Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 42 – Die Flüche über Karna

Shalyas Worte hatten den hochbeseelten Sohn von Adhiratha nicht überzeugt. Er gab zur Antwort:
Was Krishna und Arjuna sind, weiß ich wohl. Das Geschick von Krishna im Führen von Wagen und Pferden und die gewaltigen Waffen von Arjuna kenne ich genau, während du diese Sachen augenfällig nicht abschätzen kannst, oh Shalya. Ich werde furchtlos mit den beiden Besten unter allen Waffenträgern kämpfen. Nur der Fluch des großen Rama, dieses Besten der Zweifachgeborenen, macht mir Sorgen. Als Brahmane verkleidet lebte ich vor Jahren mit Rama, um die himmlischen Waffen von ihm zu erhalten. Doch Indra, der Anführer der Götter, wollte Arjuna helfen und legte mir Hindernisse in den Weg. In der gräßlichen Gestalt eines Wurmes bohrte er sich in meinen Oberschenkel, als mein Lehrer Rama schlief und dabei sein Haupt auf mein Bein gebettet hatte. Aus Furcht vor meinem Lehrer bewegte ich das Bein nicht, auch als ein dicker Blutstrom aus der Wunde quoll. Erwachend sah Rama, was geschehen war, und als er meine Geduld erkannte, sprach er:
Du bist niemals ein Brahmane. Sag mir aufrecht, wer du bist.

So sagte ich ihm die Wahrheit, nämlich daß ich ein Suta sei. Und zornig verfluchte mich der große Asket:
Weil du durch eine Täuschung diese mächtigen Waffen von mir bekamst, oh Suta, sollen sie niemals in deinem Gedächtnis erscheinen, wenn du sie brauchst in der Stunde deines Todes. (Die) Brahma (Waffe) kann nicht beständig in einem sein, der kein Brahmane ist.

Ich hatte die große Waffe in dieser heftigen und schrecklichen Schlacht bisher schon vergessen. Arjuna, dieser mächtige Vernichter, wirkungsvolle Kämpfer und universale Zerstörer wird viele, viele Kshatriyas verbrennen. Und doch werde ich mit ihm kämpfen, oh Shalya, und diesen furchtbaren Bogenkrieger schlagen, diesen agilen Helden mit der unerträglichen Energie und den immer erreichten Zielen. Denn zumindest habe ich diese Waffe unter meiner Kontrolle, mit der ich eine große Anzahl an Feinden schlagen kann. Und so werde ich auch Arjuna schlagen, diesen vollkommenen Krieger in allen Waffen. Auch der unermeßliche Ozean, dieser Herr aller Gewässer, stürmt mit Gewalt und überwältigt zahllose Geschöpfe. Die Kontinente halten ihn dennoch auf. Und so werde ich heute und in dieser Welt mich dem Arjuna stellen, auch wenn er ohne Pause seine zahllosen, geflügelten Pfeile abschießt, die immer treffen und jeden Körperteil durchbohren können. Wie der Kontinent sich dem Meer entgegenstellt, so werde ich dem Mächtigsten der Mächtigen widerstehen, diesem Helden, der mit seinen höchsten Waffen wie der unbezähmbare Ozean ist, und dessen weitreichende Pfeile wie Wellen heranrollen und Könige vernichten. Du wirst den heftigen Zweikampf zwischen uns schon erleben, der unter Bogenträgern seinesgleichen nicht kennt und sogar Götter und Asuras vernichten könnte. Sehr stolz ist dieser Sohn des Pandu. Er wird mich mit übermenschlichen und gewaltigen Waffen angreifen. Doch ich werde alle seine Waffen neutralisieren und ihn mit meinen vorzüglichen Pfeilen überwältigen. Mag er auch so ruhmreich wie die Sonne seine Feinde mit gräßlichen Strahlen verbrennen, ich werde ihn heute mit meinen Geschossen wie mit einer Wolkenmasse völlig verhüllen. Wie eine Regenwolke das lodernde Feuer trotz größter Energie mit vielem Rauch auslöscht, so werde ich den Sohn der Kunti auslöschen. Mit meinem breitköpfigen Pfeilen werde ich ihn zum Schweigen bringen, diese Schlange mit ihrem tödlichen Gift, die man nur schwer fangen kann mit ihren spitzen Fangzähnen und im Zorn lodernd. Und wie der Himavat den mächtigen, alles zermalmenden Sturmgott erträgt, so werde ich unbewegt den wütenden und rachsüchtigen Arjuna ertragen. Ja, ich werde ihm widerstehen, diesem Helden, Besten aller Bogenträger in der Welt und Krieger, der immer an vorderster Spitze kämpft, jeden Feind besiegen kann und alle Arten der Kriegsführung kennt. Heute werde ich mit dem Mann kämpfe, von dem ich meine, daß man keinen Ebenbürtigen zu ihm findet, denn er eroberte die ganze Erde. Welcher Mann, der sein Leben liebt, würde gegen den kämpfen, der im Khandava Wald alle Geschöpfe schlug - außer mir? Seine Waffen treffen tief, seine Hand ist leicht, er kennt die Pferde, wühlt eine ganze Armee auf und wird als Atiratha geschätzt, worauf er stolz sein kann. Und doch werde ich ihm mit meinen spitzen Pfeilen das Haupt vom Rumpf trennen. Oh Shalya, ich trage immer Sieg oder Tod in der Schlacht vor mir her, und heute kämpfe ich mit Arjuna. Niemand außer mir würde auf nur einem Wagen mit Arjuna kämpfen, der dem Vernichter selbst gleicht. Und freudig werde ich in der Versammlung der Kshatriyas von seinem Heldenmut sprechen. Warum willst du mich über ihn belehren, du Narr mit dem kleinen Wissen? Du handelst damit unangenehm. Du bist grausam und gemein, kannst nicht vergeben und setzt die herab, die vergeben können. Ich kann hundert Männer wie dich schlagen, doch ich vergebe dir, weil ich so nachsichtig bin und es die Situation dringend erfordert. Du handelst sündhaft und bist ein Narr, denn zum Wohle der Pandavas hast du mich herabgesetzt und beleidigt. Du hast ein hinterhältiges Herz, und hast zu mir, der ich ein ehrliches Herz habe, so häßliche Worte gesprochen. Verflucht seist du, denn du beleidigst deine Freunde, wo doch Freundschaft in sieben Schritten geschlossen wird. Gräßlich ist die Stunde, die nun kommen wird. Duryodhana selbst kam zur Schlacht. Und ich möchte seine Wünsche erfüllen. Doch du handelst, als ob du kein Freund (des Kuru Königs) bist. Ein Freund zeigt dem anderen seine Zuneigung, spricht aufbauende Worte, handelt freundlich, beschützt und ehrt den anderen und freut sich an des anderen Freude. Ich versichere dir, ich habe all diese Eigenschaften, und das weiß der König. Doch wer uns vernichtet, quält, straft, seine Waffen an uns wetzt, verletzt, uns freudlos seufzen macht und uns auf verschiedene Arten unrecht tut, der ist ein Feind. Alle diese Eigenschaften sind in dir, und du enthüllst sie vor mir. Für Duryodhana, für dein Wohl, für den Sieg, für mich und für Gott selbst werde ich heute mit äußerster Anstrengung gegen Arjuna und Krishna kämpfen. Du wirst Zeuge meiner Taten sein. Du wirst heute meine trefflichen Waffen sehen, die menschlichen und die himmlischen wie die Brahma Waffe. Heute schlage ich den Feind mit dem gräßlichen Kampfeseifer wie ein gereizter Elefant den anderen. Nur durch meinen Geist werde ich für den Sieg die unermeßlich energiereiche Brahma Waffe auf Arjuna schleudern. Niemals wird er ihr entgehen können, wenn nur nicht meine Wagenräder in der Erde versinken. Denn wisse, oh Shalya, nicht einmal vor Yama würde ich mich fürchten, wenn er mit dem Stab käme, oder Varuna mit der Schlinge, Kuvera mit der Keule, Indra mit dem Blitz oder irgendein anderer Feind mit jeglicher Waffe. Ich habe keine Angst vor Krishna und Arjuna! Im Gegenteil, ich werde sie bekämpfen in einer zerstörerischen Schlacht.

