Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 20 - Kausalyas Klage

Aber in des Monarchen Palast, nachdem Rama das Gemach verlassen hatte, erhoben die klagenden Frauen ein mächtiges Wehgeschrei und wildes Lamentieren: "Weh, er, der immer frei seine Pflicht getan, bevor noch sein Herr darum bitten mußte, unsere Zuflucht und sichere Verteidigung, wird heute noch ins Exil gehen. Er vergalt immer höchst zärtlich und liebevoll die Zuneigung von Kausalya, und wie er seine Mutter behandelte, so war er auch mit uns von Kindheit an. Über schmerzende Dinge würde er nie sprechen, und unter Schmähungen bleibt er ruhig und sanft. Er besänftigt die Zornigen und heilt die Verwundeten. Heute verläßt er uns ins Exil. Unser Herr, der König, ist höchst unweise; er betrachtet das Leben mit senilen Augen und wirft in seiner Narrheit der Welten Schutz, ihre Hoffnung und Beständigkeit fort." So klagten die Damen in ihrem Schmerz, wie Mutterkühe, die ihrer Kälber beraubt wurden. Und unter Weinen und Klagen bestürmten sie mit kühnem Vorwurf den König. Ihre Klagen vermischt mit Tränen trafen die Ohren des Königs mit neuer Pein, und er, brennend vor unerträglichem Kummer, fiel auf sein Lager zurück und seine Sinne schwanden.

Es ging Rama mit Lakshmana zu den Gemächern von Königin Kausalya, gepackt von Leid, welches sein bewegtes Herz kaum beherrschen konnte und wie ein Elefant ächzend. Dort saß ein Wächter vor dem Tor, dessen hohes Alter von allen höchst verehrt wurde, und bewachte die Räume von vielen anderen umgeben. Schnell sprangen die Wächter auf ihre Füße und laut erklangen die Rufe: "Heil Rama!" als sie sich vor ihm, dem Ersten der überragenden Sieger, verbeugten. Er durchquerte einen Hof und erblickte im nächsten die Meister der Veda Texte, eine Schar Brahmanen, gut und heilig, dem König lieb des Alters und der Traditionen wegen. Vor ihnen verneigte er sein demütig Haupt und schritt weiter zum nächsten Hof. Alte Damen und zarte Mädchen waren dort postiert, um die Türen zu bewachen. Sobald sich Rama nahte, flohen alle entzückt zu Kausalyas Gemächern, um ihr die geliebte Botschaft zu Ohren zu tragen.

Die Königin hatte mit Riten und Gebeten die Nacht in sorgsamer Wacht verbracht, und um ihrem Sohn zu helfen, am Morgen dem Vishnu heilige Opfer dargebracht. Fest in ihren Gelübden, in gelassener Freude und in fleckenlose Leinenroben gehüllt, wie es die Texte gebieten, hatte sie um Wohlwollen gebeten, als sie ihre Opfergaben in das Feuer schüttete. Rama kam in ihre glanzvolle Kammer und sah, wie sie die heilige Flamme nährte. Überall waren Öl und Korn, und es standen Gefäße und Kränze, Speisen und Milch und Holz, Sesam und Reis, all die Elemente des Opfers bereit. Sie war ermüdet und bleich vom vielen Fasten und der Nachtwache und gekleidet in reinste weiße Kleidung, als sie der Königin Lakshmi ein Trankopfer darbrachte. So lange getrennt von ihm, eilte sie dem Liebling ihrer Seele entgegen, wie eine Stute mit schnellen Füßen rennt, um ihr zurückgekehrtes Fohlen zu begrüßen. Er hielt mit festem Griff die Königin in seinen Armen, als sie sich ihm nahte, und von mütterlicher Liebe bewegt, ihre Arme um ihn schlang. Sie küßte ihren Heldensohn, den unvergleichlichen Jungen, auf die Stirn und segnete ihn mit Stolz und Freude in liebevollen Worten: "Sei wie die königlichen Herren von einst, die noblen Guten, die Hochbeseelten. Ihre langen Tage und ihr Ruhm seien dein, und ihre Tugend, wie es deinem Geschlecht geziemt. Sieh, der fromme König, dein Vater, macht sein Versprechen dir gegenüber wahr. Diese Wahrheit wird dein Herr heute zeigen und dir die Herrschaft übertragen."

So sprach sie. Rama nahm den angebotenen Stuhl, und als sie ihren Sohn zum Essen nötigte, da hob er seine gefalteten Hände und von Scham berührt antwortete er der königlichen Dame:

"Liebe Mutter, du weißt noch nichts von der drohenden Gefahr und dem schweren Leid. Vom Kummer, der dich, Sita und Lakshmana schwer drücken wird. Welchen Sinn machen jemandem wie mir noch solche Stühle? Heute noch gehe ich in den Dandaka Wald. Die Zeit ist gekommen, die keine seidenen Lager und vergoldeten Stühle benötigt. Ich muß in die einsame Wildnis gehen, mich üppigem Essens mit Fleisch enthalten und dort von Wurzeln, Früchten und Honig leben, von Einsiedlernahrung für zweimal sieben Jahre. Der König will der Hand des Bharata die Herrschaft übergeben, die ich dachte zu erhalten, und mich, einen Eremiten, will er zum Dandaka Wald senden, daß ich meine Tage dort verbringe."

