Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 10 – Karna wird zum Kommandeur ernannt

Sanjaya erzählte:
An dem Tag, als der große Bogenkrieger Drona fiel, die Absicht seines Sohnes vereitelt wurde und daraufhin dein riesiges Heer die Flucht ergriff, an diesem Tag, oh Monarch, sammelte Arjuna seine Truppen und stand mit seinen Brüdern in Schlachtordnung bereit. Mit großem Engagement sammelte auch dein Sohn seine Abteilungen, brachte die Divisionen an ihren Platz und kämpfte für lange Zeit mit dem Feind, auf die Kraft seiner Arme vertrauend. Die Pandavas, die nach langen Stunden des Kampfes ihr Ziel erreicht hatten, kämpften mit großer Freude, bis sich das abendliche Dämmerlicht über das Schlachtfeld legte, und die Truppen zurückgezogen wurden. Im Lager angekommen, beratschlagten sich die Kauravas. Dabei saßen sie wie die Himmlischen auf kostbaren Sofas mit reichen Decken, vorzüglichen Stühlen und luxuriösen Betten.

König Duryodhana sprach zu seinen mächtigen Bogenkämpfern mit angenehmen und lieben Worten, welche der Lage angemessen waren:
Ihr Klügsten der Männer, tut mir ohne zu zögern eure Meinung kund. Was ist unter diesen Umständen nötig und höchst wichtig?

Die Könige machten daraufhin mit Gesten ihren Wunsch deutlich, daß sie weiterkämpfen wollten. Aswatthaman blickte auf die zum Tode entschlossenen Krieger und das strahlende Gesicht Duryodhanas und sprach redegewandt:
Enthusiasmus, Gelegenheit, Fähigkeit und Politik – dies sind die Mittel, alle Ziele zu erreichen. Das erklären uns die Gelehrten. Doch alle Mittel hängen vom Schicksal ab. All diese besten Krieger, die wir an unserer Seite hatten und die nun geschlagen sind, waren den Himmlischen ebenbürtig, vorzügliche Kämpfer, kluge Politiker und hingebungsvolle, fähige und loyale Männer. Und doch sollten wir am Sieg nicht zweifeln. Denn wenn alle Mittel angemessen angewendet werden, kann sich das Schicksal als günstig erweisen. Wir sollten daher Karna als Kommandeur unserer Armee einsetzen, denn er ist mit allen Fertigkeiten ausgestattet und einer der Besten. Mit Karna als Führer werden wir unsere Feinde zermalmen. Karna verfügt über große Macht, er ist ein Held, fähig in allen Waffen und in der Schlacht nicht unterzukriegen. So unwiderstehlich wie Yama selbst, ist er kompetent, unsere Feinde zu besiegen.

Nach diesen Worten vom Sohn des Lehrers setzte dein Sohn Duryodhana noch mehr Hoffnungen in Karna. Er hegte den tiefen Wunsch in seinem Herzen, daß nach Bhishmas und Dronas Fall nun Karna die Pandavas besiegen würde, und war getröstet. Sein Geist befriedete sich, und mit großer Freude und tiefem Vertrauen in Karnas Kampfkraft sprach Duryodhana voller Zuneigung und Achtung folgende aufrechte, entzückte und nützliche Worte zu ihm:
Oh Karna, ich kenne deinen Heldenmut und die wunderbare Freundschaft, die du zu mir hegst. Und aus diesem Grund spreche ich nun die gewissen Worte an dich zu meinem Wohl. Höre sie an, oh Held, und handle, wie es dir wünschenswert erscheint. Du bist weise und meine höchste Zuflucht. Die beiden Atirathas Bhishma und Drona, die meine Kommandeure waren, sind geschlagen. Sei du nun mein Kommandeur. Ich bin überzeugt, daß du mächtiger bist, als sie es waren. Sie waren hoch an Jahren und parteilich, was Arjuna anbelangte. Doch auf dein Wort hin, habe ich sie geachtet, oh Karna. Obwohl Bhishma seine Enkelsöhne für zehn Tage erfolgreich geschont hat. Du hattest in dieser Zeit deine Waffen niedergelegt. Und am Ende schlug Arjuna den Bhishma mit Sikhandin vor ihm. Als er sich dann auf sein Lager aus Pfeilen legte, da habe ich auf dein Wort hin Drona zum Kommandeur gemacht. Auch er schonte die Söhne des Pandu, so meine ich, weil sie seine Schüler waren, und wurde nach weniger Tagen von Dhrishtadyumna geschlagen. Und wenn ich gründlich nachdenke, so sehe ich keinen Krieger, der dir in der Schlacht gleichen würde, denn deine Heldenkraft kann nicht einmal an der von Bhishma und Drona gemessen werden. Ich habe keinen Zweifel, daß du allein in der Lage bist, für uns den Sieg zu erringen. Schon all die Zeit hast du für unser Wohl gewirkt. Und so ziemt es sich für dich, die Bürde des Anführers zu tragen. Du selbst hast dich zum Kommandeur qualifiziert. So beschütze unser Heer wie Skanda mit dem niemals schwindenden Heldenmut. Und schlage unsere Feinde, wie Mahendra die Danavas schlägt. Schon bei deinem Anblick werden die Pandavas mit ihren kleinen Herzen nebst den Panchalas und Srinjayas vor der Schlacht fliehen, wie die Danavas beim Anblick Vishnus. So führe du unser großes Heer an, und verbrenne die Feinde, wie die Sommersonne mit ihrer Energie alles verbrennt, wenn sie sich erhebt.