Doch einst, als ich übend mit meinem Bogen Vijaya herumwanderte und viele, scharfe Pfeile von gräßlicher Kraft verschoß, da traf ich unachtsam das Kalb einer Homa Kuh und tötete das im einsamen Wald wandernde Tier, ohne es zu wollen. Der Brahmane, dem die Kuh gehörte, sprach daraufhin zu mir:
Weil du unmäßig wurdest und das Kind meiner Homa Kuh getötet hast, soll das Rad deines Streitwagens zu der Zeit in der Erde versinken, wenn im Kampf Furcht in dein Herz eintritt.

Die Worte dieses Brahmanen machen mir große Sorgen. Die Könige der Monddynastie, diese Herren über Wohl und Wehe des Volkes, boten dem Brahmanen tausend Kühe und sechshundert massige Bullen an. Doch diese reiche Gabe konnte den Brahmanen nicht zufriedenstellen, oh Shalya. Auch ich wollte ihm siebenhundert Elefanten mit großen Stoßzähnen und viele hundert männliche und weibliche Sklaven geben. Und immer noch war dieser beste Brahmane nicht zufrieden. So sammelte ich volle vierzehntausend Kühe ein, eine jede schwarz mit einem weißen Kalb. Auch damit konnte ich seine Gunst nicht gewinnen. Ein kostbares Haus mit allem Gewünschten darin, ja, all meinen Reichtum hätte ich ihm mit rechter Verehrung geschenkt, doch er lehnte die Gabe ab. Schließlich sprach er zu mir, der ihn erst beleidigt und dann zudringlich um Gnade anflehte:
Was ich ausgesprochen habe, oh Suta, muß geschehen. Anders kann es nicht sein. Eine falsche Rede zerstört die Geschöpfe, und ich lüde Sünde auf mich. Um die Tugend zu bewahren, wage ich es daher nicht, etwas Falsches zu sprechen. Vernichte nie wieder die Mittel, mit denen sich ein Brahmane unterhält. Nichts in der Welt könnte meine Rede verfälschen. Akzeptiere dies. Es wird deine Sühne sein.

Du hast mich zwar getadelt, oh Shalya, doch um der Kameradschaft willen habe ich dir all dies erzählt. Ich kenne dich schlecht Sprechenden. Schweige, und höre mir weiter zu.


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