So sprach Rama zu seinem Bruder, und Lakshman beugte sein ermattetes Haupt. Abwechselnd von Trauer und Stolz bewegt, hielt er seine Gedanken für eine Weile in der Mitte. Doch dann, in einem Anflug von Ärger runzelte der Jüngling seine Stirn und atmete scharf und schnell wie eine Schlange in ihrem Loch mit Zorn in der Seele. Seine drohenden Augenbrauen waren so finster gewölbt, und seine Augen blitzten gefährlich nach allen Seiten, daß ihrem Blick niemand begegnen mochte wie dem eines wütenden Löwen. Und wie ein wilder Elefant erhob er sich gewaltig und schüttelte seine Hände hoch empor. Seinen Kopf drehte er erst nach rechts und links, beugte ihn dann, um ihn sogleich wieder zu voller Höhe zu erheben. In seiner Erregung tastete er nach dem Schwert, welches den Feinden so manche tiefe Wunde beigebracht hatte. Mit Seitenblicken bedachte er seinen Bruder und erwiderte in feurigen Worten: "Dein rascher Entschluß, die eifrige Hast und deine mächtige Angst sind ganz überflüssig: Hier ist kein Platz für die Forderungen der Pflicht und kein Grund, den Tadel der Menschen zu fürchten. Kann ein Mutiger wie du mit dem Argument eines Feiglings übereinstimmen? Und die Herrlichkeit der Kriegerkaste mit zaghafter Rede auf den Lippen entehren? Kann jemand wie du so falsch reden, das Schicksal so erhöhen und Schwäche eingestehen? Kannst du dich ohne Zweifel immer noch zurückhalten vom Argwohn gegenüber den beiden Sündigen? Kannst du höchst Pflichtbewußter nicht erkennen, daß sie ihre Herzen nur dem Schein der Pflicht widmen? Mit Betrug haben sie ihre Züge gesetzt, und nun wird ihre Mühe belohnt. Gewiß haben sie schon vor langer Zeit in dieser betrügerischen Absicht übereingestimmt, oh Rama. Er gewährte einst den versprochenen und so lang zurückgehaltenen Wunsch, und sie gewann. Ich kann es nicht ertragen, mein Bruder, einen anderen Erben auf dem Thron zu sehen mit Riten, welche das ganze Volk haßt. Oh erdulde diese Leidenschaft! Die Pflicht, mit der du prahlst, führt deine Schritte vom Pfade der Tugend weg und widerspricht dem Rat deines Herzens, was ich verabscheue, oh Stolzbeseelter. Willst du, wenn die Kraft und die Macht dein sind, dich dieser verabscheuungswürdigen Absicht fügen? Und den gottlosen Befehl deines Vaters erfüllen, diesem Sklaven von Kaikeyis Willen? Aber wenn du weiter deine Augen verschließen und den Betrug, der hierin liegt, nicht sehen willst, dann schmerzt meine Seele, und ich trauere schwer. Dann scheint mir Pflicht nur ein verachtungswürdiges Ding zu sein. Kannst du nur einen Moment daran denken, dieses als Feinde verbundene Paar, was für Liebe und Sorglosigkeit lebt und unter zärtlichsten Namen seinen Haß verbirgt, entgegen deinem Frieden zufriedenzustellen? Nun, wenn dein Urteilsvermögen diesen Plan von ihr und ihm weiterhin dem Schicksal zuweist, kann mein Geist niemals zustimmen. Und ach, laß dich darin von mir führen.
