Pushpak Ramayana Buch 1Zurück WeiterNews

Canto 39 - Die Söhne des Sagar

So trug der heilige Mann in süßer und klarer Rede seine Geschichte dem Rama vor und fuhr mit einer weiteren Legende fort: "Es regierte vor langer, langer Zeit ein frommer Monarch über Ayodhya. Sein Name war Sagar. Er war kinderlos und wünschte sich gar sehr welche. Seine verehrte Gefährtin Kesini mit dem schönen Gesicht kam aus der königlichen Familie des Vidharba und war berühmt für ihre Frömmigkeit und Wahrheitsliebe von früher Jugend an. Sumati, die liebliche Tochter von Arishtanemi, war seine zweite Gemahlin, mit der sich keine Maid auf der weiten Erde in Schönheit vergleichen konnte. Mit seinen beiden Königinnen ging der Monarch davon, um schwere Tage in inbrünstiger Buße an des Himalayas Bergesflanke zu verbringen, wo das Bächlein mit Namen Bhrigu entspringt. Es gelang dem König, den Heiligen für sich zu gewinnen, und nach einhundert Jahren inniger Askese sagte der höchst tugendhafte Bhrigu zu ihm: 'Du, oh Sagar, sollst der Ursprung einer mächtigen Schar von Söhnen sein. Und du sollst dir einen glorreichen Namen gewinnen, den niemand sonst für sich beanspruchen kann, oh König. Eine deiner Königinnen wird einen Sohn zur Welt bringen, deinen Nachfolger und Stammhalter. Und die andere wird dir sechzigtausend Söhne gebären.' So sprach er, und um das Wohlwollen des hohen Herrn zu gewinnen, falteten die Königinnen ihre Hände und fragten in demütiger Bitte: 'Welche von uns beiden, oh Brahmane, soll den einen oder die vielen austragen? Wir sind sehr begierig, oh Herr, dies zu erfahren. Wie du es sagst, so soll es sein.' Mit sanften Worten antwortete der Heilige: 'Ihr selbst, oh Königinnen, entscheidet dies. Nach eurem eigenen freien Gutdünken sollt ihr wählen, welche den Namen und die Familie erhält und welche zu Berühmtheit, Kraft und Tapferkeit beiträgt. Wer will was?' So wählte Kesini für sich, die Mutter für den einen Stammhalter zu sein. Und Sumati, die Schwester des Garuda, König aller Wesen, die sich der Schwingen bedienen, erbat sich vom berühmten Brahma, daß sie die Schar austragen wolle, deren Ruhm durch die Welt klingen würde ob ihrer mächtigen Unternehmungen. Der Monarch umschritt den Heiligen und verbeugte sich voller Demut. Dann kehrte er mit seinen Gattinnen in freudiger Reise zu seinem königlichen Herrschersitz zurück.

Die Zeit verging. Die ältere Gemahlin bekam einen Sohn, genannt Asamanj, den Thronerben. Sumati, die jüngere, gebar einen Kürbis, dessen Rinde, als sie barst und in zwei Hälften zersprang, sechzigtausend Babies freigab, alles tapfere Helden. Ein jedes der Kinder wurde von Ammen mit Sorgfalt in ein Butterschälchen gelegt und dort blieben sie, bis sie alt und kräftig genug waren, ihre dunkle Zuflucht zu verlassen. Und so kamen sechzigtausend Ebenbürtige in Tapferkeit, Alter und Stärke ans Licht. Prinz Asamanj ward zwar mit Sorgfalt erzogen und wurde auch zum Thronfolger ernannt. Doch er warf die Söhne von Lehnsherren in die strömenden Fluten der Sarju und lachte in grausamer Fröhlichkeit über ihren Todeskampf. Der gemeine Prinz befolgte nicht den Rat der Guten und Weisen, und quälte das Volk in seinem Haß, so daß ihn sein Vater des Landes verbannte. Doch der Sohn von Asamanj war freundlich, tapfer und hochgewachsen, hieß Ansuman und wurde von allen geliebt.

Lange Jahre vergingen. Der König beschloß, ein Pferdeopfer durchzuführen. Nachdem er sich mit seinen Priestern beraten hatte, gelobte er den Ritus, den seine Seele schon geplant hatte. Und, in den Veden belesen, folgte er ihrem Rat und bereitete das Opfer vor."


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