Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 29 - Über die Aufgaben eines Hausvaters

Alarka bat: „Erzähle mir nun aufrichtig, welche Handlungen von einem Hausvater traditionsgemäß durchgeführt werden sollten. Durch welche Versäumnisse wird man gefesselt, und durch welche Handlungen gelangt man zur Befreiung? Was führt zum Wohlergehen der Menschen und was zum Leiden? Was ist im Hausleben zu tun und was zu lassen? Belehre mich bitte der Tradition gemäß.“

Madalasa sprach: „Indem er das Leben eines weltlichen Hausvaters annimmt, oh mein Sohn, ernährt der Mensch die ganze Welt und erobert dadurch die erwünschten Bereiche. Die Ahnen, Asketen, Götter, Kobolde, Menschen, Würmer, Insekten, Fliegen, Vögel, Tiere und Dämonen hängen in ihrer Existenz alle vom Hausvater ab und gelangen zur Befriedigung durch ihn. Ein jeder schaut auf sein Gesicht und denkt: 'Wird er geben oder nicht?' Das ist die Stütze von allem, was existiert und die wunscherfüllende Kuh der drei Veden, auf denen das Weltall gegründet ist und die man als dessen Ursache erkennen kann. Der Rig-Veda ist ihr Rücken, der Yajur ist ihre Mitte, der Saman ihr Gesicht und Hals, die Ishta und Purta Riten (Opfer und Wohltätigkeit) sind ihre Hörner, die heiligen Suktas (Hymnen) ihre Haare, Shanti und Pushti (Frieden und Stärke) ihr Urin und ihre Exkremente, und die vier Kasten und Lebensweisen sind ihre Beine. Das ganze Weltall wird von ihr gestützt. Die höchste Wahrheit dieser Veden unterliegt weder dem Verfall noch der Veränderung. Swaha, Swadha, Vashat und Hanta (die vier Opfersprüche) sind ihre vier Euter. Die Götter saugen am Euter Swaha, die verstorbenen Ahnen am Euter Swadha, die Asketen am Vashat. Und zusammen sichern sie die Existenz der Götter, Kobolde, Dämonen und vieler anderer Wesen. Die Menschen ernähren sich am Euter Hanta.

So, mein Sohn, ernährt die wunscherfüllende Kuh der drei Veden alle Wesen. Der Mensch, der diese zerstört, lädt sich die Schuld einer schweren Ungerechtigkeit auf. So wird er den Weg in die dunklen und noch dunkleren Höllen gehen. Doch jener, der zur rechten Zeit die Unsterblichen ihre Milch trinken lässt, wie die Kühe ihre Kälber, der gelangt zum Bereich der Himmlischen. Deshalb, oh mein Sohn, ist es ein Gebot für jeden Menschen, die Götter, Ahnen, Lebewesen und Geister zu unterstützen, wie er seinen eigenen Körper unterhält.

Aus diesem Grund sollte ein Mensch, der sich gewaschen und gereinigt hat, mit konzentriertem Geist zur rechten Zeit den Göttern, Ahnen und Brahma selbst die Opfergabe des reinen Wassers anbieten. Nach der Verehrung der Götter mit Sandelholz und Duft, sollte man das verzehrende Feuer verehren und ihm Nahrung opfern. Man lege in einem Zimmer nach Osten und Norden die Opfergaben für die Stärkung von Brahma, den Viswadevas und Dhanvantari (dem göttlichen Heiler und Ursprung der Heilkunst). Die Nahrung für Indra sollte im Osten, die für Yama im Süden, die für Varuna im Westen und die für den Mondgott im Norden dargebracht werden. Die Nahrung für Dhata und Vidhata sollte nachts am Tor des Hauses aufgestellt werden und die für den Sonnengott ringsherum außerhalb des Hauses. Für die Geister und Wanderer der Nacht sollte man etwas Nahrung in die Luft werfen. Sich selbst nach Süden richtend, mögen die Opfer für die verstorbenen Ahnen dargebracht werden. Dabei sollte der Hausvater aufrecht und mit gesammeltem Geist reines Wasser aufnehmen, um seinen Mund zu spülen. Danach mag der Weise auch an anderen, den Göttern gewidmeten Plätzen Nahrung darbringen. Nachdem er in seinem Haus solcherlei Gaben angeboten hat, sollte sich der Hausvater reinigen und für den Frieden der Geister diese Opfer widmen. Dann möge er noch an die Vögel, Hunde und anderen wildlebenden Wesen denken und auf der Erde einen Teil der Nahrung zurücklassen.

