Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 76 - Über das sechste, das Chakshusha Manwantara

Markandeya sprach:
So habe ich dir die fünf Manwantaras beschrieben. Höre als nächstes vom sechsten, dem Chakshusha zugehörig. In seiner vorherigen Geburt wurde er aus dem Auge von Paramesti (der höchsten Gottheit) geboren, deshalb, oh Zweifachgeborener, bekam er in dieser Geburt den Namen Chakshusha. Die Frau des hochbeseelten Rajarshi (fürstlicher Rishi) Anamitra brachte diesen Sohn zur Welt, welcher gelehrig war, rein, stark und begabt mit der Erinnerung an alle vergangenen Geburten.

Nach seiner Geburt umarmte ihn seine Mutter mit Liebe, legte ihn auf ihren Schoß und brachte wiederholt ihre Freude lautstark zum Ausdruck. Doch er, der mit dem Wissen der ehemaligen Geburten begabt war, lächelte darüber, als er auf dem Schoß seiner Mutter lag. Daraufhin sprach die Mutter etwas empört zum ihm: „Ich bin sehr verwundert. Was ist das, mein Kind? In deinem Gesicht steht so ein seltsames Lächeln. Ist deine Weisheit vorzeitig geboren? Siehst du irgendwelche glücklichen Omen?“

Der Sohn sprach: „Kannst du nicht sehen, dass diese Katze hier mich fressen möchte? Und die zweite, die nach mir greift, ist Jataharini, ein geistiges Wesen, welches du auch nicht sehen kannst. Von der Liebe zu deinem Kind bewegt, oh Verehrte, schaust du mich voller Zuneigung an, und laut jubilierend umarmst du mich immer wieder. So entsteht großes Entzücken in dir und deine Augen sind voller Tränen der Liebe. Deshalb ist dieses Lächeln auf meine Lippen gekommen. Höre den tieferen Grund dafür: Getrieben durch ihren Egoismus schaut diese Katze mit Begehren auf mich, und ähnlich auch die andere, Jataharini, welche unsichtbar ist. In gleicher Weise, wie diese zwei mit schwachem Herzen in ihrer Ichbezogenheit nach mir verlangen, so scheint es mir, dass auch du vom Egoismus bewegt wirst. Aber während die Katze und Jataharini mich sofort genießen wollen, so wünscht du dir solche Früchte von mir, welche du allmählich mit der Zeit genießen kannst. Du kennst mich nicht, noch weißt du, wer dieser ist, noch hast du einen (wahren) Nutzen von mir. Unsere jetzige Verbindung wird nicht lange andauern, nur fünf oder sieben Tage. Doch liebe mich weiterhin so innig, umarme mich mit Tränen und sprich zu mir mit solch freundlichen Worten, wie 'geliebter Sohn', 'mein Liebling' usw..“

Die Mutter sprach: „Nicht für irgendeinen Vorteil, oh Lieber, umarme ich dich mit der Liebe einer Mutter. Wenn dir das nicht angenehm ist, und du dich von mir trennen willst, dann werde ich nun loslassen, was du an egoistischen Zielen in mir siehst.“

Mit diesen Worten ging sie fort aus jenem Haus, wo sie im Wochenbett lag, und verließ ihn mit dumpfen, unfähigen Sinnen, doch mit reinem inneren Geist. In diesem Zustand ergriff Jataharini dieses Kind, legte den gestohlenen Jungen in das Kinderbett beim König Vikranta, und nahm dafür den Königssohn mit sich. Doch auch diesen brachte sie in ein anderes Haus, und nahm dafür den Sohn dieses Hauses, und diesen dritten verzehrte Jataharini mit der Zeit. Auf diese Weise raubte diese äußerst Grausame immer wieder die Kinder der Leute, vertauschte sie miteinander und verspeiste immer den dritten von ihnen.

Dann führte der Herr der Erde Vikranta alle rituellen Zeremonien durch, die für Königssöhne durchgeführt werden. Und der Vater, dieser Herr der Menschen, war von höchstem Entzücken erfüllt und gab ihm deshalb gemäß dem Gesetz den Namen Ananda. Und als er im Knabenalter die heilige Schnur im Upanayana Ritus erhielt, da sprach der Guru zum Jungen: „Gehe nun zuerst zu deiner Mutter, um sie zu ehren.“ Als er diese Worte des Gurus hörte, sprach er lächelnd: „Welche Mutter soll von mir verehrt werden, die mich zur Welt brachte, oder die mich an ihrer Brust ernährte?“

Der Guru sprach: „Diese ist es, oh du Besitzer der acht großen Qualitäten, welche dich zur Welt brachte, die Tochter von Jarutha und die Hauptkönigin von Vikranta, welche unter dem Namen Haimini bekannt ist.“

Doch Ananda sprach: „Sie ist die Mutter von Chaitra, der in Vishalagrama wohnt und der Sohn des Brahmanen Agravadha ist. Er ist von jener Königin geboren worden. Ich wurde von einer anderen Frau geboren.“

Da fragte der Guru erstaunt: „Woher stammst du? Sage mir, oh Ananda, wer ist dieser Chaitra von dem du sprichst?“

