Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 34 - Über die vier Lebensziele, speziell über Dharma

Madalasa sprach:
So, mein Kind, werden die Götter, Ahnen, Gäste, Freunde, Kobolde, Diener, Tiere, Vögel, Ameisen, Bettler, Bittsteller und Personen, die im Haus leben, mit Havya, Kavya und Reis von einem frommen Hausvater auf tugendhaftem Wege unterstützt. Einer, der die Nitya und Naimittika Riten vernachlässigt, wird von Sünde heimgesucht.

Da sprach Alarka:
Oh Mutter, du hast mir Nitya, Naimittika und Nityanaimittika (täglich, gelegentlich und regelmäßig), diese dreifachen Riten als Aufgabe der Menschen beschrieben. Doch nun, oh du Hochgeborene, möchte ich von den rechtschaffenden Wegen hören, durch die man das Wohlsein in dieser Welt und in der jenseitigen sichert.

Und Madalasa sprach:
Ein Hausvater sollte immer die Regeln des guten Verhaltens beachten. Eine Person, die kein rechtschaffendes Verhalten pflegt, findet Wohlergehen weder in dieser noch der jenseitigen Welt. Selbst Opfer, Hingabe und Askese führen auf dieser Erde nicht zum Wohle eines Menschen, wenn er das Dharma (die Tugend und Gerechtigkeit) missachtet. Eine ungerechte Person wird nie mit Lauf und Länge seines Lebens zufrieden sein. Der Mensch sollte sich immer im wahrhaften Handeln üben. So wirft der Gerechte jedes Unglück von sich ab.

Ich werde dir, oh mein Sohn, die Natur der Gerechtigkeit (das Dharma) beschreiben. Höre mit gesammelter Aufmerksamkeit und handle danach. Jeder Hausvater sollte bestrebt sein, das dreifache Ziel des Lebens zu vollbringen (nämlich Dharma, Artha und Kama - grob übersetzt als Gerechtigkeit, Wohlstand und Liebe). Wenn ihm das gelingt, dann erreicht er Erfolg, sowohl in dieser, als auch in der folgenden Welt. Ein beherrschter Mann sollte ein Viertel von dem ansammeln, was er verdient, um sein zukünftiges Wohlergehen zu sichern. Er sollte die Hälfte ausgeben, um sich selbst und seinen Hausstand zu erhalten, sowie um die Nitya und Naimittika Riten durchzuführen. Das restliche Viertel seines Einkommens sollte in die Welt investiert werden, damit es sich als Kapital in der Gemeinschaft vervielfacht. Wenn sich jemand auf diese Weise verhält, mein Sohn, dann kann sein Reichtum auch Früchte tragen.

Ebenso sollte ein weiser Mann religiösen Verdienst ansammeln, um sich von den Sünden reinzuwaschen. Frommer Gleichmut wird in der folgenden Welt Früchte tragen und frommes Handeln in dieser Welt. In Anbetracht von Hindernissen sollte man sowohl Gleichmut als auch engagiertes Handeln üben, ohne dass zwischen ihnen ein Konflikt entstehen muss. So wurde auch die Liebe (Kama) als zweifach beschrieben (z.B. als alldurchdringende Liebe und als schöpferisch begehrende Liebe), was nicht im Gegensatz zu den anderen zwei Zielen des Lebens (Dharma und Artha) stehen muss. Erkenne, dass diese Lebensziele miteinander verwoben und voneinander abhängig sind. Tugend und Moral sind vom Dharma abhängig und schließen weltlichen Wohlstand nicht aus. Und wie die Liebe in zwei Arten erscheint, so kann auch der Wohlstand in seiner tugendhaften Form erscheinen.

Man sollte zur Brahma Stunde in der Morgendämmerung(1) aufstehen und sich in der Meditation üben, über die Tugend und den weltlichen Gewinn, über das Leiden und seine Wurzeln sowie über die wahrhafte Bedeutung der Veden. Dann möge man sich mit gesammeltem Geist erheben, sich reinigen, seinen Mund spülen und mit dem Gesicht ostwärts gerichtet, die morgendlichen (Sandhya) Gebete beenden. Das geschehe am Morgen, während die Sterne noch am Himmel sichtbar sind, und am Abend, während die Sonne noch scheint. Dies sollt man in friedlichen Zeiten nie versäumen.

