Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 66 - Die Geburt des Manu Swarochisha

Markandeya sprach:
Wie die Rehe hörte auch Swarochi die zurückweisende Antwort des Rehbocks, und er begann, sich wie ein gefallenes Wesen zu fühlen. Er litt unter der verächtlichen Rede des Rehbocks und wie er vom Chakravaka und dem Rehbock beurteilt wurde. So überlegte er sich, oh Bester der Munis, seine Frauen zu verlassen. Doch als er wieder mit ihnen zusammen war, wuchs sein Begehren erneut, und der Vorsatz des Verzichtes wurde vergessen. So genoss er mit ihnen dieses Leben weitere sechshundert Jahre lang. Aber der allen Wesen wohlgesinnte Swarochi erfreute sich der Vergnügungen gemeinsam mit seinen Frauen, ohne dass er die religiösen Aufgaben vernachlässigte und die Gebote der Gerechtigkeit verletzte.

So wurde Swarochi zum Vater von drei mächtigen Söhnen: Vijaya, Merunanda und Prabhava. Manorama, die Tochter von Indivara, brachte Vijaya zur Welt, Vibhavari gebar Merunanda und Kalavati schenkte Prabhava das Leben. Und ihr Vater Swarochi schuf durch die Macht des Padmini Wissens, das alle Dinge des Vergnügens sichert, drei Städte für sie. Im Osten, auf der Spitze des Bergs Kamarupa, gab er seinem Sohn Vijaya die ausgezeichnete Stadt Vijaya. Im Norden gründete er die Stadt für Merunanda, die unter dem Namen Nandavati bekannt wurde und mit schönen Plätzen und kräftigen Mauern geschmückt war. Für Prabhava, dem Sohn von Kalavati, wurde im südlichen Land die Stadt Tala errichtet. Auf diese Weise übergab er, der Beste der Menschen, seinen Söhnen diese drei Städte und durchstreifte mit ihnen, oh Brahmane, die angenehmen Länder.

Nach einiger Zeit, als er mit dem Bogen in der Hand durch den Wald wanderte, sah er einen schnell laufenden Eber vor sich und spannte seinen Bogen. Doch im gleichen Moment näherte sich ihm ein Reh und sprach wiederholt zu ihm: „Auf mich solltest du deinen Pfeil senden, sei gnädig zu mir. Was willst du Gutes gewinnen, wenn du heute diesen Eber tötest? Töte lieber mich. Denn der Pfeil, der durch dich entsandt wird, soll mich vom Leiden befreien.“

Swarochi sprach verwundert: „Ich kann keinerlei Krankheit an deinem Körper erkennen. Was sonst könnte die Ursache sein, weshalb du dein Leben zu töten begehrst?“

Das Reh antwortete: „Mein Herz hat einen erwählt, dessen Herz einer anderen gehört. Ohne ihn kann nur der Tod meine Heilung sein. Welche bessere Medizin könnte es geben?“

Swarochi sprach: „Wer ist es, der dich nicht begehrt, oh du Furchtsame? Zu wem bist du in Liebe bewegt und hast dich entschlossen dein eigenes Leben aufzugeben, wenn du ihn nicht gewinnen kannst?“

Das Reh antwortete: „Möge dir Gutes geschehen! Du bist meine ganze Liebe. Von dir wurde mein Geist erfüllt und davongetragen. Deshalb werde ich den Tod umarmen müssen. Sende deinen tödlichen Pfeil auf mich!“

Swarochi sprach: „Oh du mit dem lieblichen Blick, wir sind von menschlicher Gestalt, und du bist ein Reh. Wie könnte es eine Verbindung der Liebe zwischen dir und einem Wesen unserer Art geben?“

Das Reh sprach: „Wenn dein Herz mir hingegeben ist, dann umarme mich. Wenn dein Herz gut ist, werde ich alles tun, was du wünschst, und dies soll höchst glorreich sein.“