Sanjaya fuhr fort:
Ja, stark wurde die Hoffnung im Herzen deines Sohnes, oh König, daß nach dem Tode Bhishmas und Dronas nun Karna die Pandavas besiegen würde. Und noch einmal bekräftigte er: „Wenn Arjuna vor dir steht, oh Karna, wird er den Kampf fürchten!“

Karna antwortete:
Ich habe es schon oft gesagt, oh Sohn der Gandhari: Ich werde die Pandavas mit ihren Söhnen und Krishna besiegen. – Ich werde ganz sicher dein General sein. Sei gelassen, oh Monarch. Und erachte die Pandavas als besiegt.

Sanjaya erzählte weiter:
So erhob sich Duryodhana mit allen Königen wie Indra mit den hundert Opfern inmitten der Götter, um Karna mit dem Kommando über die Truppen zu ehren, wie die Himmlischen Skanda würdigen. Mit den rechten Riten und großem Siegeswillen wurde Karna ernannt. Die randvollen, goldenen und irdenen Gefäße standen mit Wasser gefüllt und Mantras geheiligt bereit, auch lagen Elefantenstoßzähne und die Hörner von riesigen Nashörnern und Bullen bereit. Andere perlen- und juwelengezierte Gefäße faßten duftende Kräuter und vieles mehr. Karna saß entspannt auf einem Sitz aus Udumvara Holz, der mit silbernen Stoffen gepolstert war, und ging durch alle Riten, welche die Schriften gebieten. Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas und ehrenvolle Shudras priesen den Hochbeseelten nach seinem Bad. Und Karna gab nach seiner Ernennung viele Goldmünzen, Kühe und andere Schätze an die Brahmanen, damit sie ihn segneten. Die Lobsänger sangen: „Besiege die Pandavas mit Krishna und allem Gefolge!“, und auch die Brahmanen sprachen zu ihm:
Vernichte die Pandavas und Panchalas für unseren Sieg, oh Sohn der Radha, wie die aufgehende Sonne die Dunkelheit mit ihren brennenden Strahlen vernichtet. Die Feinde können deine abgeschossenen Pfeile nicht einmal ansehen, wie Eulen nicht in die hellen Sonnenstrahlen blicken können. Die Pandavas und Panchalas können vor dir Gewaffnetem nicht bestehen, wie die Danavas nicht vor Indra in der Schlacht bestehen können.

Strahlend schaute Karna aus und schön wie eine zweite Sonne. Und vom Tode selbst getrieben erachtete sich dein Sohn am Ende all seiner Wünsche. Am nächsten Morgen übernahm Karna als Kommandeur die Aufstellung der Truppen in Schlachtordnung und glänzte prachtvoll wie Skanda, der gegen die üble Wurzel (den Asura) Taraka in die Schlacht ziehen wollte.


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