Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 6 - Die Stadt wird geschmückt

Nun nahm Rama sein reinigendes Bad, zog den Geist von weltlichen Gedanken ab und betete mit seiner großäugigen Gemahlin zu Narayana, wie es ein Geweihter tun sollte. Er hob die volle Kanne mit dem heiligen Öl über seinen Kopf und übergab das Opfer für den heiligen Herrn der geschürten Flamme. Dann nippte er am Rest und bat Ihn um Segen und Hilfe. Mit geschlossenen Lippen und friedlichem Geist begab er sich mit seiner Dame an Vishnus Altar auf einem Lager aus ordentlich ausgebreitetem, heiligem Gras zur Ruhe, während des Prinzen Gedanken immer den hohen Gott Narayana suchten. Zur letzten Wache vor Ende der Nacht erhob sich Rama von seinem Lager und bat die Dienerschaft, seinen Palast für den feierlichen Morgen zu schmücken. Er hörte die Sänger und Heralde vielversprechende Weisen voller Freude und Lob darbringen, und atmete tief, um dann mit unterdrückter Stimme den Hymnus für die morgendlichen Riten zu sprechen. Sodann pries er laut mit demütig gesenktem Haupt den siegreichen Feind des Madhu und, in reine Leinenroben gehüllt, bat er die Priester, ihre segnenden Stimmen zu erheben. Dieser Bitte gehorsam verkündeten die Brahmanen allen den Feiertag. Die Stimmen der Brahmanen klangen tief und lieblich durch die gefüllten Straßen, und mit vielfachem Echo tönte die Nachricht durch Ayodhya von vielen lauten Instrumenten begleitet. Alle Menschen freuten sich zu hören, daß Rama mit seiner lieben Gefährtin bis zum Morgenlicht gefastet hatte, um den Ritus vorzubereiten. Schnell verbreitete sich die frohe Botschaft durch die menschengefüllte Stadt. Und als die Morgendämmerung hereinbrach, begann ein jeder, die Stadt zu schmücken.

In allen glänzenden und hübschen Tempeln, die wie weiße Wolken in den Himmel ragten, in den Straßen, wo sich die Kreuzwege trafen, wo heilige Feigenbäume gepflanzt waren, in offenen Plätzen, in geheiligten Schatten, wo Händler in Läden ihren Reichtum ausstellten, in allen herrschaftlichen Häusern der Großen und Wohlabenden, wo immer sich Menschen gerne trafen oder ein Baum die Straße zierte - da flatterten lustige Wimpel im Wind, und farbige Bänder wurden um die Stämme gewunden. Klar erklangen die Stimmen der Sänger, als sie eines jeden Herz und Ohr verzauberten. Hier strahlten Schauspieler in glänzender Kleidung, dort vereinten sich die Stimmen tanzender Frauen zum Chor. Jeder hatte mit seinem Freund viel über die Inthronisierung von Rama zu bereden; ja, sogar die Kinder, als sie im Schatten der Hüttentür spielten. Die königliche Allee war mit Blumen bedeckt, welche liebende Hände in Hülle und Fülle ausgestreut hatten. Hier und da mischten sich reiche Düfte mit denen der Blumengirlanden, und alles war frisch und hell und lieblich in Erwartung des kommenden Ritus. Um in weiser Voraussicht die mitternächtliche Düsterkeit mit geborgter Flamme erstrahlen zu lassen, errichtete die Menge hier und dort fröhliche Laternen in den Straßen. So ward die Stadt in ihrer ganzer Weite mit festlicher Zierde geschmückt.

Die Menschen in der Stadt, die den Ritus sehen wollten, schlossen sich in Höfen und auf Plätzen zusammen und priesen den guten König in ihren Gesprächen: "Unser hochbeseelter König! Er wirft wahrlich Ruhm auf das alte Königsgeschlecht der Ikshvakus. Er fühlt der Jahre drückendes Gewicht und erhebt seinen Sohn zum Teilhaber. Uns wird die Wahl des Rama zum Herrn und König große Freude bringen. Ihm sind die Guten und die Schlechten bekannt, und er wird lange sein Eigentum beschützen. Kein Hochmut mag seine besonnene Brust anschwellen lassen, denn äußerst gerecht ist er und liebt seine Brüder sehr. Und auf uns alle weitet er seine Liebe aus, schätzt uns wie Brüder und Freunde. Lang möge unser König im Leben verweilen, der gute, makellose Dasaratha, durch dessen höchste Gunst wir bald Rama als unseren gesalbten König sehen werden." Solcherart waren die Worte, welche die Leute in der Stadt sprachen, und die Menschen vom Lande hörten zu, während sie sich, durch die frohe Botschaft aufgerüttelt von Norden, Osten, Westen und Süden kommend, zusammendrängten. Ihr sehnsüchtiger Wunsch ließ sie zu Ramas Weihe eilen, und so füllten die Dorfleute aus allen Richtungen die weite Stadt Ayodhya. Hier und dort wob die Menge hin und her, und überall erhob sich langes und lautes Gemurmel, als ob der Vollmond den Himmel überflutet und die Wellen des Ozeans mit Donnern bewegt. Und während die Bauern sich ihren Weg bahnten, donnerte die Stadt, wie Indras schönes Heim und so stürmisch wie der Ozean, in dem die flutgeborenen Monster spielen.


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