Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 3 - Dasarathas Anordnungen

Mit hocherhobenen, wie zu einer Lotusblüte gefalteten Händen stimmte der Monarch der Bitte zu und sprach die wohlwollenden Worte: "Große Freude und gewaltiger Ruhm sind mein, denn die liebenden Herzen dieser ganzen Versammlung neigen sich eindeutig zu dem Entschluß, meinen Rama auf den Thron zu berufen." Dann wandte sich der Monarch zum nahe stehenden Vasishta und zu Vamadeva mit lauter und klarer Stimme, so daß alle es vernehmen konnten: "Wir haben den reinen und lieblichen Chaitra (Frühlingsmonat), und alle Blüten hängen süß duftend an jedem Zweig. Bereitet alles Nötige schnellstens vor, damit Rama zum Thronfolger berufen werden kann."

Da brach das Volk in Entzücken aus, und man hörte laute Lobeslieder und frohe Rufe. Als der Tumult sich langsam wieder legte, sprach der König zum heiligen Priester: "Beaufsichtige, du Heiliger, die kommenden Riten mit aufmerksamer Achtung. Mögen heute noch alle Dinge bereit sein und auf die Weihe meines ältesten Sohnes warten."

Vasishta, dieser Beste der Menschen unter denen mit zweifacher Geburt, hörte den Herrn der Erde und gab der Menge der Diener, die mit gefalteten Händen auf ihres Meisters Blicke warteten, das Kommando: "Sorgt bis zum morgigen Tagesanbruch für reichlich Gold und Kräuter und kostbare Juwelen, auch Opfergaben, Kränze aus weißen Blumen, gerösteten Reis, Honig und Öl, und außerdem für neue Kleidung und eine Staatskarosse. Wir brauchen einen Elefanten, der mit glückseligen Zeichen gesegnet ist und das vierfache Heer in geordneten Reihen, den weißen Schirm, ein Paar Wedel und ein schönes Banner, Hunderte von Vasen, eine Reihe an der anderen, die glänzen wie das herrlich glühende Feuer, dann das Fell eines mächtigen Tigers und einen schönen Stier mit vergoldeten Hörnern. All diese Dinge müßt ihr in der morgendlichen Dämmerung um den königlichen Altar aufstellen, wo des Feuers unsterbliche Strahlen brennen. Schmückt jede Palasttür und jedes Stadttor mit Sandelkränzen, und laßt die Wolken von Weihrauchduft sich mit dem Duft von Blumengirlanden mischen. Laßt edle Nahrung von gutem Geschmack für Hunderttausende vorbereiten und frischen Quark mit Strömen von Milch begießen, damit die Menge der Brahmanen speisen kann. Mit Sorgfalt sollen all ihre Wünsche erfüllt werden, und verteilt unter den führenden Zweifachgeborenen mit großer Freigebigkeit am frühen Morgen große Mengen von Öl, Milch und geröstetem Mais.

Sobald dann die Sonne ihr Licht zeigt, verkündet die Gebete, die den Ritus segnen. Dann ruft ihr all die Brahmanen zusammen und geleitet sie zu ihren Plätzen. Laßt alle geschickten Musikanten und strahlenden Tänzerinnen in großer Zahl in der zweiten Reihe ihre Position innerhalb des Königspalastes beziehen. Umwindet jeden heiligen Baum und jeden Schrein mit Blätter- und Blumenkränzen und laßt hier und dort im Schatten Nahrung und Geschenke verteilen. Und dann sollen sich die edelsten Soldaten in strahlender Rüstung und kriegerischer Aufmachung, gegürtet mit dem langen Schwert an ihren Oberschenkeln, aufmachen und zum prächtigen Hof des Monarchen marschieren." Solcherart gab das Paar der Zweifachgeborenen ihre Anweisungen an die rege Dienerschaft weiter. Dann eilten sie zum König und berichteten ihm von der Beförderung aller ihrer Aufgaben. Der König sprach zum weisen Sumantra: "Nun schnell, mein Herr, besteige deinen Wagen und bringe mir, so schnell du vermagst, meinen Sohn, den edlen Rama, hierher." Noch bevor das Wort verklungen war, lenkte dieser seinen Streitwagen vom Hofe und ließ Rama, den Besten derjenigen, die in Wagen fahren, neben sich Platz nehmen.

