Pushpak Prem SagarZurück WeiterNews

85 – Sri Krishna befreit seine Brüder

Sri Shukadeva Ji sagte: − Oh großer König! Eines Morgens gingen Sri Krishna und Balarama in Dvaraka zu ihrem Vater Vasudeva Ji, um ihn und Devaki zu begrüßen. Als Vasudeva die zwei Brüder sah, stand er auf und erinnerte sich, dass Narada Ji in Kurukshetra gesagt hatte, Sri Krishna sei der Erschaffer der Welt, deswegen faltete er die Hände und sagte: „Oh Herr! Du bist der Ungesehene, Unsichtbare und Unvergängliche! Sri Lakshmi wurde Deine Dienstmagd, die Dich ständig bedient; Du bist der Herr der Devas; niemand versteht Deine Natur; Deinen Glanz sehen wir im Mond, in der Sonne, in der Erde und im Himmel; Du scheinst an jedem Ort; Deine Kraft der Illusion ist sehr mächtig, sie hat die ganze Welt verzaubert. In den drei Welten gibt es keinen Gott, Heiligen oder Weisen, der ihrem Einfluss entfliehen kann.“

Nachdem er dies gesagt hatte, fuhr Vasudeva Ji fort: „Herr! Niemand versteht das Geheimnis Deiner Stellung, in den Veden wird sie als unergründlich beschrieben.(1) Du hast keine Feinde und keine Freunde, auch keine Söhne, Väter oder Brüder, die Dir lieb wären. Du bist auf die Erde herab gekommen, um ihre Lasten zu beseitigen, und Du hast den Menschen zuliebe viele verschiedene Erscheinungen angenommen.“

Oh großer König! Nachdem er dies gesagt hatte, fuhr Vasudeva Ji fort: „Oh Herr! Du bist der Ozean des Mitgefühls und der Bruder der Armen! Auf dieselbe Art und Weise, wie Du viele Sünder gerettet hast, gewähre auch mir die Erlösung, damit ich ebenfalls von Deinen ausgezeichneten Eigenschaften berichten kann, nachdem ich den Ozean des Daseins überquert habe.“ Sri Krishna Chandra antwortete: „Vater! Du bist weise; warum verherrlichst du deine Söhne? Denke darüber nach, dass die Taten Bhagavatis(2) unendlich sind, niemand konnte bisher ihre Grenzen ausmachen. Siehe! Er glänzt in jeder sterblichen Gestalt, und darum nennt die Welt Ihn ‘Das Wesen ohne Leidenschaften oder menschliche Eigenschaften.’ Er erschafft, Er zerstört, Er bleibt mit der Welt verbunden, wird aber nie durch sie gebunden. Erde, Äther, Luft, Wasser und Feuer, diese fünf Elemente des Körpers werden von der Kraft des Herrn bewohnt. Die heiligen Grundsätze der Veden haben dieses erklärt.“

Oh großer König! Nachdem er diese Worte aus Sri Krishnas Mund vernommen hatte, stand Vasudeva unter dem Einfluss der Faszination und blickte fortgesetzt in Haris Angesicht. Krishna ging zu seiner Mutter, und als Devaki ihn sah, sagte sie: „Oh Herr, Sri Krishna Chandra, die Wurzel der Freude! Es gibt einen Kummer, der mich immer wieder plagt.“ Krishna erkundigte sich: „Was ist es?“ Devaki Ji erwiderte: „Sohn! Der Kummer um den Verlust deiner sechs älteren Brüder, die von Kansa getötet wurden, wird mich nie verlassen.“

Sri Shukadeva Ji sagte: − Oh großer König! Nachdem sie dies gesagt hatte, antwortete Sri Krishna: „Mutter! Trauere nicht länger, ich werde meine Brüder sofort hierher bringen.“ – Sri Krishna reiste ab, ohne sich von irgendjemandem zu verabschieden, und fuhr in die unteren Regionen des Universums, nach Sutala, wo der Raja Bali residierte. Nachdem Raja Bali erfahren hatte, dass Krishna auf dem Wege zu ihm war, bereitete er einen prunkvollen Empfang für ihn vor. Den Weg zu seiner Hauptstadt ließ er mit seidenen Tüchern auslegen, auf denen Krishna gehen sollte; so begrüße er ihn und eskortierte ihn in sein Reich. Dort setzte er ihn auf einen Thron, verehrte ihn mit Sandelholz-Öl, ungebrochenem Reis und Blumen, und brachte ihm Parfüm, Lampen und geweihte Speisen dar. Raja Bali verehrte Sri Krishna auf diese Weise, danach stellte er sich mit gefalteten Händen vor ihm auf, erwies nochmals seine achtungsvollen Ehrerbietungen und fragte: „Maharaja! Aus welchem Grunde bist Du hierher gekommen?“

