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70 – Sri Naradas Rundgang in Dvaraka

Sri Shukadeva Ji sagte: − Oh großer König! Eines Tages kam Narada Ji auf den Gedanken, einmal nach Dvaraka zu gehen, um zu sehen, wie Sri Krishna Chandra mit sechzehntausend und einhundertacht Ehefrauen in ebenso vielen Palästen seinen Haushalt führte. Als er dort ankam, sah er schon außerhalb der Stadt große und hohe, blühende Bäume, beladen mit Früchten und Blumen, die vom Wind bewegt wurden, der durch die Obstgärten wehte. Tauben, Papageien, Pfauen und viele andere Vögel saßen in den Zweigen und ließen ihre wohlklingenden Gesänge hören. Lotusblumen blühten auf dem Wasser der zahllosen eleganten Teiche, über denen heitere Bienenschwärme summten. An den Ufern bewegten sich Gänse, Kraniche und weitere exotische Vögel; in den umherliegenden Blumengärten sangen die Gärtner fröhliche Lieder, während sie den Wasserstrahl aus ihren Schläuchen im Wechsel hoch und niedrig über die ausgedehnten Blumenbeete sprühten. An verschiedenen Stellen waren auch noch die altertümlichen Brunnen mit ihren wuchtigen Schwungrädern und an Seilen aufgehängten Lederkörben zu sehen. Auf den Straßen neben den Kaimauern waren viele bunt gekleidete Frauen unterwegs, die auf ihren Köpfen schlanke, mit Wasser gefüllte Töpfe trugen; die Schönheit dieses Anblicks kann nicht annähernd beschrieben werden, du müsstest es selbst gesehen haben.

Oh großer König! Narada Ji sah mit großer Freude den wunderschönen Anblick der Wälder und Auen; und während er in die große Stadt ging, bemerkte er an den Straßen zahllose elegante Häuser und Paläste mit goldfarbigem Anstrich, die mit glitzernden farbigen Juwelen besetzt waren. Auf den Dächern wehten Fahnen, Flaggen und Banner im Wind. Kränze und Girlanden aus Blumen schmückten jedes der zahlreichen großen Tore, in den großen und grünen Vorgärten bestanden die Wege aus Marmorplatten; daneben standen Säulen aus Bananenbäumen und Wassertöpfe aus Gold, die mit Pflanzen und bunten Blumen gefüllt waren. Der süße Duft des Parfüms, welches zur Stunde der Verehrung der Gottheit verbrannte, kam wie dicker dunkler Rauch aus Fenstern, Kaminen und vergitterten Luftschächten; die goldenen Gitter glitzerten wie Blitze. In allen Wohnungen wurden Verehrungen, Gebete und Geschenke dargebracht. Dazu wurden Opferungen vollzogen, und so verbrachten die Bewohner ihre Zeit mit Verehrung, Meditation, Gesängen und Vorlesungen aus den Puranas, den alten vedischen Schriften. Überall in der Stadt saßen die Nachkommen Yadus auf den Straßen und Plätzen, und ihre Freude und Fröhlichkeit waren allgegenwärtig.

Nachdem er soviel der Geschichte erzählt hatte, sagte Sri Shukadeva Ji zu dem Raja Parikshit: − Oh großer König! Narada Ji war in sehr fröhlicher Stimmung, als er die Stadt besichtigte, und fragte sich: „In welches Haus soll ich zuerst eintreten, um Sri Krishna zu sehen?“ Während er dies überlegte, oh großer König! ging er zu dem Palast, in welchem Sri Rukmini wohnte. Sri Krishna hatte in der Eingangshalle gewartet, und nun stand er auf, um Narada zu begrüßen. Ein großes Gefäß mit Wasser wurde herbeigetragen, und Sri Krishna begann, Narada die Füße zu waschen. Danach bot er ihm einen gemütlichen Sitzplatz an; auf einem kleinen beweglichen Tisch bewirtete er ihn mit geweihten Speisen, die von kleinen Lampen dekorativ beleuchtet wurden; und er verehrte Narada mit gefalteten Händen, indem er zu ihm sagte: „Glück und Reichtum kommen zu allen, deren Haus von guten Menschen besucht wird. Du bist zu mir in mein Haus gekommen um mir, einem Haushälter, einen Besuch abzustatten, damit ich gerettet werden kann.“

Oh großer König! Als Krishna dies gesagt hatte, gab ihm Narada Ji seinen Segen. „Mögest Du lange leben, um Sri Rukmini zu beschützen,“ sagte er, bevor er sich von allen Anwesenden verabschiedete und zurück auf die Straße vor dem Palast ging. Er wanderte weiter und kam zu der Residenz von Jambavati, wo Krishna mit seiner Gemahlin und einem gutgelaunten Diener Schach spielte. Krishna stand auf, als er Narada bemerkte, sie begrüßten sich, und Narada gab Krishna seinen Segen, bevor er sich erneut verabschiedete, um wieder zu gehen.

