Pushpak Prem SagarZurück WeiterNews

75 – Das Rajasuya-Opferfest

Sri Shukadeva Ji sagte: − Raja! Höre aufmerksam zu, und ich erzähle dir nun, wie Raja Yudhishthira das große Opferfest vollzog, und wie Shishupala erschlagen wurde, während die zwanzigtausend und achthundert Rajas anwesend waren, genauso wie die anderen Rajas der umliegenden Länder, und diejenigen aus allen anderen Himmelrichtungen; nämlich die Nachkommen der Sonnen-Dynastie und der Mond-Dynastie; sie alle kamen, und versammelten sich in Hastinapura.

Sri Krishna Chandra und Raja Yudhishthira behandelten all die Rajas mit der höchsten Aufmerksamkeit, sie taten alles, um jedem von ihnen das Opferfest so angenehm wie möglich zu machen; dazu wurde jedem eine ganz spezielle Aufgabe übertragen. Danach sagte Si Krishna Ji zu dem Raja Yudhishthira: „Maharaja! Wir fünf Brüder, Bhima, Arjuna, Nakula, Sahadeva, und auch ich, werden nun zusammen mit den anderen Rajas die weniger wichtigen Aufgaben erledigen; bitte sei du so gut und lass’ die Weisen, die Heiligen und die Brahmanen kommen, damit unser Rajasuya-Opferfest beginnen kann.“

Oh großer König! Als er diese Worte gehört hatte, ließ Raja Yudhishthira all die Weisen, die Heiligen und die Brahmanen kommen, und erklärte ihnen: „Ihr großen Weisen, Heiligen und Brahmanen! Teilt uns nun bitte mit, welche Dinge jetzt für dieses große Rajasuya-Opferfest gebraucht werden.“ Die Weisen, die Heiligen und die Brahmanen holten ihre Bücher mit den vedischen Schriften hervor und suchten die entsprechenden Beschreibungen. Sie erstellten auf Papier schriftliche Listen von allen Artikeln und allem benötigten Zubehör; und der Raja nahm diese Listen und bestellte das Zubehör sofort. Nachdem all diese Zutaten herbei gebracht worden waren, baute er die Artikel vor den Weisen, den Heiligen und den Brahmanen auf und stellte sie ihnen zur Verfügung.

Die Weisen, die Heiligen und die Brahmanen errichteten zusammen einen sehr großen, runden, und prächtigen Altar für das Rajasuya. Nachdem sie ihn schön geschmückt hatten, nahmen sie, die sich nun als die Vertreter der vier heiligen Vedenschriften betrachteten, ihre Sitzplätze und platzierten sie in die Mitte des riesigen Altars. Danach kam Raja Yudhishthira, nachdem er gebadet hatte, zusammen mit seiner Ehefrau, und nahm ebenfalls dort Platz; die äußersten Spitzen ihrer beider Umhänge waren unten zusammengebunden, wie bei einer Hochzeit. Und Dronacharya, Kripacharya, Dhritarashtra, Duryodhana, Shishupala und all die anderen mächtigen Herren, sowie die großen Rajas kamen ebenfalls und nahmen ihre Plätze ein.

Nachdem sie den gekochten Reis um die Opferstätte gestreut hatten, beteten die Brahmanen um den Segen der göttlichen Devas für die Opferzeremonie, die nun beginnen sollte; und nachdem sie Ganesha verehrt hatten, brachten sie diesem einen Topf mit Wasser dar, in dem die Zweige von fünf heiligen Bäumen platziert waren; danach fand die Anrufung der neun Planeten statt. Der Raja beauftragte Bharadvaja, Gautama, Vasishtha, Vishvamitra, Vamadeva, Parashara, Vyasa, Kashyapa und auch andere große Weise, Heilige und Brahmanen, die Anrufungen aus den vedischen Schriften vorzutragen, um die Devas herbeizurufen. Die Vortragenden nahmen danach dem Raja das Versprechen ab, Almosen für das Opfer bereitzustellen; und so begannen sie schließlich, das Rajasuya-Opferfeuer und die Verbrennung der Gaben vorzubereiten.

