Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 184 – Die Schlacht in der Nacht geht weiter

Dhritarashtra sprach:
Ich sehe deutlich, oh Herr, daß die Taten von Karna, Duryodhana, Shakuni und dir selbst gegen alle vernünftigen Regeln der Politik waren. Wenn jeder wußte, daß dieser Speer weder von Mensch noch Gott abgewehrt werden konnte, und daß er nur eine Person in der Schlacht schlagen konnte, warum wurde er nicht von Karna auf Krishna oder Arjuna geworfen? Es gab genug Gelegenheiten!

Sanjaya gab zur Antwort:
Jeden Abend, wenn wir von der Schlacht heimkehrten, diskutierten wir darüber und sagten: „Oh Karna, morgen solltest du den Speer auf Krishna oder Arjuna abschießen.“ Doch wenn der Morgen kam, hatten Karna und alle anderen den Beschluß wieder vergessen. Ich denke, das Schicksal ist übermächtig, denn Karna hatte den Speer immer bei der Hand und hat weder Krishna noch Arjuna damit getötet. Ich meine, sein Denken war verwirrt durch die Illusion eines Gottes und beeinflußt durch das Schicksal, denn er hatte es wahrlich die ganze Zeit in der Hand.

Dhritarashtra sprach:
Wir werden durch das Schicksal vernichtet, unsere eigene Unwissenheit und durch Krishna. Nun, Indras Speer ist verloren, nachdem er Ghatotkacha tötete, der so unbedeutend war wie ein Strohhalm. Durch ihr höchst ungeschicktes Verhalten haben Karna, meine Söhne und die anderen Könige schon das Reich Yamas betreten. So erzähle mir, wie die Schlacht weiterging nach dem Tode Ghatotkachas. In welcher Schlachtordnung wurde gegen Drona gekämpft? Wie widerstanden die Srinjayas und Pandavas dem wütend kämpfenden Drona, der wie der Tod selbst mit weit aufgerissenem Schlund ins feindliche Heer eindrang? Was unternahmen Karna, Aswatthaman, Kripa und Duryodhana zum Schutz des Lehrers? Oh sprich mir davon, wie meine Krieger Arjuna und Bhima mit Pfeilen eindeckten, als diese Drona töten wollten. Wie ging die nächtliche Schlacht weiter zwischen den beiden Fronten, die eine zornig über den Tod Jayadrathas und die anderen über den Ghatotkachas?

Yudhishthiras Trauer

Und Sanjaya erzählte:
Jubelnd und mit neuer Kraft fielen die Kuru Krieger nach Ghatotkachas Tod über die Pandava Truppen her, und das so heftig, daß Yudhishthira beinahe den Mut verlor.

Er sprach niedergeschlagen zu Bhima:
Oh du mit den starken Armen, geh du und schlage das feindliche Heer zurück. Die Gedanken an Ghatotkachas Tod lähmen mich.

Sprach’s und setzte sich auf seinem Wagen nieder. Die Tränen liefen ihm die Wangen herab, und er seufzte unablässig.

So sprach Krishna zu dem Unglücklichen:
Oh Sohn der Kunti, laß dich nicht von Trauer überwältigen. Solch Kummer ziemt sich nicht für dich, oh Anführer der Bharatas, als ob du eine gewöhnliche Person wärst. Erhebe dich, oh König, und kämpfe. Trage deine schwere Last, oh Herr. Wenn dich die Hoffnungslosigkeit beherrscht, dann wird der Sieg für uns unsicher.