Sie fiel zu Boden, als wenn die Axt eines Waldarbeiters einen Salbaum gefällt hätte. So fällt eine Göttin aus ihren strahlenden Hallen im Himmel. Als Rama sie am Boden liegen sah, von diesem schweren Schlag niedergestreckt, da wand er seine Arme um sie und richtete die Ohnmächtige auf. Seine Hände stützten sie wie eine Stute, die fühlt, daß die Last viel zu schwer für sie ist, die übermüdet auf den Weg niedersinkt und alle ihre Glieder mit Staub bedeckt. Er besänftigte sie in ihrer elenden Not mit liebender Berührung und sanfter Liebkosung. Sie, die bereit gewesen war, dem höchsten Glück zu begegnen, sah den Helden an ihrer Seite an und sprach zu ihrem Sohn unter vielen Tränen, während Lakshmana sich näherbeugte: "Ach wärest du, Rama, nie geboren, ein Kind, daß seine Mutter weinen macht. Der Freude beraubt, eine kinderlose Königin, solche Qual habe ich nie zuvor erblickt. An die kinderlose Ehefrau heftet sich eine stechende Not: 'Ich habe kein Kind, kein Kind habe ich.' Ein anderes Elend gibt es nicht. Als ich damals lange und vergebens versuchte, meines Gatten Liebe und Glückseligkeit zu gewinnen, da setzte ich alle meine Hoffnungen in dich, Rama, und träumte, ich wäre wieder glücklich. Ich, die Erste und Beste unter den Gemahlinnen, muß der Rivalin Spott und Spaß ertragen und ihre leidbringenden Worte, obwohl ich doch viel besser bin als sie. Welche Frau kann so verdammt sein und in einem elenderen Schicksal vergehen als ich? Die ihre hoffnungslosen Tage weiter leben muß in einem Kummer, der nie enden wird? Sie verschmähten mich, als mein Sohn in meiner Nähe war. Wenn er verbannt ist, muß ich sterben. Mich, die mein Gatte niemals auszeichnete, wird vom Gefolge Kaikeyis mit grenzenloser Frechheit verachtet, obwohl mein Rang der Höhere, und sie mir nicht ebenbürtig ist.

(M.N.Dutt: "Durch die Mißachtung meines Ehemannes wurde ich zutiefst beleidigt und bin den Dienerinnen von Kaikeyis Gefolge gleich oder sogar minderwertiger als sie.")

Und die, die mir weiterhin dienen oder die alte Treue nicht vergessen, werden meine Blicke mit stummen Lippen meiden, wann immer sie Kaikeyis Sohn (auf dem Thron) sehen. Wie, oh mein Liebling, soll ich die Drohung in Kaikeyis Blicken ertragen und, in meinem niederen Stand, dem Spott lauschen von jemandem, der so leidenschaftlich ist? Seit siebzehn Jahren, seit du auf der Welt bist, sitze ich hier einsam und verlassen und warte. Ich hoffte auf den gesegneten Tag, der mir Befreiung von meinem Leid durch dich bringen würde. Nun aber kommen endlose Trauer und das Böse so schrecklich daher, daß ich es nicht lange ertragen werde. Von Alter und Kummer wund, werde ich unter dem Spott und der Verachtung meiner Rivalin niedersinken. Wie soll ich meine langen, einsamen Tage in dunkler Sorge überstehen, ohne meines Ramas Gesicht zu sehen, daß so hell wie der volle Mond strahlt und meine Blicke entzückt? Nun, meine Sorge, deine Schritte zu begleiten, und alles Fasten, die Gelübde und Gebete waren umsonst. Hart, hart, denke ich, muß dieses Herz sein, daß solchen Schlag hinnimmt, ohne zu zerbrechen; wie ein großes Flußufer, daß durch die Fluten der Regenzeit zerbirst.

Nein, ein schnelles Schicksal tötet nicht, noch gebührt mir Platz in Yamas Hallen oder trägt mich der Tod zu meinem Verhängnis, wie die weinende Beute des Löwen. Hart ist wohl mein Herz und aus Eisen gemacht, denn es bricht nicht von dem zerschmetternden Schlag. Noch fühle ich unter diesen stechenden Schmerzen meine leblose Gestalt niedersinken. Der Tod wartet auf seine Stunde, er nimmt mich jetzt nicht mit. Aber dieser traurige Gedanke vermehrt meine Pein: daß Gebete, Großzügigkeit, Fasten, Gelübde und himmelwärts gerichteter Dienst ganz vergebens sind. Weh mir, weh mir! Mit fruchtloser Mühe suchte ich mit strengen Riten ein Kind: So werden Samen auf unfruchtbaren Boden geworfen, liegen dort ohne Leben und sind ganz wertlos. Wenn je ein armer Teufel kummervoll trauernd vor seiner Stunde in den Tod fliehen könnte, so würde ich, klagend wie eine verlassene Kuh, noch heute zu den Toten fliehen."


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