gezwungen ist. Und bald schon wird das verwitwete Reich untröstlich um seinen Herrn trauern. Jede Klagende wird zur Genüge geweint haben, und die Angstschreie sind nun verstummt. In des Königs Halle fühlt sich jede Dame vor lauter Kummer ganz dumpf. Die erste traurige Nacht voller Weinen, so denke ich, wird jede sorgende Königin umbringen. Ist Kausalya noch am Leben? Meine Mutter wird wohl kaum noch atmen. Doch wenn ihr Herz auch gerne bräche, sie wird um Shatrughnas Wohl ausharren. Kausalya jedoch, die Mutter des Helden, muß unter der entmutigenden Trauer zusammensinken. Diese Stadt, von vielen Tausenden gefüllt, deren Herzen mit Liebe zu Rama schlagen, der Welt Entzücken, so reich und schön - um den König trauernd wird sie seinen Tod teilen. Die Hoffnungen, die er liebevoll hegte, sind vergangen. Ayodhyas Thron ist für Rama verloren. Mit klagenden Rufen - zu spät! zu spät! - wird mein Herr, der König, seinem Schicksal begegnen. Und wenn mein Vater gestorben ist, sind jene glücklich zu schätzen, denen das Los anheim wird, mit aller frommen Sorge ihren Anteil an seinen Begräbnisriten zu tragen. Oh, könnten wir doch zumindest mit Freude die Jahre des Exils überstehen und nach Ayodhya zurückkehren mit ihm, der sein Versprechen wohl einhält."

Während so der hochbeseelte Held in wildem Klagen seine Sorgen offenbarte, ganz schwach von der Last, die auf ihm lag, vergingen die Stunden der Nacht. Eifrig um das Wohl seines geliebten Bruders und des Volkes besorgt, sprach er Worte der Wahrheit aus, und König Guha trauerte, wie er seinen Kummer sah. Durch den Schicksalsschlag ward sein Herz schwer getroffen, und er gab er seinen Tränen freien Lauf wie eine verwundete Schlange.


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