Sri Krishna antwortete: „Raja! Im Zeitalter der Wahrheit, dem Sat-Yuga, lebte ein Weiser mit Namen Marici; dies war ein Schüler der heiligen Vedenschriften und ein großer Verehrer Sri Haris, und seine Worte entsprachen ausschließlich der reinsten Wahrheit. Seine Frau hieß Urna, und sie hatte sechs jugendliche Söhne. Eines Tages kamen diese sechs Söhne in ihrem Leichtsinn auf den Gedanken, den Raja des Landes zu besuchen, nur um zu sehen, ob ihnen dies gelänge, und ohne weiteren besonderen Grund. Als sie vor dem Raja standen, schämten sie sich jedoch und begannen, vor lauter Verlegenheit zu lachen. Der Raja wurde dadurch sehr ärgerlich auf sie und sprach einen Fluch aus: „Geht hinab auf die Erde und lebt dort als Dämonen!“

Oh großer König! Als sie diesen Fluch hörten, gerieten die sechs jungen Söhne des Weisen in sehr große Unruhe; sie fielen dem Raja zu Füßen und mit größter Unterwürfigkeit flehten sie: „Oh Herr des Mitleids! Sie haben einen Fluch über uns ausgesprochen, bitte seien Sie so gut und sagen Sie uns, wann wir davon wieder befreit sein werden.“ Nachdem er diese bescheidenen und ernsten Worte gehört hatte, zeigte der Raja den jungen Männern sein Mitgefühl und erklärte: „Sobald ihr eines Tages Sri Krishna sehen werdet, wird er euch befreien.“ – Oh großer König! Nachdem der Raja dies gesagt hatte, gaben sie ihr Leben auf; und danach wurden sie als die Söhne Hiranyakashipus geboren. Später wurden sie als die Söhne Vasudevas aus dem Schoße Mutter Devakis wiedergeboren, doch kurz nach der Geburt jedes einzelnen kam Raja Kansa und ermordete sie. Die bezaubernde Energie brachte sie hierhin in dieses Reich, wo sie bei dir glücklich sind. Aber ihre Mutter Devaki trauert um sie, aus diesem Grunde kam ich nun hierher, um dich zu besuchen und diese Söhne, die auch meine Brüder sind, mitzunehmen, um sie meiner Mutter vorzustellen, um so ihre Trauer zu beseitigen.“

Sri Shukadeva Ji sagte: − Raja! Nachdem Sri Krishna dem Raja Bali dies alles erklärt hatte, ging dieser höchstpersönlich und holte die sechs Kinder, die er anschließend an Sri Krishna übergab; gleichzeitig übergab er ihm dazu viele weitere Geschenke. Danach verabschiedeten sich Krishna und Raja Bali voneinander, und Krishna reiste mit seinen Brüdern zurück zu seiner Mutter. Als Devaki ihre Söhne sah, war sie höchst erfreut, und ihre Trauer verschwand, genauso wie der Fluch, der über die Söhne verhängt worden war. − Als die Einwohner der Stadt Dvaraka diese erstaunliche Geschichte hörten, freuten sie sich sehr und viele besuchten Mutter Devaki, um sie zu beglückwünschen und ihre Söhne zu sehen.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter

(1) Im Bhagavatam und in der Bhagavad-gita wird an vielen Stellen gesagt, dass alle Menschen einen glänzenden Verstand haben, mit dem es grundsätzlich möglich ist, Sri Krishna und seine Stellung zu verstehen
(2) Bhagavati ist ein anderer Name für die Glücksgöttin Lakshmi, die Gefährtin Vishnus