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87 – Die Weisheit der Veden

Nachdem er soviel der Geschichte gehört hatte, sagte Raja Parikshit zu Sri Shukadeva Ji: − „Oh großer Weiser! Bei einer früheren Gelegenheit hast du gesagt, dass die Veden(1)die Höchste Gottheit verehren; erkläre mir dies bitte, sodass die Zweifel in meinem Verständnis beseitigt werden. Wie haben die Veden dem Brahman(2), welches ohne Leidenschaften und ohne menschliche Eigenschaften ist, ihre Verehrung dargeboten?“

Sri Shukadeva Ji antwortete: − Oh großer König! Der Herr ist der Erzeuger der Intelligenz, der Organe der Handlung und der Wahrnehmung, des Gemüts, der Seele, des religiösen und moralischen Verdienstes, sowie von Reichtum, Liebe und Erlösung. Er verbleibt dauernd in einer leidenschaftslosen Gestalt, ohne menschliche Eigenschaften. Doch sobald Er die Welt erschafft, besitzt Er all diese Eigenschaften, und erhält seine eigene natürliche Gestalt; aus diesem Grunde wird gesagt, dass diese eine Gottheit sowohl mit als auch ohne Leidenschaften und Eigenschaften ist.

Nachdem er dies gesagt hatte, fügte Shukadeva, der Weise, hinzu: − Raja! Narada Ji stellte einmal dem Narayana Rishi dieselbe Frage, die du soeben gestellt hast. – Raja Parikshit sagte: „Oh großer Weiser! Bitte erläutere mir diese Frage, sodass meine Unwissenheit darüber verschwindet.“

Shukadeva Ji erwiderte: − Raja! Während des Zeitalters der Wahrheit, dem Sat-yuga, erschien Narada Ji auf dieser Welt an einem Ort, auf einer grünen Wiese unter blauem Himmel in der Nähe eines großen Waldes, wo Narayana Rishi und viele andere Weise beisammen saßen, sich von der Sonne bescheinen ließen und sich religiösen Entsagungen hingaben. Dort erkundigte Narada sich bei Narayana: „Oh großer Weiser! Bitte sei so freundlich und erkläre mir, wie die Veden das unpersönliche Brahman verehren.“ – Narayana antwortete: „Höre zu, Narada! Diese Unklarheit, die du mich gebeten hast zu erklären, ist dieselbe, die einst in der Welt der Sterblichen auftrat; an einem Ort, wo Sanatana und andere Weise zusammensaßen, die mit religiösen Fragen beschäftigt waren. Sanandana, ein Heiliger, der auch anwesend war, erzählte eine Geschichte, die bei allen Anwesenden sämtliche Zweifel beseitigte.“ Narada Ji erwiderte: „Oh großer König! Ich bin in dieser Versammlung damals dabei gewesen, und wenn solch eine Geschichte erzählt worden wäre, hätte ich sie gehört.“ Narayana antwortete: „Narada Ji! Diese Geschichte wurde erzählt, während du zu der weißen Insel gegangen warst, um Bhagavati zu besuchen, darum hörtest du sie nicht.“

Als er das erfahren hatte, sagte Narada Ji: „Oh großer Weiser! Bitte erzähle mir die Geschichte, die dort vorgetragen wurde.“ Narayana Rishi erwiderte: „Höre zu, Narada! Als die eben erwähnten Weisen diese Frage stellten, sagte Sanandana, der Heilige: Hört! Zu der Zeit der großen Vernichtung, als vierzehn Welten vom Wasser überflutet wurden, da war das vollständige Brahman allein und schlief. Zu dieser Zeit, als Bhagavan die Welt zu erschaffen wünschte, da erschienen die Veden aus seinem Atem; sie stellten sich ehrfurchtsvoll vor ihm auf und falteten ihre Hände; und sie begannen, Loblieder für ihn zu singen, genau wie die Barden; so priesen sie ihn und vergrößerten dadurch seinen Ruhm. Es war, als hätten sie sich in der frühen Morgenstunde im Schlafgemach ihres Rajas versammelt, um ihn aufwecken, damit er beginnen könne, seinen Geschäften nachzugehen.“