Die Fürsten der Länder waren aus Ost, West, Süd und Nord herbeigeeilt, Arier und Fremde, auch all jene, die im wilden Walde lebten oder in den Hügeln. Sie alle zeigten dem Könige ihre Verehrung an diesem Tage, ganz wie die Götter dem Indra. Wie Vasava (Indra), dessen prachtvolle Gestalt von den Sturmgöttern umringt wird, saß der König in seiner Halle von Fürsten umgeben und beobachtete seinen streitwagen-geborenen Rama sich nähern. Rama, der wie der Herr der himmlischen Sängerscharen daherkam(1), mit starkem Arm und gemessenem Stolz, mit dem großem Schritt eines wilden Elefanten und so schön von Angesicht wie der liebliche Mondstein, der aus Mondstrahlen sich formt, mit noblen Gaben und einer Anmut, welche die Herzen aller gewinnt und jeden Blick auf sich zieht, und so welterfreuend wie der Regengott, wenn seine Fluten die verdorrten Ebenen erlösen. Der Vater starrte mit immerdurstigen Blicken, als sein Sohn sich nahte. Sumantra half dem Prinzen abzusteigen vom prächtigen Wagen, und als jener zum König schritt, folgte er ihm ehrfürchtig nach. Auf seinem Weg zum König erklomm Rama die Terrasse wie den Gipfel des Kailash und gelangte in die Gegenwart des Königs, von Sumantra dicht gefolgt. Als er seinem Vater von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, erhob er seine demütig gefalteten Hände, sprach seinen Namen aus und verbeugte sich tief, um ehrfürchtig seines Monarchen Füße zu berühren. Doch sobald Dasaratha den Prinzen in demütiger Haltung erblickte, ergriff er dessen Hand, hob ihn eilig auf und umarmte seinen geliebten Sohn. Dann wies er ihm einen schönen Sitz zu, mit Juwelen geschmückt, goldbeglänzt und dicht an seiner Seite. Und Rama, der Beste des Raghu- Geschlechts, ließ den schönen Sitz mit Glanz erstrahlen, als ob die Sonne des Orients aufgeht und ihre reinen Strahlen auf den himmlischen Meru ergießt. Der Glanz ließ Dach und Wände erstrahlen, und die Halle ward durchdrungen von einem seltsamen Lichte, ganz wie der Mond mit seinen reinen Strahlen den herbstlichen Sternenhimmel erleuchtet. Als der Vater seinen lieben Sohn ansah, da schwoll seine Brust vor Stolz und Freude, denn er sah in dessen Antlitz sich selbst wieder wie in einem klaren Spiegel. Der alternde Monarch schaute so eine Weile und sprach dann mit einem Lächeln zu seinem Sohn, ganz wie Kasyapa, den die Welten verehren, zum Gott der Götter spricht, damit er höre: "Oh du liebster unter meinen Söhnen, du Tugendhafter, deines Vaters Ebenbild, du Kind meiner ersten Gattin, die mir gleicht in ihrer stolzen Abstammung. Weil die Herzen der Menschen dir verbunden sind durch die guten Eigenschaften, die man in dir findet, wirst du in der günstigen Stunde Pushya mein Partner in der königlichen Macht werden. Ich weiß, daß du in deiner Natur sowohl Bescheidenheit als auch andere große Vorzüge vereinst. Aber obwohl deine Gaben keinen Rat benötigen, rät mir meine Liebe doch zu einer freundlichen Rede. Mein lieber Sohn, sei immer bescheiden und regiere jeden Sinn mit festem Willen. Halte dich von allem Bösen fern, welches von der Herrschaft von Leidenschaft und Zorn herrührt. Bewahre dir deinen edlen Pfad, im Geheimen und im Öffentlichen, und strebe mit allem Eifer danach, eines jeden Ministers und Untertanen Liebe zu gewinnen. Der glückliche Prinz sieht mit Stolz auf sein prächtig gedeihendes Volk. Seine Waffenkammern sind mit Waffen und seine Schatztruhen mit goldenen Vorräten gut gefüllt. Seine Freunde jubeln ihm zu, ganz wie die gesegneten Götter sich einst freuten, als das Amrit ihre eifrige Suche krönte. Gut so, mein Kind, bewahre deinen Kurs und halte deine Seele von allem Üblen frei."

Die anwesenden Freunde von Rama suchten, ihrem Herrn eine Freude zu machen, und rannten zu Kausalyas Gemächern, um die frohe Botschaft zu verkünden, die sie beglücken würde. Sie, die Höchste der Damen, belohnte die Boten mit vielen Juwelen, Gold und Vieh. Dann zeigte Rama seine Ehrerbietung, bestieg den Wagen, zog sich zurück und fuhr zu seinem glänzenden Wohnsitz, während die Menge ihn verehrte. Die Menschen waren erst ganz außer sich vor Freude, als ihre willigen Ohren die Rede des Monarchen vernommen hatten, so als ob sie reiche Geschenke erhalten hätten. Mit bescheidenem und leisem Gruß gingen sie dann nach Hause und begannen dort, mit glücklichen Herzen zu allen Göttern zu beten.


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(1) Chitraratha, der König der Gandharvas