Und Ananda antwortete: „Ich wurde im Haus eines Kshatriya Königs von seiner Frau Giribhadra geboren. Oh Brahmane, Jataharini, welche neugeborene Kinder stiehlt, brachte mich hierher, trug den Sohn der Königin Haimini in das Haus des führenden Brahmanen Agravadha, und verschlang den Sohn dieses Brahmanen. Der Sohn von Haimini wurde dort mit den heiligenden Riten eines Brahmanen geweiht. Und ich wurde hier von dir als Guru initiiert, oh Verehrter. So möchte ich deinem Befehl folgen, aber welche Mutter soll ich, oh Guru, aufsuchen?“

Der Guru sprach: „Äußerst verworren, mein Kind, ist dieses Problem welches sich hier gestaltet hat. Ich verstehe es nicht ganz, weil meine Sinne aufgrund der großen Verwunderung hin- und herwandern.“

Ananda sprach: „Wie konnte in diesem entfalteten Universum nur solche Verwirrung entstehen? Oh heiliger Brahmane, wer ist hier wessen Sohn, und wer ist wessen Freund? All diese Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Wesen entstehen mit der Geburt und werden durch den Tod wieder aufgelöst, oh Brahmane. Auch alle anderen Beziehungen zu den Freunden dieser Welt, welche mit der Geburt entstehen, werden mit der Auflösung des Körpers wieder vergehen. So ist das Gesetz des Weltalls.

Deshalb sage ich, dass es eigentlich gar keinen Verwandten oder Freund gibt, während man in dieser Welt lebt. Wer von ihnen könnte ein wahrer Verwandter oder Freund sein? Also warum verwirrt diese Situation deinen Verstand? Ich habe eben in dieser Geburt zwei Väter und zwei Mütter. Was ist daran wunderlich? Und was wäre Wunderliches daran, wenn dies in der folgenden Geburt wieder geschehen müsste? So werde ich mich jetzt in frommer Entsagung üben. Ich bitte dich deshalb, bringe jenes Kind aus Vishalagrama hierher, welcher der leibliche Sohn des Königs ist.“

Daraufhin war der König, zusammen mit seiner Frau und den Freunden höchst verwundert. Doch er löste seine verwandtschaftliche Beziehung zu Ananda und gebot ihm den Rückzug in die Wälder. Dann brachte er seinen Sohn Chaitra zurück und den Brahmanen verehrend, der ihn in seinem Licht als Sohn erzogen hatte, erzog er ihn nun als Regent für das Königreich. Und Ananda ging noch als Junge in den Wald und übte dort harte Entsagung, um seine Handlungen zu erschöpfen, welche der Erlösung im Wege stehen.

Doch während dieser schweren Bemühungen sprach der göttliche Brahma zu ihm: „Oh Sohn, sprich zu mir, warum gibst du dich so harter Askese hin?“ Und Ananda sprach: „Oh ehrwürdiger Herr, in der Absicht meine Seele zu reinigen und jene Handlungen zu erschöpfen, die mich fesseln, übe ich mich in dieser frommen Buße.“

Darauf sprach Brahma zu ihm: „Jemand, der zum Handeln geboren ist, hat kein Recht solche extreme Askese zu üben. Er ist der Erlösung noch nicht würdig. Wie könntest du, voller Energie (Potential), so zur Erlösung gelangen? Du bist als sechster Manu geboren. Deshalb gehe hin, handle und werde so. Es gibt für dich keinen Grund zu härtester Askese. Erfülle deine eigentliche Aufgabe, und du wirst die Erlösung erreichen.“

So von Brahma angesprochen, fügte sich der großmütige Ananda, und um ein Manu zu werden, beendete er die harte Entsagung und verließ jenen Wald. Und nachdem Brahma ihn von seinen asketischen Gelübden abgebracht hatte, sprach er ihn als Chakshusha Manu an. So heiratete er Vidarbha, die Tochter des Königs Ugra, und zeugte mit ihr mehrere Söhne, welche für ihre Heldentaten weit berühmt wurden.

Höre nun, oh Zweifachgeborener, wer in diesem Manwantara die Götter, die Rishis, der Indra und die Söhne des Manus waren. Die Götter wurden damals Aryas genannt und waren in neun Klassen aufgeteilt. Oh Brahmane, sie alle vollbrachten berühmte Taten, pflegten sich von Opfergaben zu ernähren, waren mit wohlbekanntem Heldenmut und Kraft begabt, und aufgrund ihres enormen Glanzes schwer zu schauen. Es gab noch weitere drei Klassen der Götter, die Prasutas, Bavyas und Yuthagas, welche alle in acht Bereiche aufgeteilt wurden. Oh Brahmane, in diesem Manwantara erschienen als fünfte Götterklasse die Lekhas, welche sich von Ambrosia ernährten. Und er, der die hundert Opfer zelebrierte, wurde ihr Herr mit Namen Manojava und ein Empfänger von Opfergaben. Sumedha, Virajas, Havishman, Unnata, Madhu, Atinama und Sahishnu waren die sieben Rishis. Uru, Puru, Shatadyumna und andere waren die höchst mächtigen Söhne von Manu Chakshusha, und sie alle wurden Herren der Erde.

So habe ich dir, oh Zweifachgeborener, das sechste Manwantara, die Geburt und den Charakter des hochbeseelten Chakshusha beschrieben. Derjenige Manu, welcher in unserer Zeit erschienen ist, wird Manu Vaivaswata genannt. Höre, ich werde dir jetzt die Götter und andere dieses siebenten Manwantaras beschreiben.


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