Oh großer König! Nachdem sie die Anrufungen einige Male wiederholt hatten, begannen die Heiligen, Weisen und Brahmanen, die Gaben in das Rajasuya-Opferfeuer zu geben, und die Devas nahmen sie mit offenen Händen entgegen. Gleichzeitig lasen die Brahmanen aus den Veden vor, und all die Könige brachten ihre verschiedenen Opfergaben für das Rajasuya-Opferfeuer herbei. Sie übergaben diese an die Brahmanen, und Raja Yudhishthira beteiligte sich bei der Verbrennung der Gaben. Schließlich wurde das Opferfest friedlich zu einem feierlichen Abschluss gebracht, und der Raja übergab seine abschließenden Opfergaben. In diesen Augenblicken begannen die Devas, die Zuschauer und die Weisen Ausrufe des Lobes für all die anwesenden Rajas hören zu lassen; und die Devas, die himmlischen Musiker und Chorsänger begannen, auf ihren Musikinstrumenten zu spielen; sie besangen den Ruf der Rajas mit Liedern, und zudem warfen sie aus ihren Luftfahrzeugen zahlreiche bunte Blumen hinab.

Nachdem er soviel der Geschichte erzählt hatte, sagte Sri Shukadeva Ji zu dem Raja Parikshit: − Oh großer König! Als Raja Yudhishthira seine zahlreichen Aufgaben für den Erfolg des Opferfestes abgeschlossen hatte, ließ er Sahadeva Ji, den Sohn Pandus, kommen und fragte ihn: „Wessen Verehrung feiern wir nun als erste; wem geben wir den ungebrochenen Reis zuerst und geben ihm danach die Zeichen der Verehrung auf seine Stirn? Wer ist der große Herr über die Devas, und vor wem verbeugen wir uns, und zeigen unsere Verehrung?“

Sahadeva Ji sagte: „Maharaja! Sri Krishna ist der Gott der Götter, (der Devas); niemand versteht seine Natur; Er ist der Herr Brahmas, Rudras und Indras. Sei erfreut deswegen und verbeuge dich vor Ihm zuerst; denn genauso, wie wir die Wurzel eines Baumes begießen, sodass all die Zweige grün werden, genauso sind all die Devas zufrieden, wenn die Verehrung Krishna dargebracht wird, denn Er ist der Herr des Universums. Er erschafft, erhält und zerstört; seine Aktivitäten sind ohne Ende, und niemand kennt ihren Ausgang. Er ist der ungesehene, unsichtbare, und undurchdringliche Herr. Lakshmi Devi wurde mit größter Freude seine Dienerin; sie verehrt fortwährend seine Lotusfüße. Er steigt immer wieder auf die Erde hinab, um seine Verehrer zu erfreuen; und Er nimmt zu diesem Zweck eine körperliche transzendentale Form an, dabei sieht er genauso aus und handelt genauso wie ein Sterblicher. Er kommt und hält sich in unseren Häusern auf; Er nennt uns ‘Brüder’ oder ‘Schwester’ und begeistert uns mit seiner täuschenden Energie; und wir, getäuscht durch diese große Illusion und unsere große Zuneigung, betrachten Ihn als unseren Bruder. Wir haben vorher niemals jemanden gesehen, der so großartig ist wie Er, darum lasst uns Ihn zuerst verehren.“

Oh großer König! Nachdem sie diese Rede gehört hatten, riefen all die Heiligen, die Weisen und die Rajas: „Maharaja! Sahadeva Ji hat die Wahrheit gesagt, Krishna ist unserer ersten Verehrung würdig.“ – Deswegen bat Raja Yudhishthira den Herrn Sri Krishna Chandra Ji auf einem Thron Platz zu nehmen, zusammen mit seinen acht Ranis (Königinnen). Er bot ihm seine Verehrung an, und zusätzlich Sandelholz, ungebrochenen Reis, Blumen und Parfüm, Lampen und geweihte Speisen; danach verehrte er die Devas, die Heiligen, die Weisen, die Brahmanen und die Rajas. Er übergab ihnen Kleidung in verschiedenen Farben, gab jedem von ihnen mit Safran-farbiger Sandelholz-Paste ein Zeichen auf die Stirn, und schmückte sie mit Blumengirlanden. Der Raja legte allen Teilnehmern gegenüber das richtige und angemessene Verhalten an den Tag, und behandelte einen jeden mit ausgesuchter Höflichkeit.

Sri Shukadeva Ji sagte: − Raja! All die Anwesenden waren sehr erfreut und zufrieden damit, dass Sri Krishna verehrt wurde, außer Shishupala. Dieser hatte die ganze Zeit mit hängendem Kopf dagesessen und gedankenvoll und nachdenklich auf den Sandboden gestarrt. Schließlich erhob er sich von seinem Sitzplatz, und weil er sich in der Hand des Todes befand, ging er sehr ärgerlich in die Mitte der Versammlung und rief, wobei er jede Zurückhaltung und Respekt aufgab: „Könige und Weise! In dieser Versammlung sitzen Dhritarashtra, Duryodhana, Bhishma, Karna, Dronacharya, und viele andere; alles Männer mit großem Wissen und Charakter, aber ihre Stellungen und Verständnis sind bei dieser Gelegenheit hier unberücksichtigt geblieben.“