Oh mein Sohn, man sollte unsinnige Gespräche, jegliche Lügen, verletzende Worte und das Lesen von Texten vermeiden, die unheilsame Lehren, unsinnige Diskussionen oder respektloses Geschwätz enthalten. Sich selbst unter Kontrolle möge man jeden Morgen und Abend die Opfergaben dem Opferfeuer anbieten. Man sollte nicht (übermäßig) auf die Sonnenscheibe beim Sonnenaufgang und Sonnenuntergang starren. Das Ordnen der Haare, der Blick in den Spiegel, das Reinigen der Zähne und die Opfergabe von reinem Wasser für die Götter sollte am frühen Teil des Tages durchgeführt werden.

Man sollte seine Notdurft nicht auf der Straße verrichten, die in ein Dorf oder zu Wohnhäusern führt, sowie an heiligen Orten, in Gärten, auf Feldern oder auf Weideland. Man sollte seine Blicke nicht auf eine fremde, nackte Frau oder die eigenen Exkremente heften. Selbst die eigene Frau möge man in der Zeit ihrer Menstruation nicht (nackt) ansehen, berühren, noch sich ihr nähern. Ein Mensch sollte seine Notdurft nicht in Gewässern verrichten, noch sollte er dort Geschlechtsverkehr treiben. Ein kluger Mensch sollte sich (zum Essen) nicht auf Schlamm, Haare, Asche, Scherben, Spreu, Glut, Knochen, zerfetztem Stoff, eine Straße oder dem nackten Boden setzen.

Erst, nachdem er entsprechend seinen Möglichkeiten die Ahnen, Götter, Menschen und Geister verehrt hat, möge ein Hausvater selbst essen. Mit dem Gesicht nach Osten oder Norden gewandt, sich selbst gereinigt und seine Rede kontrolliert, sollte er seinen Mund spülen und mit gefalteten Beinen sitzen. So möge er mit gesammeltem Geist seine Nahrung zu sich nehmen. So wie ein kluger Mensch ohne zwingenden Grund die Mängel von anderen nicht aufzeigt, so sollte er auch das Essen nicht zusätzlich vor aller Augen mit Salz und Schärfe würzen. Ein beherrschter Mensch sollte seine Notdurft nicht im Sitzen verrichten, noch sollte er irgendetwas zu sich nehmen, nachdem er (abschließend) seinen Mund gespült hat. Während des Essens gilt er als unrein und sollte sich nicht unterhalten, die Veden rezitieren oder heilige Kühe, Brahmanen, Feuer oder seinen eigenen Kopf berühren. Er sollte sich in dieser Zeit nicht auf die Sonne, den Mond oder die Sterne konzentrieren und beschädigte Sitze oder Geschirr vermeiden.

Dem Lehrer sollte er stets Verehrung zeigen, indem er sich erhebt und ihm einen Sitz anbietet. Er sollte ihm gefällig sein, nach der Begrüßung ihm folgen und bescheiden mit ihm sprechen. Ein kluger Mann sollte im leichtbekleideten Zustand weder Essen, noch die Götter anbeten. Er sollte nicht ins Feuer urinieren, sich unbekleidet baden oder hinlegen, oder seinen Kopf mit beiden Händen kratzen. Man sollte sich ohne Grund auch nicht ständig baden, den Kopf waschen oder nach dem Waschen den Körper mit Öl einreiben.