Markandeya fuhr fort:
So umarmte Swarochi dieses Reh, und von ihm umschlungen entfaltete sie im gleichen Moment einen höchst strahlenden und wunderschönen Körper. Voller Bewunderung fragte er „Wer bist du?“, und sie antwortete ihm mit lieblichster Bescheidenheit: „Ich bin die Göttin dieses Waldes, von den Göttern verehrt. Oh du Hochbeseelter, der kommende Manu soll in mir durch dich gezeugt werden. Ich spreche zu dir gemäß dem Willen der Götter. Schenke mir, die mit Liebe zu dir erfüllt ist, einen Sohn, welcher der Herrscher dieser Welt sein soll.“

Daraufhin zeugte er mit ihr einen Sohn, der mit allen verheißungsvollen Zeichen begabt war und voller Energie, wie er selbst. Sobald er geboren war, hörte man überall himmlische Musik. Die Herren der Gandharvas begannen zu singen und die Apsaras zu tanzen. Die Rishis und jene, dessen Reichtum ihre Buße ist, sowie die Götter selbst, streuten Blumen von allen Seiten herab. Seinen Glanz sehend, gab ihm sein Vater persönlich den Namen Dyutiman, weil durch seine strahlende Erscheinung alle Richtungen erhellt wurden. Dieser junge Dyutiman, der mit großer Kraft und Heldenmut begabt war, wurde zum Swarochisha, weil er der Sohn von Swarochi war.

Nach einiger Zeit, als Swarochi eines Tages an einem schönen Bergbächlein spazieren ging, sah er eine Ente mit ihrem Erpel. Der Erpel sprach zur Ente, die ihren Wunsch nach ihm wiederholt zum Ausdruck brachte: „Halte dich zurück. Lange haben wir uns miteinander erfreut. Was nützt die ständige Jagd nach dem Vergnügen durch alle Phasen des Lebens? Deine letzten Tage sind nah. Oh du Wanderer auf dem Wasser, die Zeit ist gekommen, da sowohl ich als auch du auf alle Vergnügen verzichten sollten.“

Die Ente sprach: „Welche Zeit kann es geben, die für das Vergnügen nicht passend ist? Die ganze Welt strebt nach Glücksgefühlen. Sogar die selbstgezügelten Brahmanen führen ihre Opfer mit dem Wunsch nach Glückseligkeit durch. Und jene, welche die Macht der Erkenntnis erreicht haben, wünschen allen Wesen Glück und die Ursachen für Glück. Deshalb vollbringen sie Werke der Wohltätigkeit und andere lobenswerte Handlungen. Warum wünschst du dir dann kein Glück? Glück ist das Ergebnis menschlicher Anstrengungen, vor allem bei denen, die die Macht der Erkenntnis gewonnen haben und selbstgezügelt sind. Warum sollte dies für Vögel und andere Tiere nicht gut sein?“

Der Erpel sprach: „Der Geist von jenen, deren Herz dem Vergnügen anhaftet und die begierig nach der Gemeinschaft mit Freunden sind, ist selten auf das Göttliche gerichtet. Identifiziert mit Söhnen, Frauen und Freunden ermattet der Geist der Wesen wie ein Elefant, der im Schlamm eines Sees versinkt. Kannst du nicht erkennen, gute Dame, wie Swarochi, von der Anhaftung überwältigt, seit seiner Jugend durch Begierde bewegt wird und im Sumpf der weltlichen Liebe versunken ist? In der Jugend war er völlig seinen Frauen hingegeben, jetzt haftet er an seinen Söhnen und Enkeln. Der Geist von Swarochi ist tief in diese Welt verstrickt. Wie sollte er Erlösung finden? Oh du, die sich auf dem Wasser bewegt, ich möchte nicht wie Swarochi sein, ein Sklave der Frauen. Zu dieser Erkenntnis bin ich jetzt gelangt und beginne, mich von den Vergnügen dieser Welt zurückzuziehen.“

Swarochi hörte die Worte des Vogels und war sehr beunruhigt. So nahm er seine Frauen und ging in einen einsamen Wald, um Entsagung zu üben. Von dort erhob sich der Wohlgesonnene, nach strengster Buße und Reinigung von allen Sünden, in den Bereich höchster Reinheit.


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