Shishupala beschwerte sich weiter: „Große Führer, Heilige und Weise sind hier anwesend und haben zugesehen, wie die erste und höchste Verehrung dem Sohn des Kuhhirten Nanda zuteil wurde, aber keiner hat etwas dazu gesagt. Krishna wurde in Vraja geboren; er hat die Reste der Mahlzeiten der Kuhhirten-Kinder gegessen; und in dieser Versammlung nimmt er die höchste Ehre und die höchste Stellung ein. Alle Anwesenden hier halten ihn in gedankenloser Weise für großartig; sie verschütten die Stärke des Herrn der Götter auf eine Krähe; sie haben in dieser Versammlung denjenigen zum heiligsten aller Heiligen gemacht, der seine Aufmerksamkeit auf Kuhhirtinnen und die Frauen der Kuhhirten richtete; all die hier Versammelten zollen demjenigen höchstes Lob, der in jedem Haus Milch, Quark, Butter und Joghurt gestohlen und verzehrt hatte. Hier bekam derjenige den höchsten Respekt, der auf den Straßen der Dörfer und an den Ufern der Yamuna Almosen entgegennahm. Ganz bewusst wurden demjenigen die Ehrenzeichen auf die Stirn gesetzt, der List und Gewalt anwendete, um sich mit den Frauen anderer Männer vergnügen zu können.“

Shishupala fügte hinzu: „Er ist derselbe, der die Verehrung Indras abschaffte und dafür die Verehrung eines Berg einführte; und hinterher schämte er sich nicht, einen Trick anzuwenden, um die Süßigkeiten und die anderen Köstlichkeiten aufzuessen, die dem Berg geopfert wurden und die eigentlich für Indra bestimmt gewesen waren. ­– All die hier Versammelten sehen einen als den Unsichtbaren und Unsterblichen an, dessen Herkunft, Vorgeschichte und Familie sicherlich bekannt sind.“

Nachdem er die Geschichte soweit erzählt hatte, sagte Sri Shukadeva Ji zu dem Raja Parikshit: − Oh großer König! Auf diese Art und Weise befand sich Raja Shishupala also in der Hand des Todes und schleuderte viele abschätzige Vorwürfe in die Richtung Sri Krishna Chandra Jis, der inmitten der Versammlung auf seinem Thron saß und bei jedem Vorwurf, den Shishupala äußerte, eine Linie in den Sand zog. Gleichzeitig wurden Bhishma, Karna, Drona und die anderen großen Rajas sehr ärgerlich als sie die Schmähungen hörten, und sie warnten Shishupala: „Du Dummkopf! Warum sprichst du hier mitten in unserer Versammlung und in unserer Gegenwart so abfällig über Krishna? Du mieser Schuft! Halt dein Maul, oder wir werfen dich zu Boden und erschlagen dich!“

Oh großer König! Nachdem sie das gesagt hatten, zückten die Rajas ihre Schwerter, erhoben sich und liefen auf Shishupala zu, um ihn zu erschlagen. Sri Krishna Chandra, die Ursache der Freude, hielt sie jedoch davon ab und rief: „Gebraucht eure Schwerter nicht gegen ihn, bleibt stehen und schaut zu, wie er sich selbst vernichtet. Ich wollte einhundert seiner Beleidigungen ertragen, weil ich einst zustimmte, dies zu tun; ich werde jedoch nicht mehr als diese hundert tolerieren, darum habe ich die Linien in den Sand gezogen.“

Oh großer König! Als sie das hörten, falteten all die Rajas ihre Hände und fragten Sri Krishna: „Oh Herr des Mitleids! Aus welchem Grund willst Du hundert seiner Vergehen verzeihen, erkläre uns das bitte, damit wir uns darüber keine Gedanken machen!“ Und Sri Krishna erzählte ihnen, wie es dazu kam: „Als Shishupala geboren wurde, hatte er drei Augen und vier Arme. Sein Vater, Dharmandhu, ließ große Astrologen und Pandits kommen und erkundigte sich: ‘Was für ein Kind ist das, und was wird aus ihm werden; bitte denkt darüber nach und gebt mir danach eure Antwort.’

Nachdem sie gehört hatten, was Raja Dharmandhu wissen wollte, schlugen die Pandits und die Astrologen in ihren Büchern nach, sie beratschlagten, und erklärten anschließend: ‘Maharaja! Dieses Kind wird große Stärke besitzen und hoch angesehen sein; wir sind außerdem der Ansicht, dass dies Kind von dem getötet werden wird, bei dessen Begegnung mit ihm eines seiner Augen und zwei seiner Arme von ihm abfallen werden.’