Er sollte die Veden nicht an verbotenen Tagen rezitieren oder vor Brahmanen, Feuer, heiligen Kühen und der Sonne urinieren. Mit dem Gesicht nach Norden am Tag und nach Süden in der Nacht, möge man in bequemer Lage seine Notdurft an einem Ort verrichten, der vor Störungen geschützt ist. Man sollte niemanden die misslichen Taten seiner Eltern weitererzählen, und wenn sie ärgerlich sind, dann möge man sie beruhigen. Er sollte nicht hinhören, wenn irgendein anderer von ihnen schlecht spricht. Man sollte den Weg freimachen für einen Brahmanen, einen König, einen Alten, einen Kranken, einem höherstehenden Gelehrten, der Frau eines Lehrers, einem schwer Beladenen, einen stummen, blinden oder tauben Menschen, sowie für einen Verrückten, einen Betrunkenen, eine Prostituierte, einen Feind, ein Kind oder für eine sozial gefallene Person. Ein kluger Mensch sollte einen Tempel, einen Feigenbaum, eine Kreuzung von vier Wegen, einen höheren Gelehrten, einen Lehrer und einen Heiligen umrunden. Man sollte nicht die Schuhe, Kleidung oder die Girlanden von anderen tragen und sich von der heiligen Schnur, dem Schmuck und dem Wassertopf eines anderen fernhalten. Man sollte sich am achten, vierzehnten oder fünfzehnten Tag des Mondes oder während eines Parva von sexueller Betätigung und übermäßigem Einreiben mit Öl zurückhalten. Ein vernünftiger Mensch sollte nicht mit ausgestreckten Beinen dasitzen, die Beine baumeln lassen oder auf seinen Beinen sitzen. Ein kluger Mensch sollte vermeiden, andere beim Reden zu unterbrechen, seinem Ärger freien Lauf zu lassen oder sich grausam gegen irgendjemanden zu verhalten. Er sollte nicht prahlen, zu viel Bedeutung sich selbst zumessen und auch harte Worte vermeiden.

Man sollte nicht mit einem unwissenden oder verrückten Menschen, einem der in Schwierigkeiten ist, einem Zauberer oder einem Behinderten mit fehlerhaften oder zusätzlichen Gliedern seinen Spott treiben. Man sollte überhaupt die Fehler der Anderen nicht strafen, außer im nützlichen Maße die seiner Kinder oder ihm anvertrauten Schüler. Ein kluger Mensch sollte seinen Sitz nicht (geringschätzig) mit dem Fuß verschieben. Sanyava, Krishara und Fleisch sollten niemals nur für sich selbst vorbereitet werden. Damit möge man seine Gäste sowohl am Morgen als auch am Abend versorgen und erst danach seine eigene Mahlzeit einnehmen. Mit dem Gesicht nach Osten oder Norden sollte man schweigend seine Zähne reinigen. Und in der Regel, oh mein Sohn, sollte man eine aus verbotenem Holz gemachte Zahnbürste verwerfen. Man sollte nie mit dem Kopf nach Norden oder Westen schlafen, sondern nach Süden oder Osten gerichtet. Man sollte nie in stinkendem Wasser baden und auch nicht in der Nacht, außer vielleicht bei einer Sonnen- oder Mondfinsternis. Nach dem Baden sollte der Mensch den Körper nicht mit seiner Kleidung oder den Händen trocken reiben, noch sollte er Kleidung oder Haare auswringen. Vor dem Baden sollte sich ein kluger Mann nie mit Salben einreiben, noch sollte er dabei rote, schwarze oder bunte Kleidung tragen. Man sollte sein Tuch, Kleidung und Ornamente nicht zweckentfremdet verwenden. Übermäßig verschlissene oder ausgefranste Kleidung möge man wegwerfen.

Mein Kind, man sollte niemals Nahrung zu sich nehmen, in der Haare oder Würmer sind, worauf getreten wurde, die von einem Hund beschnuppert oder angeleckt wurde, die verdorben ist und damit seiner Essenz beraubt oder mit Fleisch vom Rücken, ungewidmetem bzw. unreinem Fleisch. Salz, das zusätzlich hingestellt wird, sollte man nicht benutzen. Oh mein Sohn, Nahrung die abgestanden und viele Tage alt ist, sollte abgewiesen werden. Man sollte vermeiden, zum Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang im Bett zu liegen. Man sollte sich nach dem Baden nicht hinlegen, im Sitzen einschlafen oder sich anderweitig unkontrolliert vom Schlaf überwältigen lassen. Man sollte nicht essen, während man spricht, leicht bekleidet ist oder ohne den Anwesenden etwas anzubieten. Nach dem Baden am Morgen und am Abend mag man seine Mahlzeit gemäß den geltenden Regeln einnehmen.