Schwach und ohne jeglichen männlichen Stolz sind die, die sich der Herrschaft unterwerfen, die dem Schicksal zugeschrieben wird. Die auserwählten Seelen, die edlen Großen schätzen die Führung des Schicksals gering gegenüber dem Bogen. Und der, der sich ängstet, sein Schicksal mit energischen Taten und männlicher Seele zu steuern, wird seine Hoffnungen vom drohenden Schicksal bestürmt sehen. Verzage nie, geh unbewegt durch alle Not. An diesem Tag soll die Menschheit die Kraft des Schicksals und die menschliche Stärke recht kennenlernen, so daß der Abgrund, der zwischen einem Menschen und dem Schicksal liegt, klar zu sehen ist. In dieser Stunde sollen die Bürger, die bereits Zeuge seines Eingreifens und des Einhalts deiner Weiheriten waren, sehen, wie ich die Macht des Schicksals unterwerfe. Meine Kraft soll das Schicksal abwenden, welches mit furiosem Schlage droht, wie ein Elefant, der in ungehindertem Zorn den Stachel des Reiters verachtet. Nicht einmal die großen Herren, deren schlaflose Macht die Welten beschützt, sollen den Ritus verhindern, auch wenn Erde, Himmel und Hölle ihre Kräfte vereinen. Und sollen wir dann unsere Herren fürchten? Denn, wenn ihr Geist sich deiner sinnlosen Verbannung verschrieben hat, oh König, sollen sie selbst zweimal sieben Jahre im einsamen Wald im Exil leben. Ich werde die Hoffnungen vernichten, die Königin Kaikeyi und unseren Vater befeuern, daß dies Hindernis ihrem Sohn Bharata Vorteil bringen und ihn zum König machen wird. Die Kraft des Schicksals kann niemals der Kraft meiner energischen Hand widerstehen. Und wenn Gefahr und Not uns bestürmen, wird meine furchtlose Stärke dennoch siegen. Einige tausend Jahre sollen vorüberziehen, bis der Wald deine Heimat sein wird. Dann werden deine guten Söhne erfolgreich das Königreich erhalten, welches ihr Vater beherrschte. Der königliche Heilige, der einst regierte, hat diese Ruhe für alte Könige angeordnet: Sie sollen ihren Söhnen ihr Reich übergeben, so daß jene es wie Herren in Ehren halten. Oh fromme Seele, wenn du das Imperium ablehnst, welches rechtens dein ist, und nur, weil der König außer sich darniederliegt, wird sich Aufruhr im Staate erheben. Ich werde der Wächter deines Reiches sein, wie das Meeresufer die See beschützt, oder ich soll kein Heim in allen Welten finden, welches einer Heldenseele zusteht. So vertreibe deine leere Furcht und sei mit blühenden Riten geheiligt. Die Herren der Erde mögen umsonst streiten, meine Kraft soll all ihre Kräfte bezwingen. Mein Armepaar und mein kriegerischer Bogen sind nicht für stolze Leere gedacht. Für nichts anderes als Unterstützung sind diese Pfeile gemacht, und meine Klinge unterbindet böse Absichten, indem sie den Feind tödlich durchbohrt - dies ist die Aufgabe von allen und jedem. Doch für klein erachte ich die Liebe, die ich dem zeige, den ich für meinen Todfeind halte. Sobald mein Schlachtenstahl blank ist, werden seine Blitze durch die Luft wirbeln. Ich fürchte keinen Feind, noch stehe ich bestürzt, auch wenn Indra selbst den Blitz schleudert. Dann werden die Wege schwer zu passieren sein, weil sich Unmengen von ruinierten Wagen sammeln, weil Elefanten, Männer und Pferde zermalmt von der mörderischen Schlacht bluten und weil Beine und Köpfe sich zu Bergen auftürmen unter den gewaltigen Streichen meines Schwertes. Geschlagen durch meine scharf geschwungene, schlachtende Klinge sollen deine Feinde bestürzt fallen, wie turmhohe Berge entzwei gerissen werden oder Gewitterwolken, die im Regen bersten. Wenn ich mit Keule und Handschuh bewaffnet stehe und meinen vertrauten Bogen in der Hand habe, wer kann sich wohl solcher Macht rühmen? Wer wagt es, den du zu den Männern zählst, mir dann entgegenzutreten? Dann will ich meinen Pfeilen freien Lauf lassen und damit Mann, Elefant und Pferd gleichermaßen schlagen. Jeden einzelnen sollen viele Pfeile treffen, und viele Feinde werden unter einem sterben. Diesen Tag soll die Welt meine Kraft sehen, daß niemand in Waffen sich mit mir messen kann. Meine Stärke soll den Monarchen demütigen und dich, Herr, auf den herrlichen Platz setzen. Diese Arme sollen Sandelduft ausatmen und mit goldenen Ornamenten verziert sein. Diese Hände sollen kostbare Geschenke verleihen, sollen den Freund bewachen und den Feind schlagen. Ein edler Dienst soll heute geschehen und in Ramas Sache kämpfen, um die Räuber an deinen Rechten aufzuhalten.
Sprich Bruder, sage mir deiner Feinde Namen, daß ich sie in kämpferischem Streit von Gefolge und Ruhm trenne, von Glück oder Leben. Sag, wie all dieses seeumgürtete Land unter deine Herrschaft zu bringen sei. Ich stehe hier als dein treuer Diener, zu hören und zu gehorchen."
Da suchte der Stolz der Raghufamilie des traurigen Lakshmanas Herz zu trösten, während langsam eine Träne unaufhaltsam des Helden Wange herabrann: "Den Befehlen meines Vaters, "rief er "werde ich mich niemals widersetzen. Was immer auch geschieht, ich folge dem Pfad, den die Pflicht aufzeigt."