Krishna fuhr fort zu erzählen: „Als sie das hörte, wurde seine Mutter, Mahadevi, die Tochter Shurasenas, die Schwester Vasudevas, meine Tante mütterlicherseits, sehr traurig; und Tag und Nacht dachte sie mit Sorgen an ihr Kind. Eines Tages kam sie bei irgendeiner Gelegenheit mit ihrem Sohn zum Haus ihres Vaters nach Dvaraka, und stellte jedem ihren Sohn vor; als ich das Kind sah, fielen eines seiner Augen und zwei seiner Arme zu Boden. − Meine Tante begann zu mir zu sprechen und nahm mir ein Versprechen ab; sie sagte: ‘Der Tod des Kindes ist in Deiner Hand, bitte töte es nicht, ich erbitte dies als ein Geschenk von Dir.’ − Ich sagte zu ihr: ‘Sehr gut, Ich werde ihm hundert Vergehen nicht zurechnen, die er begehen mag; sollte er aber über diese Zahl hinauskommen, werde ich ihn töten.’ Nachdem sie dieses Versprechen bekommen hatte, verabschiedete sich meine Tante von uns allen mit den Worten: ‘Wie könnte ein Kind hundert Vergehen gegen Krishna begehen, um durch seine Hand zu sterben?’ Danach ging sie mit ihrem Sohn nach Hause.“

Oh großer König! Nachdem Sri Krishna diesen Bericht gegeben und damit die Zweifel der Rajas beseitigt hatte, zählte er die Linien, die er für jede einzelne Beleidigung in den Sand gezogen hatte; es waren mehr als hundert. Deswegen beauftragte Krishna sein feuriges Rad, Sudarshana; es erschien sofort, stürzte auf Shishupala zu und trennte ihm den Kopf ab. Shishupalas strahlender Lichtfunken stieg hoch in den Himmel, kehrte jedoch um und ging durch Krishnas Mund in seinen Körper ein. All die Zuschauer, die dieses Schauspiel sahen, ließen Jubelrufe hören, und die Devas ließen Blumen regnen. Bei dieser Gelegenheit hatte Sri Krishna, der Wohltäter seiner Verehrer, Shishupala die dritte Erlösung gewährt. Anschließend kümmerte sich Sri Krishna um die Vorbereitungen für Shishupalas Feuerbestattung.

Nachdem er soviel der Geschichte gehört hatte, erkundigte sich Raja Parikshit bei Sri Shukadeva Ji: „Oh großer Weiser! Bitte erkläre mir dies: warum sagst du, Krishna hätte ihm die dritte Erlösung gewährt?“ Shukadeva Ji antwortete: − Raja! Einmal erschien er als Hiranyakashipu, und Krishna kam auf die Erde herab als Halb-Löwe-Halb-Mensch und erlöste ihn. Bei der zweiten Gelegenheit wurde er zu Ravana, dem dämonischen Herrscher über die Insel Lanka, und Krishna kam herab als Rama und erlöste ihn; und diesmal war er als Shishupala geboren, und wieder erlöste Krishna ihn, darum war dies die dritte Erlösung.“

Als er das gehört hatte, sagte der Raja zu dem Weisen: „Oh großer Weiser! Sei so gut und fahre mit deiner Geschichte fort.“ Sri Shukadeva sagte: − Raja! Als das Opferfest auf diese Weise beendet worden war, beschenkte Raja Yudhishthira all die Rajas und ihre Ehefrauen mit schönen neuen Kleidungsstücken, und er beschenkte zudem die Brahmanen in besonders großzügiger Weise. Es war schon während des Opferfestes Raja Duryodhanas Aufgabe gewesen, Speisen und Getränke an all die Anwesenden zu verteilen. Er tat dies nicht nur einmal, sondern viele Male, dadurch hatte er eine gewisse Berühmtheit erlangt; und nun verteilte er die Kleidung, trotzdem fühlte er sich unzufrieden.

Nachdem er soviel der Geschichte erzählt hatte, sagte Sri Shukadeva Ji zu dem Raja Parikshit: − Oh großer König! Nachdem das Rajasuya-Opferfest beendet war, verabschiedete sich Sri Krishna Ji von dem Raja Yudhishthira und auch von all den anderen, die mit ihm befreundet waren, und in Begleitung seiner Armee, seiner Verwandten und seiner Ehefrauen reiste er zurück nach Dvaraka. Bei seiner Ankunft dort verbreitete sich diese Nachricht überall in der Stadt, und all die Bewohner begrüßten Sri Krishna und seine Frauen sehr herzlich.


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