Ein kluger Mann sollte sich von der Frau eines anderen fernhalten. Eine allzu enge Beziehung zu anderen Ehefrauen gefährden die Ishta und Purta Riten, sowie die Langlebigkeit. Es gibt nichts anderes in der Welt, das in solchem Maße die Langlebigkeit zerstört, wie ein Verhältnis mit einer fremden Ehefrau.

Ein Mann sollte die Götter anbeten, dem Feuer opfern und die Alten verehren. Erst nach der ordnungsgemäßen Reinigung des Mundes sollte er seine Nahrung zu sich nehmen. Mit Verehrung und Dankbarkeit mag er reines Wasser nehmen, ohne Schaum, schlechten Geruch und Schmutz, um seinen Mund zu reinigen, sein Gesicht nach Osten oder Norden gewandt. Die Erde vom Ort der Reinigungshandlung sollte man nicht nutzen, genauso wie die Erde vom Grund eines Gewässers, vom Boden einer Hütte, von einem Ameisenhügel oder vom Bau einer Ratte.

Nach dem sorgsamen Waschen seiner Hände und Füße und dem Versprenkeln von Wasser, sollte er mit gefalteten Beinen sitzen und am reinen Wasser drei- oder viermal nippen. Dann möge er zweimal seine Mundwinkel, deren Wölbung und den Kopf reiben. So gereinigt durch das Nippen am Wasser kann er sich den weiteren Zeremonien widmen. Diese Zeremonien für die Götter, Rishis und Ahnen sollte der Mensch immer mit höchster Achtsamkeit durchführen.

Nach dem Niesen, Spucken oder nachdem er seine Kleidung angelegt hat, sollte ein kluger Mensch seinen Mund mit Wasser spülen. Nach dem Schnäuzen, Lecken, Spucken oder Erbrechen sollte man seinen Mund spülen, den Rücken einer heiligen Kuh berühren, auf die Sonne schauen oder sein rechtes Ohr halten. Letzteres sollte er tun, wenn das Vorhergehende ihm nicht möglich ist, denn auch dies wird als günstig angesehen. Man sollte nicht mit den Zähnen knirschen oder irgendeinen anderen Teil seines Körpers quälen. Während der Zeit der Morgen- und Abenddämmerung sollte man vermeiden, sich hinzulegen, zu studieren oder zu essen. In der Abenddämmerung sollte man Geschlechtsverkehr vermeiden und keine Reise zu einem anderen Ort beginnen.

Am Vormittag, mein Sohn, sollte ein Mensch die Götter, am Mittag die Menschen und am Nachmittag die Ahnen achtsam verehren. Mit reinem Kopf und rasiertem Bart sollte ein Mann die Götter und die Ahnen anbeten, sein Gesicht nach Osten oder Norden gewandt. Er sollte eine Braut vermeiden, die krank ist, nicht alle Glieder hat, deformiert, gelbbraun gefärbt, übermäßig gesprächig oder viele andere Fehler hat, auch wenn sie in einer guten Familie geboren wurde. Ein Mensch, der sich selbst Gutes wünscht, sollte ein Mädchen heiraten, das alle Glieder, eine schöne Nase und alle verheißungsvollen Zeichen hat. Er sollte die fünfte oder die siebente Tochter ihrer Eltern heiraten. Er sollte seine Frau beschützen, die Eifersucht abwerfen und sich nicht am Tag mit ihr niederlegen, um der sexuellen Lust zu frönen. Ein Mensch sollte überhaupt alle Taten vermeiden, die anderen Kummer bringen und den Wesen wehtun könnten.

In diesem Sinne sollten auch die Männer aller Kasten für vier Nächte die Frauen während ihrer Menstruation meiden. Wenn ein Mann wünscht, dass ihm keine Tochter geboren wird, dann sollte er seine Frau auch am fünften Tag meiden und erst in der sechsten Nacht zu ihr gehen. Eine Nacht, die auf ein gerades Datum trifft, ist außerdem sehr günstig. Wenn ein Mann seine Frau in einer Nacht mit geradem Datum besucht, dann wird es ein Sohn, wohingegen in einer ungeraden Nacht eine Tochter gezeugt wird. Also, wenn man sich einen Sohn wünscht, dann besuche man seine Frau in einer Nacht mit geradem Datum. Wenn er allerdings am Vormittag mit ihr zusammenkommt, dann zeugt er einen Sohn, der seine eigene Religion aufgibt, und im Zwielicht könnte es ein Zwitter werden.

