Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 48 - Über die Entstehung der Lebewesen

Kraustuki sprach:
Der Prozess der Schöpfung wurde mir vom Ehrwürdigen prinzipiell beschrieben. Aber, oh Brahmane, ich bitte dich um weitere Einzelheiten über die Geburt der Götter und anderer Wesen.

Markandeya sprach:
Oh Brahmane! Aus dem Geist Brahmas entfalten sich während der Schöpfung die vier Arten der Wesen, von den Göttern bis zu den leblosen Dingen, welche durch ihre früheren Handlungen und Neigungen, gut oder schlecht, wieder geformt werden. Dazu gehören all jene, welche noch keine Erlösung erreichten und während der Zeit der universalen Auflösung von ihm in sich zurückgezogen wurden. Und er entsprach dem Wunsch der vier Arten der Wesen, den Göttern, Dämonen, Ahnen und Menschen, nach Entstehung und begab sich in entsprechende Beziehung zu diesem Meer.

Als er sich mit diesem Meer verband, entstand ein Körper mit der Qualität von Tamas im Herrn der Wesen. Aus dessen Schenkeln bildete sich als Erste von allen die Art der Dämonen (Asuras, dunkle Götter). Und dieser Körper, der aus der Qualität von Tamas bestand, trennte sich von ihm. Mit diesem von ihm getrennten Körper wurde augenblicklich die Nacht geschaffen. Und daraufhin entfaltete er im Wunsch der Schöpfung einen zweiten Körper, der voller Heiterkeit und Licht war. Aus dem Mund dieses Körpers, der durch die Qualität von Sattwa bewegt war, wurde die Art der Götter (Suras, helle Götter) gebildet. Auch dieser Körper trennte sich vom Herrn der Wesen, und mit dieser Trennung war der Tag geschaffen, welcher vorwiegend mit der Qualität von Sattwa gefüllt ist und die Eigenschaft des Lichtes hat.

Dann nahm er einen weiteren Körper an, der nur aus der Qualität von Sattwa bestand, und daraus wurde die Art der Pitris (Ahnen, Geisterwesen) gebildet. Als die Art der Pitris geschaffen war, trennte sich auch dieser Körper von ihm, und es entstand das Zwielicht, das zwischen Tag und Nacht erscheint.

Und der Herr entfaltete einen weiteren Körper, der aus der Qualität von Rajas bestand. Daraus wurde die Art der Menschen gebildet, welche mit der Qualität von Rajas geboren werden. Als die Art der Menschen geschaffen war, trennte sich auch dieser Körper von ihm, und es entstand das Licht des Mondes, das in der Nacht scheint, aber sich bereits zum Tag neigt.

Dieses sind die Körper der Gottheit, dieser einen Intelligenz. Oh du Zweifachgeborener, sie werden Nacht und Tag, Zwielicht und Mondlicht genannt. Mondlicht, Zwielicht und Tag sagt man zu den drei Körpern, die aus Sattwa gebildet wurden, während die Nacht aus Tamas entstanden ist. Sie steht damit im Gegensatz zu den andern Dreien. Aus diesem Grund sind die Götter während des Tages am mächtigsten und die Dämonen während der Nacht. Die Menschen sind am stärksten, wenn das Mondlicht erscheint und die Pitris während des Zwielichtes. Während dieser Zeit sind sie zweifellos stark und unbesiegbar für ihre Gegner, und außerhalb dieser Zeit werden sie schwächer.

Mondlicht, Nacht, Tag und Zwielicht, diese Vier sind die Körper des Herrn Brahma, aus den drei Gunas gebildet. So wie der Herr der Wesen diese vier Körper geschaffen hatte, bildete er in der Nacht aus Hunger und Durst einen weiteren Körper, welcher aus Rajas und Tamas bestand. Er, der selbst ohne Ursache ist, entfaltete daraus relativ grobe Wesen mit langwachsenden Bärten, die abgezehrt vom Hunger in jener Dunkelheit begannen, sich von diesem Körper zu ernähren.

(Und Brahma sprach: „Bewahrt diese Schöpfung“.) Doch einige von ihnen sagten: „Wir werden festhalten und verteidigen!“, und wurden damit die Rakshas (dunklere Naturgeister, Dämonen). Und die anderen sagten: „Wir werden essen und verdauen!“, und wurden wegen dieser Neigung zu Yakshas (hellere Naturgeister, Himmlische). (Raksha = erhalten, Yaksha = essen) Brahma betrachtete sie, und in jenem Körper stieg Widerwillen auf, so dass sich ihm die Haare vom Kopf lösten. Mit der Trennung vom Kopf wurden diese Haare bewegliche, lebendige Wesen. Durch ihre Bewegung wurden sie Lebewesen und wegen ihrer schlangenartigen Form nennt man sie Nagas (mächtige Schlangen). Und Brahma betrachtete die Nagas, und in jenem Körper stieg Ärger auf, so dass fleischfressende Dämonen mit einer reizbaren Natur und dunkler Farbe entstanden. Daraufhin meditierte er wieder über wohlklinge Worte (Klänge, Musik), und die Gandharvas entstanden. Und weil sie durch Konzentration aus wohlklingenden Worten geschaffen wurden (lit. durch Trinken von Worten) nennt man sie Gandharvas.

