Pushpak Prem SagarZurück WeiterNews

35 – Sudarshanas Befreiung und Shankhacudas Tod

Sri Shukadeva, der Weise, sagte: − Raja! Höre aufmerksam zu, und ich erzähle dir, wie Sri Krishna Chandra Ji einen himmlischen Tänzer befreite, und wie er Shankacuda tötete. – Nanda Ji rief eines Tages die Kuhhirten zu sich und sagte: „Brüder! Als Krishna geboren wurde, legte ich vor Ambika,(1) unserer Familiengöttin, ein Gelübde ab, dass ich einen musikalischen Umzug durch die Stadt unternehmen und eine Verehrungs-Zeremonie abhalten würde, sobald Krishna zwölf Jahre alt ist. Und so erlebe ich heute durch die Gnade der Göttin seinen zwölften Geburtstag, deswegen gehen wir heute und halten eine Puja-Zeremonie ab.“

Nachdem die Kuhhirten diese Worte von Nanda Ji gehört hatten, standen sie auf und holten aus ihren Häusern all die Dinge, die für die Verehrungs-Zeremonie notwendig waren. Nanda Ji tat dasselbe und belud Karren und Wagen mit Milch, Quark, und Butter, und begleitete sie mit allen seinen Angehörigen. So erreichten sie Ambikas Tempel, ihren Wohnsitz in Ufernähe der Saraswati.

Nanda ging und badete im Fluss Saraswati, danach schickte er nach einem Familienpriester und ging, begleitet von seiner Gefolgschaft, zum Tempel der Göttin und vollzog die Puja-Zeremonie. Sie legten all die verschiedenen mitgebrachten Dinge vor ihr Standbild und gingen zur Verehrung um die Göttin einmal rechts herum, dann falteten sie ihre Hände und riefen flehentlich: „Oh Mutter! Durch deine Güte hat Krishna das Alter von zwölf Jahren erreicht!“

Als sie das gesagt hatten, verbeugten sie sich und verließen den Tempel, um tausend Brahmanen zu versorgen. Das dauerte einige Zeit, und so blieben Nanda Ji und die Einwohner von Vraja dort und fasteten, genauso wie sie es an einem heiligen Pilgerort getan hätten.

Als die Nacht kam, legten sie sich schlafen. Da kam eine Boa und schnappte Nandas Fuß. Sie begann, ihn zu verschlucken. Nanda erschrak fürchterlich, als er das sah, und rief laut: „Krishna! Krishna! Denk’ schnell an mich, sonst werde ich von der Schlange verschluckt!“ – Alle Einwohner von Vraja, Männer und Frauen, erwachten, als sie Nandas Stimme hörten und kamen zu ihm. Sie zündeten ein Licht an und sahen die Boa am Boden liegen, mit Nandas Fuß im Maul. In der Zwischenzeit kam auch Sri Krishna dazu, und vor den Augen aller Anwesenden trat er mit dem Fuß auf den Rücken der Schlange. Die Boa gab sofort ihren Körper auf und verwandelte sich in einen gut aussehenden Mann.

Der erwies eine Ehrerbietung und stand anschließend mit gefalteten Händen vor ihnen. Sri Krishna fragte ihn: „Wer bist du, und erkläre uns, für welches Vergehen wurdest du in eine Schlange verwandelt?“ Der Mann beugte seinen Kopf und sagte: „Oh Herr, der Du alle Geheimnisse der Herzen kennst! Du kennst alle Umstände meiner Herkunft. Ich bin ein himmlischer Tänzer, mein Name ist Sudarshana, und ich wohnte in der Region der Devas. Durch meinen Stolz dachte ich, ich sei aufgrund meiner Schönheit und meiner Intelligenz höher gestellt als alle anderen Devas. Eines Tages setzte ich mich in mein Luftfahrzeug und flog zu der Stelle, wo Angira der Heilige in religiöser Kontemplation saß, und ich fuhr hundert Mal hoch über seinem Kopf vor und zurück. Als der Weise einmal den Schatten meines Wagens sah, blickte er hoch und sprach ärgerlich einen Fluch über mich aus; er sagte: „Du Anmaßender! Verwandle dich in eine Boa.“ Als er diese Worte geäußert hatte, fiel ich auf die Erde, in Gestalt einer Boa.

Der Weise sagte danach zu mir, dass ich durch Sri Krishna Chandra befreit werden würde. Aus dem Grund kam ich her und fasste Nanda Jis Fuß, damit Du kommen mögest, um mich zu befreien. Oh mitleidiger Herr! Du bist gekommen und hast mich freundlicherweise erlöst.“ Als er das gesagt hatte, umrundete der himmlische Tänzer Krishna einmal rechtsherum zur Verehrung, und mit Krishnas Erlaubnis verabschiedete er sich. Ein Freund von ihm hatte gehört, dass Sudarshana an diesem Tag befreit würde, darum er erschien mit einem himmlischen Wagen, und die beiden verschwanden damit in die Region der Devas.

Die Bewohner von Vraja staunten sehr, als sie diese wunderbaren Vorgänge beobachteten. Am folgenden Morgen begrüßten sie noch einmal die Göttin im Tempel und kehrten dann nach Vrindavana zurück.

Nachdem er die Geschichte soweit erzählt hatte, sagte Sri Shukadeva, der Weise: − Oh Herr der Erde! Balarama und Krishna waren einmal in einer hellen Mondnacht mit den Kuhhirtinnen im Wald, sie sangen dabei und vertrieben sich fröhlich die Zeit, als auf einmal Shankhacuda bei ihnen auftauchte. Er war ein Halbgott, und ein Diener Kuveras; er trug ein Juwel auf dem Kopf und war sehr stark. Er sah auf der einen Seite, wie die Kuhhirtinnen ihren Tätigkeiten nachgingen, und auf der anderen Seite sah er Sri Krishna und Balarama, die berauscht und in größter Freude Lieder vortrugen. Ein Einfall erreichte ihn; deshalb sammelte er die Frauen von Vraja ein und trieb sie vor sich her. Die Frauen waren sehr ängstlich und riefen zu Krishna und Balarama um Hilfe. Die Brüder hörten die Schreie der Frauen und entwurzelten einen Baum, hielten ihn waagerecht und rannten damit los, genauso wie betrunkene Elefanten auf Löwen zu rennen; und sie riefen den Kuhhirtinnen zu, nicht ängstlich zu sein, als sie ankamen. Den Halbgott packte die Angst, als er die beiden mit dem Baum wie die Überbringer seines Todes auf sich zukommen sah, darum ließ er die Kuhhirtinnen los und rannte um sein Leben. – Baladeva blieb bei den Kuhhirtinnen, um sie zu beschützen, und Krishna verfolgte Shankhacuda, ergriff ihn von hinten bei den Haaren und brachte ihn so zu Fall. Mit einem Schlag seiner Handseite trennte er ihm den Kopf ab und nahm ihm das Juwel, welches er später Balarama übergab.


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(1) Ambika ist einer der vielen Namen Durgas