Mein Sohn, nachdem ein Mann mit seiner Frau zusammengekommen ist, sollte er mit seiner Kleidung baden, genauso wie nach einer Kopfrasur, nach dem Erbrechen oder nachdem er zu einem Leichenverbrennungsplatz gegangen ist. Keiner sollte die Himmlischen, die Veden, die Zweifachgeborenen, die tugendhaften und treuen Menschen, die edlen Eltern, die reinen Frauen und die Menschen schmähen, die Opfer oder Askese durchführen. Wenn ein stolzer Mensch sie herabwürdigt, sollte man ihm nicht zuhören.

Ein Mensch sollte sich nicht auf das Bett oder den Sitz eines Älteren oder Jüngeren setzen. Man sollte keine gemeinen Worte verwenden oder unschickliche Kleidung tragen. Weißer Stoff und weiße Blumen sind vorzüglich. Ein gelehrter Mensch sollte keine Freundschaft pflegen mit einem stolzen Menschen, einem Dummkopf, einem unverschämten Kerl, einem Übelgesinnten, Dieb, Geizhals, Nimmersatt, Lügner, Feigling, einer Kupplerin, dem Mann einer solchen, sowie einem gewalttätigen, streitsüchtigen oder niederträchtigen Menschen. Freundschaft sollte er mit frommen Menschen schließen, die auf guten Wegen wandeln, die Weisen, Starken und Energetischen. Ein kluger Mensch sollte in Gemeinschaft mit denen leben, die den Geist der Veden tragen und sich durch die Gelübde der Entsagung beharrlich reinigen. Denn der gute Freund, der Lehrer, der König, der gelehrte Brahmane, der Schwiegervater und der Priester sind die sechs würdigen Personen, die man in seinem Haus besonders verehren sollte. Gemäß seiner Kraft sollte man zur richtigen Zeit jene Zweifachgeborenen achtsam mit Madhuparka (Honigspeise) bewirten. Und wenn man sein eigenes Wohlergehen wünscht, dann sollte man ihnen gehorsam sein. Selbst wenn sie widersprechen, sollte man nie mit ihnen streiten.

Nachdem sein Haus ordnungsgemäß eingeweiht wurde, sollte er am rechten Ort das Feuer verehren und ihm Opfergaben anbieten. Die erste Opfergabe gehört Brahma, die zweite Prajapati, die dritte den Guhyakas, die vierte Kasyapa und die fünfte Anumati (der fünfzehnte Tag des Mondes), und dann sollte er den Geistern der Lüfte ihre Nahrung anbieten. Danach, wie ich dir bereits bei der Darlegung der täglichen Riten erklärte, sollte er den Viswadevas opfern.

Höre jetzt betreffs der Methode von mir. Mit Rücksicht auf die verschiedenen Bereiche und die unterschiedlichen Anteile, sollte ein Mensch getrennte Opfer für die Götter anbieten. Er sollte drei Opfer für die Götter der Wolken, des Wassers, der Erde und des Windes machen. Mit dem Osten beginnend, sollten die Gaben auch an jede der Haupthimmelsrichtungen in der nötigen Reihenfolge dargebracht werden. Und im Anschluss schrittweise dem Brahman, der Sonne, dem Himmel, den Viswadevas und allen Wesen des Weltalls. Dann sollte er gen Norden der Göttin der Morgendämmerung und dem König der Geister (Shiva)opfern. Swadha und Namas rezitierend, möge er gen Süden die väterlichen Ahnen befrieden. Wenn er dann die restliche Menge vom Reis behalten möchte, sollte er mit Daumen und Zeigefinger etwas Wasser aus dem Behälter nehmen und es, wie vorgeschrieben, gen Nordwesten mit der vedischen Formel Yakshaitatt darbringen. Dann möge er den ersten Teil des Reises in der Menge eines Hantakara(2), begleitet mit Mantras für die Gäste, wegnehmen und entsprechend den Regeln einem Brahmanen anbieten.