So schuf Brahma diese acht prinzipiellen Klassen der höheren Wesen. Und aus seinem viergesichtigen Körper (als Gott Brahma) entfaltete er noch andere Kreaturen, wie die Pflanzen und Tiere. Von seinem Mund kamen die Ziegen, von seiner Brust schuf er die Schafe, vom Bauch und seinen zwei Seiten erzeugte Brahma die Spezies der Rinder, von seinen zwei Füßen wurden die Pferde, Elefanten, Esel, Hasen, Rehe, Kamele und andere Tiere in verschiedenen Formen geboren. Vom Haar seines Körpers entfalteten sich die Pflanzen mit ihren Früchten und Wurzeln.

Auf diese Weise wurden die Pflanzen und Tiere geschaffen. Einige von ihnen, wie Kühe, Ziegen, Rinder, Schafe, Pferde, Maultiere und Esel gelten durch ihr Wesen als Haustiere für die Menschen. Höre auch über jene unbändigen, die in der Wildnis leben. Das sind die Raubtiere, die wilden Elefanten, die Affen und als fünftes die Vögel. Die sechste Klasse sind die Wassertiere und die siebente die Reptilien.

Danach schuf Brahma am Anfang des Kalpas in Anbetracht des kommenden, zweiten Zeitalters (Treta-Yuga) die Opferhandlungen. Die Gesänge der Gayatri, Thrich, Tribith, Sama, Rathantara und des Agnistoma Opfers kamen aus seinem ersten Mund. Aus seinem südlichen Mund schuf er den Yajur, die Verskunst Trishtub, die fünfzehn Stomas, den großen Saman und den Uktha, ein Teil des Saman Vedas. Die Saman Hymnen, die Verskunst Jagati, die fünfzehn Verse zum Lob Gottes, das Bairupa und das Atiratram entstanden aus dem westlichen Mund. Die einundzwanzig Brahmanas, den unfehlbaren Aryamanas und den Anustubh mit dem Bairaja formte er aus seinem nördlichen Mund.

So schuf der Bewohner aller Wesen am Anfang des Kalpa auch den Blitz, den Donner, die Wolken, den weiten Regenbogen und die Spanne der Lebenszeit. Alle großen und kleinen Wesen entstanden aus seinen Gliedern. Nachdem er zuerst die vier Klassen der Götter, Dämonen, Pitris und Menschen (d.h. die Arten der hellen, dunklen, geistigen und körperlichen Wesen) gebildet hatte, entfalteten sich mit der Zeit die zugehörigen belebten und unbelebten Wesen. Die Yakshas, die Pisachas (Kobolde), die Gandharvas mit ihren Apsaras, die Kinnaras, Rakshasas, Pflanzen, Tiere der Luft, der Erde und des Wassers, die Menschen und alle anderen belebten und unbelebten Kreaturen werden aufgrund ihrer früheren Handlungen und Neigungen immer wieder geboren, und mehr oder weniger vergänglich erfüllen sie ihre angeborenen Funktionen. Die mörderischen und harmlosen, wie auch die mitfühlenden und grausamen Instinkte, ebenso Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Wahrheit und Unwahrheit, alle diese treten in die Wesen ein, entsprechend ihrem geistigen Verlangen und ihrer Neigung.

Der Bewohner und Herr aller Wesen verbindet die Sinne in den Körpern der Kreaturen mit ihren unterschiedlichen Sinnesobjekten. Er entfaltet aus dem universellen Klang die Namen und Formen, sowie die zahlreichen Funktionen der Götter und anderer Wesen. Auf diese Weise entstanden die Namen der Rishis und der geschaffenen Götterwesen, wie auch von jenen, die in die Dunkelheit geboren wurden. Ebenso entstanden die verschiedenen Entwicklungsstufen mit ihren jeweiligen Eigenschaften, wie auch die Erscheinungen jeder Kreatur im Wandel der Zeit (Jugend, Alter, Krankheit, usw.).

So entfaltet sich aufgrund des Erwachens von Brahma am Ende der Nacht in jedem Kalpa aus dem unentfalteten Ursprung diese ganze Schöpfung.


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