Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 30 – Die Schlacht am Nachmittag

Sanjaya fuhr fort:
Deine Krieger setzten Karna an ihre Spitze, kehrten sich entschlossen dem Schlachtfeld zu und kämpften eine Schlacht, die der zwischen Göttern und Dämonen glich. Angestachelt vom Geschrei der Männer und Tiere nutzten sie alle Waffen, um den Feind zu schlagen. Unter den Schlägen von Streitäxten, Schwertern, Beilen und Lanzen gingen zahlreiche Wagen zu Bruch und viele starben. Menschliche Häupter mit strahlend weißen Zähnen, schönen Gesichtern, großen Augen und edel geformten Nasen rollten über das Feld und zeigten noch im Tode ihre kostbaren Diademe und Ohrringe. Tausende Elefanten, Männer und Pferde fanden durch Stachelkeulen, Kurzknüppel, Wurfpfeile, Lanzen, Haken, Bhushundis und Keulen den Tod. Das vergossene Blut bildete einen Strom. Die erschlagenen Männer lagen mit abscheulichen Gesichtszügen und klaffenden Wunden auf dem Schlachtfeld, und so glich der Ort dem Reich des Königs der Toten am Ende der Zeit und zur Auflösung des Universums. Und es zogen deine Söhne, oh Gott unter den Menschen, wie die Kinder der Himmlischen mit einem Heer an Kriegern von unermeßlicher Macht in den Kampf gegen Satyaki, diesen Bullen aus dem Geschlecht des Sini. Bei ihrem Aufmarsch gab es einen Aufschrei bei deiner schaurig strahlenden Armee, die mit ihren wogenden Männern, Tieren und Wagen der salzigen Tiefe glich, oder den Heerscharen von Dämonen oder Göttern. Karna, der Sohn der Sonne, an Heldenmut dem Indra gleich, beschoß Satyaki mit Pfeilen, die so hell und schnell waren wie Sonnenstrahlen. Satyaki antwortete mit so vielen, gefährlichen Geschossen, daß Karnas Wagen ganz eingehüllt wurde. Daraufhin eilten dem solchermaßen Bedrängten viele Atirathas deiner Armee zu Hilfe mit ihren Elefanten, Pferden, Fußsoldaten und Wagen. Doch dieser großen Armee stellten sich die Pandava Krieger mit dem Sohn Drupadas (wohl Dhrishtadyumna) entschlossen entgegen und kämpften so hart, daß deine Truppen wieder vom Schlachtfeld flohen. Das gab ein gräßliches Massaker an Männern und Tieren.

Zu dieser Zeit hatten Krishna und Arjuna, diese trefflichsten unter den Männern, ihre Gebete gesprochen, Lord Bhava geehrt, und waren kampfentschlossen auf dem Weg in die Schlacht. Ihre Feinde, die Kurus, blickten ihrem Wagen mit dem lauten Rattern wie Donnergrollen, den schön in der Luft wehenden Bannern und den weißen Pferden entmutigt und niedergeschlagen entgegen. Arjuna spannte Gandiva und auf dem Wagen tanzend erfüllte er den Himmel in allen Richtungen mit Schauern an Pfeilen, ohne nur den kleinsten Raum unerfüllt zu lassen. Wie der Sturm die Wolken auseinandertreibt, so vernichtete der Sohn des Pandu viele Wagenlenker und Wagen, die himmlischen Gefährten glichen und hervorragend mit Waffen und Standarten ausgestattet waren. Auch viele Elefanten nebst ihren Führern, zahllose Pferde mit ihren Reitern und noch mehr Fußsoldaten gingen mit ihren triumphalen Bannern und Waffen ins Reich Yamas ein, wenn Arjunas Pfeile sie trafen. Duryodhana ganz allein stellte sich diesem mächtigen Wagenkrieger entgegen, der in seiner Entschlossenheit zum Kampf und seiner Unwiderstehlichkeit dem Yama selbst glich. Mit sieben Pfeilen zerschnitt ihm Arjuna Bogen und Standarte, tötete ihm Wagenlenker und Pferde und fällte mit den nächsten Pfeil seinen Schirm. Dann ergriff er die Gelegenheit und schoß auf Duryodhana einen tödlichen Pfeil, welcher allerdings von Aswatthaman im Fluge in sieben Teile gespalten wurde. Nun zertrennte Arjuna Aswatthamans Bogen und tötete seine Pferde, um als nächstes gleich noch Kripas trefflichen Bogen zu zerstören. Auch Bogen, Standarte und Pferde von Hridikas Sohn fielen, ebenso der Bogen von Dushasana und dann war der Weg frei zu Karna.

Karna bemerkte wohl die Nähe Arjunas, wandte sich von Satyaki ab und beschoß flugs Arjuna mit drei und Krishna mit zwanzig Pfeilen. Schnell sandte er noch mehr Pfeile gegen Arjuna, kämpfte heftig wie Indra selbst und fühlte doch keine Erschöpfung dabei. Doch Satyaki hatte sich nicht abgewandt und beschoß Karna mit neunundneunzig gräßlichen Pfeilen und gleich noch mit hundert. Alle anderen Pandava Kämpfer stürzten sich nun ebenfalls auf Karna und beschossen ihn heftig: Yudhamanyu und Sikhandin, die Söhne der Draupadi und die Prabhadrakas, Uttamaujas und Yuyutsu, die Zwillinge Nakula und Sahadeva, Dhrishtadyumna und die Divisionen der Chedis, Karushas, Matsyas und Kekayas, der mächtige Chekitana und König Yudhishthira mit den vorzüglichen Gelübden – sie alle fielen mit sowohl Waffen und Kriegern auf Elefanten, Wagen oder Pferden als auch mit harschen Worten über ihn her. Doch mit der Macht seiner Waffen zerstreute Karna den Angriff und die Angreifer wie der Wind die Bäume zerzaust, die ihm im Wege stehen. Mit zorniger Entschlossenheit vernichtete Karna ganze Abteilungen, so daß dieses Heer der Pandavas beinahe vernichtet sich zurückzog. Nur Arjuna lächelte und wehrte mit seinen Waffen die Waffen Karnas ab, was das ganze Himmelsgewölbe mit Pfeilen ausfüllte. Und Arjunas Geschosse kamen wie schwere Keulen und Stachelstöcke, wie Sataghnis oder feurige Blitze zur Erde herab. Sie überwältigten Karnas Abteilung, so daß die Krieger die Augen schlossen und laut wehklagend über das Schlachtfeld irrten, tödlich getroffen niedersanken oder panisch davonrannten.

Und es kam der Augenblick, in dem die Sonne unterging. Dunkelheit breitete sich aus, und der aufgewirbelte Staub ließ alle Konturen verschwinden. Die großen Bogenkrieger fürchteten den Kampf bei Nacht und zogen ihre Abteilungen vom Schlachtfeld zurück. Die Pandavas freuten sich ihrer Siege und zogen sich ebenfalls am Ende des Tages ins nächtliche Lager zurück. Ihre Musik und ihre Lobgesänge auf Krishna und Arjuna verhöhnten den Feind, und alle Pandava Truppen und Könige segneten die beiden. Froh verbachten die sündenlosen Pandavas die Nacht in ihren Zelten und ruhten sich aus. Und die Rakshasas, Pisachas und aasfressenden Geschöpfe der Nacht kamen in Scharen, um sich am reich gedeckten Tisch des Schlachtfeldes zu sättigen, welcher einem der Lieblingsplätze Rudras selbst glich.


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