Das Opfer, das Vaishwadeva genannt wird (ein umfassendes Opfer mit dem Feuergott als Träger), sollte am Morgen und Abend durchgeführt werden. Dann möge der weise Hausvater seinen Mund ausspülen und zur Tür hinaus schauen, um dort für einige Minuten nach einem Gast Ausschau zu halten. Und wenn ein Gast an diesen Ort kommt, dann erfreue er ihn, so gut er kann, mit Nahrung, Getränken und duftenden Blumen. Dabei gilt ein Freund oder eine Person aus demselben Dorf nicht als Gast. Ein Brahmane, zum Beispiel, mit unbekanntem Namen und Geburt, hungrig, müde, mittellos, der in dieser Stunde kommt und um Nahrung bittet, der gilt als Gast und sollte durch den klugen Hausvater entsprechend seinen Möglichkeiten versorgt werden. Ein weiser Mensch fragt nicht nach Abstammung, Status oder vedischer Zugehörigkeit seines Gastes. Sei er hässlich oder schön - jeder sollte als das Brahman selbst betrachtet werden.

Wenn ein Mensch nicht für immer hier lebt, wird er Gast genannt. Wenn der Gast geehrt wird, reinigt sich der Hausvater von seiner Schuld. Der sündige Mensch, der isst, ohne den Gast bewirtet zu haben, der wird in zukünftigen Leben selbst Ungerechtigkeit, Hunger und Durst erfahren. Der Gast, der enttäuscht vom Haus eines Menschen weggeht, überträgt dem Hausvater alle seine Sünden und nimmt ihm den religiösen Verdienst. Zu seinem Besten sollte der Hausvater den Gast mit der gleichen Nahrung bewirten, die er selbst zu sich nimmt.

Er sollte auch regelmäßig der verstorbenen Ahnen gedenken, reines Wasser und Nahrung opfern und einen oder mehrere Brahmanen bewirten. Die erste Portion vom Reis sollte den Brahmanen gehören oder als Almosen den Bettlern und Brahmacharins angeboten werden. Ein Mund voll Reis wird Bhiksha genannt, vier Munde voll machen einen Arghya und vier Arghyas bilden einen Hanta. So sagen die führenden Zweifachgeborenen. Ohne das Hanta, Arghya oder Bhiksha gemäß seiner Möglichkeiten zu opfern, sollte man selbst keine Mahlzeit einnehmen.

Nachdem die Gäste bewirtet sind, mag man seine Angehörigen, Freunde, Bittsteller, Kinder, Alte, Kranke, Arme, Hungernde und Bettelnde mit Nahrung versorgen. Wer wohlhabend genug ist, sollte auch seine armen Verwandten ernähren, wenn sie es wünschen. Denn wenn jemand, der einen wohlhabenden Verwandten hat, in die Armut abfällt, dann treffen die Sünden, die er aufgrund seiner Armut begeht, auch den wohlhabenden Verwandten. Und wenn ein Gast am Abend, während der Zeit des Sonnenuntergangs erscheint, dann sollte ihm zum Wohle ein Sitz, Nahrung und eine Schlafgelegenheit angeboten werden.

Wenn jemand so die Last eines Hauslebens trägt, dann gehen die Freunde, Götter, Ahnen, Brahmanen, Gäste, Tiere, Vögel und selbst die kleinsten Würmchen befriedigt dahin und werden zur Ursache für sein zukünftiges Wohlergehen. Zu diesem Thema sang der höchst fromme Atri ein Loblied. Höre, oh Gerechter, dieses Lied über das Hausleben:

„Wenn ein Hausvater geben kann, dann sollte er nach der Befriedigung der Götter, Ahnen, Gäste, Freunde, Angehörigen und seines geistigen Lehrers auch etwas Nahrung für die Vögel, Hunde und andere Wildlebende auf die Erde legen. Die Zeremonie von Vaishwadeva (des Nahrungsopfers) sollte sowohl am Morgen als auch am Abend durchgeführt werden. Ein Mensch sollte weder Fleisch, Reis, Kräuter, noch irgendeine andere gekochte Nahrung in seinem Haus zu sich nehmen, ohne an das Wohl aller Wesen zu denken.“


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