Dann sollte man mit den jeweiligen Tirthas (den Teilen der Hand)die Zeremonie ordnungsgemäß durchführen. Mit Hilfe der Brahma Tirtha sollte man am Wasser zum Wohle der Himmlischen nippen. Die Linie an der Basis des Daumens der rechten Hand wird Brahma Tirtha genannt und wird zum Zweck des Spülens verwendet. Der Teil, der den Daumen und die vorderen Finger teilt, wird Pitri Tirtha genannt. Alle Gaben für die väterlichen Ahnen, außer für Nandimukhas(3), sollten durch diesen Teil angeboten werden. Die Deva Tirtha ist in der Nähe der Fingerspitzen und mit diesem Teil sollten die Zeremonien für die Götter geleistet werden. An der Basis des kleinen Fingers ist die Kaya Tirtha, womit man die Zeremonie für Prajapati durchführen sollte.

Auf diese Weise sollten die Zeremonien für die Götter und Ahnen mit Hilfe der Tirthas gefeiert, und nichts anderes sollte für diesen Zweck verwendet werden. Für das Spülen ist die Brahma Tirtha am besten. Mit der Pitri Tirtha sollte man die Zeremonien für die väterlichen Ahnen, mit der Deva Tirtha für die Götter und mit der Kaya Tirtha für Prajapati durchführen. Er sollte auch Pindas und reines Wasser den Nandimukha Ahnen anbieten, und mit der Prajapati Tirtha sollte er diese Gabe ausführen.

Ein umsichtiger Mensch sollte nicht Feuer und Wasser zur gleichen Zeit halten, noch sollte er seine Beine vor Göttern oder Lehrern ausstrecken. Man sollte nicht auf eine Kuh starren, die ihr Kalb säugt. Man sollte nicht das Wasser aus der Höhlung der Innenflächen seiner Hände trinken. Man sollte nicht mit seinem Mund in das Feuer blasen. Kluge Menschen sollten jede Art der nötigen Reinigungsriten unverzüglich durchführen.

Man sollte, oh mein Sohn, nicht in einem Land leben, das keine Wohltäter, keine Ärzte, keine vedenkundigen Brahmanen und keine Flüsse voller Wasser hat. Ein kluger Mensch sollte sich dauerhaft in einem Land niederlassen, wo ein mächtiger und tugendhafter König lebt, der alle seine Feinde überwunden hat. Denn wie könnte sich das Glück im Land unter einem schlechten König entfalten? Der Mensch sichert sich Wohlergehen, wenn er in einem Land lebt, über das ein mächtiger König herrscht, das fruchtbar ist und wo selbstbeherrschte Leute wohnen, die gerecht und frei von Neid sind. Ein kluger Mensch sollte ein Land bevorzugen, wo die Bauern einfach und fleißig sind und wo es genügend Heilpflanzen gibt. Ein Mensch, oh mein Sohn, sollte ein Land meiden, wo zu viele Leute leben, die nach Triumph gieren, die einst Feinde waren oder die ständig übermäßige Feste feiern. Ein kluger Mensch sollte immer unter denjenigen leben, die einen guten Charakter haben. So habe ich dir, oh mein Sohn, all dieses für dein Wohlergehen beschrieben.


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(1) Brahma Muhurta: Ein Tag wird gemäß der Hindus in dreißig Muhurtas eingeteilt. Jener, in dem die Sonne aufgeht, wird Brahma genannt. Dieser ist für Meditation und Rezitation besonders geeignet.
(2) Sechzehn Hände voll Reis machen einen Hantakara. Es wird auch so genannt wegen des Wortes Hanta, das im Mantra erscheint, das bei dieser Gelegenheit rezitiert wird.
(3) Ein Nandimukha ist eine Vorfahre jenseits des Großvaters. Diese Zeremonie wird bei festlichen Gelegenheiten, wie z.B. einer Hochzeit, zu Ehren der verstorbenen Ahnen durchgeführt.