Er ging zu Satyabhamas Palast und sah, wie Sri Krishna in dem Augenblick gerade mit Sandelholz-Öl und Parfüm gesalbt wurde, deswegen zog Narada sich sogleich in aller Stille wieder zurück, denn in den Shastras steht geschrieben, „dass zu der Stunde, in der eine Persönlichkeit mit Öl gesalbt wird, ein Raja keinen Gruß darbringen und ein Brahmane keine Segnung aussprechen sollte.“ – Narada Ji ging weiter zum Palast Kalindis, wo er Krishna schlafend antraf. Oh großer König! Kalindi sah Narada Ji und begann, Krishnas Füße zu reiben, um ihn aufzuwecken. Nachdem Krishna erwacht und aufgestanden war, begrüßte er den Weisen. Nachdem er eine Ehrerbietung dargebracht hatte, faltete er die Hände und sagte: „Die Lotosfüße der heiligen Männer sind wie die Gewässer der heiligen Pilgerorte; wohin auch immer sie gehen, reinigen sie Alles und Jeden.“ Als er dies gehört und seinen Segen erteilt hatte, ging Narada wieder hinaus; und er gelangte zu der Residenz Mitravindas. Dort sah er, wie Krishna die Brahmanen mit ausgezeichneten Speisen bewirtete. Als er Narada Ji sah, sagte Krishna zu ihm: „Oh großer Weiser! Du hast mir eine große Ehre erwiesen, hierher zu kommen. Bitte nimm nun an unserer Mahlzeit teil, gib’ Mir deinen Segen, und reinige dadurch mein Haus!“ Narada Ji antwortete: „Maharaja! Ich werde nachher noch einmal kommen, nachdem ich einige weitere Residenzen hier in Dvaraka besucht habe; sei so gut und bewirte die Brahmanen in der Zwischenzeit; ich werde dann etwas von den Resten nehmen, die dann noch übrig sind.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Narada Ji und ging. Krishna lächelte ihm verständnisvoll zu und winkte. Narada wanderte weiter zum wunderschön gelegenen Wohnsitz Satyas; dort sah er Sri Krishna, den Wohltäter seiner Verehrer, der vergnügt dasaß und sich mit Satya amüsierte. Als er dies bemerkte, ging Narada sofort weiter, um als nächstes die reizvoll geschmückte Villa Bhadras zu besuchen; dort traf er Sri Krishna gerade bei einer Mahlzeit an. Narada wollte ihn nicht stören und nachdem er ihn begrüßt hatte, kehrte er deshalb gleich wieder um. Er schaute schließlich noch in die Residenz von Lakshmana und sah dort, dass Krishna soeben ein Bad nahm.

Nachdem er die Geschichte soweit berichtet hatte, sagte Sri Shukadeva Ji: „Oh großer König! Auf diese Art und Weise besuchte der Weise, Sri Narada Ji, in der Tat sechzehntausend und einhundertacht Paläste, und er sah keinen einzigen von ihnen, ohne dass Krishna darin war. In jedem der prächtigen Häuser begrüßte er ihn und fand ihn mit irgendeiner der Tätigkeiten beschäftigt, die in einem Haushalt üblich sind. Nachdem er dies festgestellt hatte, war Narada sehr erstaunt. „Ich habe in jedem Wohnhaus Sri Krishna angetroffen,“ überlegte er sich, „nicht ein Haus fand ich ohne ihn, ganz gleich, wohin ich ging, der geliebte Krishna war dort, und beschäftigte sich mit irgendeinem Zeitvertreib. In jedem der sechzehntausend und einhundertacht prachtvollen Bauten wohnt der Träger des Govardhana-Hügels mit einer seiner Ehefrauen.“ – Nachdenklich erklärte der erleuchtete Weise: „Die transzendentalen Kräfte, von denen jeder glaubt, dass die Yogis sie hätten − sie gehören Dir, oh Herr der Yadus! Niemand kann diese Kräfte verstehen; wer könnte ihnen daher entkommen?“

Oh großer König! Nachdem Narada Ji in großer Verwunderung so gesprochen hatte, sagte Sri Krisna Chandra, der Verleiher des Glücks, zu ihm: „Narada! Bitte sei vollkommen unbekümmert! Meine täuschende Kraft ist sehr mächtig und ich habe sie über die ganze Welt ausgebreitet. Sie fasziniert sogar mich selbst, und wer sonst hätte die Fähigkeit, ihrem Einfluss zu entkommen; und wo in dieser Welt ist jemand, der von ihr nicht betroffen ist?“ Narada hörte dies und beugte seinen Kopf; flehend sagte er: „Habe Mitleid mit mir, oh Herr der Yadus, damit meine Verehrung für Dich auf immer in meinen Gedanken und meinem Gemüt bleiben möge! Nur so kann ich es vermeiden, mir Dinge zu wünschen, die meine Sinne verwirren könnten, da ich doch unter dem Einfluss dieser Illusion stehe.“ – Raja! Nachdem Narada Ji dies gesagt hatte, verabschiedete er sich ein weiteres Mal von Krishna. Sie gaben sich die Hand, da sie sehr gute Freunde waren, und in gehobener Stimmung trat Narada seinen Heimweg an, wobei er auf seiner Vina spielte und dazu sang. Und Sri Krishna Chandra Ji setzte seine Tätigkeiten in Dvaraka fort.


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