Nachdem er die Geschichte soweit erzählt hatte, fügte Narayana hinzu: „Hör mir gut zu, oh Narada! Die Veden, die aus dem Munde des Herrn gekommen waren, sagten: Oh Herr! Erwache schnell, um die Welt zu erschaffen, und entferne Deine täuschende Kraft vom Geist der lebenden Wesen, dann werden sie Deine Erscheinung erkennen. Deine täuschende Kraft ist tatsächlich vorherrschend, und sie nimmt allen Wesen die Intelligenz. Die Wesen, die ihr schließlich doch entkommen, erreichen das Wissen, um Dich zu verstehen. Oh Herr! Niemand außer Dir ist in der Lage, diese Kraft zu unterwerfen; derjenige, in dessen Brust Du in Gestalt des Wissens wohnst, überwindet diese täuschende Kraft; wie könnte ansonsten jemand dem Einfluss dieser Kraft entkommen?

Du bist der Schöpfer eines jeden Lebewesens; und all die lebenden Wesen haben ihren Ursprung in Dir, und sie sind in Dir enthalten, gerade so, wie all die vielen Dinge, die von der Erde erzeugt werden, nach kurzer Zeit wieder in die Erde eingehen. Wer auch immer irgendeinen der Devas verehrt und verherrlicht, verehrt und verherrlicht in Wirklichkeit Dich; genauso wie jemand, der viele Schmuckstücke aus Gold herstellt und ihnen viele Bezeichnungen gibt, trotzdem ist alles aus Gold. Auf diese Weise hast Du viele Gestalten, und es ist ganz gleich, auf welche Weise wir Dich sehen, Du bist es, der sich unserem Blick präsentiert. − Oh Herr! Deine täuschende Kraft ist unendlich; diese Kraft wird zu den drei Eigenschaften der Wahrheit, der Leidenschaft und der Unwissenheit. Nachdem sie diese drei Gestalten angenommen und das Universum erschaffen hat, bewahrt sie dieses Universum, und zerstört es irgendwann. Niemand hat bisher das Geheimnis Deiner Kraft entdeckt, und niemand wird es jemals entdecken; aus diesem Grunde ist es für jedes lebende Wesen angebracht, all seine Wünsche aufzugeben und an Dich zu denken, über Dich zu meditieren; denn sein Wohlergehen hängt davon ab, dies zu tun.“

Oh großer König! Nachdem er seine Geschichte soweit erzählt hatte, sagte Narayana Rishi zu Narada: „Narada! Nachdem Sanandana, der Weise, diese Geschichte aus einem früheren Zeitalter erzählt hatte, war die Verwirrung aus den Gemütern all seiner Zuhörer verschwunden, darum begannen Shaunaka und die anderen Weisen, ihm ihre achtungsvollen Verehrungen darzubringen, so, wie es in den heiligen Vedenschriften empfohlen wird.“

Nachdem er soviel der Geschichte erzählt hatte, sagte Sri Shukadeva Ji: − Raja! Wer auch immer von diesem Gespräch zwischen Narayana Rishi und Narada hört, der wird ohne Zweifel die Erfüllung all seiner Wünsche erreichen und anschließend gerettet werden. Dieses Wissen über das vollkommene Brahman, das die Veden besangen, gab Sanandana der Weise an Shaunaka und andere Heilige weiter; danach erzählte Narayana es dem Narada; so dass Vyasa es von Narada erhalten konnte, und Vyasa erklärte dieses Wissen mir, und heute habe ich es dir erzählt. Wer auch immer diese Geschichte hören oder erzählen wird, wird alle Wohltaten erhalten, die er sich wünscht. Ganz gleich, welche Tugenden auch immer aus Entsagung, Opfer, Geschenken, Fasten und Pilgerreisen entstehen, dieselben Verdienste entstehen aus dem Hören und Vortragen dieser Geschichte.


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(1) Die Veden in Person können als zahlreiche junge Frauen vorgestellt werden; sie sind die ursprünglichen Wächterinnen der Weisheit und des Wissens; sie wurden später in zeitlicher und räumlicher Nähe mit Sri Krishna geboren, und sie wurden bekannt als „Die Kuhhirtinnen“
(2) Brahman ist die Bezeichnung für die unpersönliche, alles durchdringende universale spirituelle Kraft; Paramatma ist die Überseele, der Höchste Herr als Begleiter/Beobachter im Herzen aller Lebewesen; Bhagavan bezeichnet die Höchste Person, Sri Krishna.