Yudhishthira wischte sich die Tränen aus den Augen und antwortete Krishna:
Oh du mit den starken Armen, der Pfad der Pflicht ist mir nicht unbekannt. Wer die Dienste vergißt, die er von anderen empfing, erhält die gräßlichen Konsequenzen eines Brahmanenmordes. Als wir in den Wäldern lebten, hat uns der hochbeseelte Sohn der Hidimba so manchen Dienst erwiesen, obwohl er noch so jung war. Als er erfuhr, daß Arjuna uns verlassen hatte, um die himmlischen Waffen zu erlangen, kam Ghatotkacha zu mir nach Kamyaka. Er lebte mit uns, bis Arjuna wiederkam. Er trug die vom Fasten geschwächte Prinzessin von Panchala auf seinem Rücken sicher über viele Hindernisse. Und die Siege, die er für uns errang, zeigten, daß er in allen Arten der Kriegskunst erfahren war. Dies alles tat er für mein Wohl, oh Herr. Meine Zuneigung zu ihm ist doppelt so groß wie meine Liebe zu Sahadeva. Und er war mir zugetan, so wie ich ihm. Und deshalb bohrt der Kummer in mir, oh Anführer der Vrishnis, und ich bin traurig. Sieh, wie unsere Truppen unter dem Feind leiden. Sieh, wie Drona und Karna ernsthaft und verheerend kämpfen. Sieh, wie unsere Armee vernichtet wird in dieser Nacht, wie ein Schilfhain von einem Paar wütender Elefanten. Als ob Bhima keine starken Arme und Arjuna keine gewaltigen Waffen hätte, stürmen die Kauravas mächtig gegen uns. Dort brüllen Karna, Drona und Duryodhana jubelnd über den Tod des Rakshasa. Wie konnte es sein, daß Ghatotkacha unter den Händen des Feindes starb, so lange wir alle und auch du am Leben sind? Vor unser aller und Arjunas Augen hat Karna erst unsere Truppen zermalmt und dann den starken Ghatotkacha getötet. Als Abhimanyu trickreich starb, war Arjuna nicht da, und wir anderen wurden von Jayadratha aufgehalten. Es war Drona, der Karna und den anderen erklärte, wie Abhimanyu zu schlagen sei. Und als Abhimanyu mit dem Schwert kämpfte, war es Drona selbst, der ihm die Waffe zerschoß. Kritavarman schlug seine Pferde und die beiden Parshni Wagenlenker des Jünglings, und dann wurde er getötet. Es war eine kleine Beleidigung, für die Arjuna den Herrscher der Sindhus schlug. Über diese Tat war ich nicht besonders glücklich. Wenn das Töten in der Schlacht gerecht und angebracht sein sollte, dann hätten Drona und Karna durch unsere Hand zuvor fallen müssen. Das ist es, was ich denke. Oh Bulle unter den Männern, diese beiden sind die Wurzel unseres Leidens. Mit diesen beiden Verbündeten vertraute Duryodhana auf die Schlacht. Als eigentlich Drona und Karna den Tod verdient hätten, kämpfte Arjuna gegen Jayadratha, dessen Verwicklung in Abhimanyus Tod nur sehr entfernt war. Karna sollte eigentlich von mir bestraft werden, und deshalb werde ich jetzt gegen ihn kämpfen. Und Bhima wird sich um Dronas Einheiten kümmern.

Nach diesen Worten stürmte Yudhishthira mit gespanntem Bogen gegen Karna und blies gewaltig sein Muschelhorn. Mit tausend Wagen, dreihundert Elefanten und fünftausend Reitern folgte ihm Sikhandin auf dem Fuße. Sie alle schlugen die Trommeln und bliesen ihre Muschelhörner.

Und es sprach Krishna zu Arjuna:
Zornig und in großer Eile marschiert Yudhishthira los, um Karna zu töten. Es ist nicht angemessen, daß du ihm das überläßt.

So trieb Krishna die Pferde an, und folgte Yudhishthira, der schon etwas entfernt war.

Vyasa erscheint

In diesem Moment, als Yudhishthira unter dem Einfluß von Trauer und brennendem Zorn gegen Karna stürmte, trat Vyasa vor ihn und sprach folgende Worte:
Welch Glück, daß Arjuna noch lebt, obwohl er Karna schon in der Schlacht gegenüber stand. Denn Karna hatte seinen Speer für Arjunas Tod aufbewahrt. Welch Glück, oh Bharata, daß sich Arjuna auf keinen Zweikampf mit Karna eingelassen hat, denn beide hätten ihre himmlischen Waffen nach allen Richtungen ausgesandt. Und wenn Arjuna Karnas Waffen zerstört hätte, hätte dieser Indras Speer entlassen. Oh Yudhishthira, und wenn dies geschehen wäre, wie groß wäre dein Kummer dann? Oh Ehrenspender, welch Glück, daß der Rakshasa durch Karna und seinen Speer fiel. Denn wisse, Ghatotkacha wurde vom Tod selbst geschlagen, und Indras Speer war nur sein Instrument. So gib dich nicht länger dem Zorn hin, oh bester Bharata, und häng dein Herz nicht an die Trauer. Du weißt doch, oh Yudhishthira, dies ist das Ende aller Geschöpfe in dieser Welt. Vereine dich mit deinen Brüdern und ruhmreichen Königen und kämpfe gegen die Kauravas. In fünf Tagen wird die Erde dein sein. Oh Tiger unter den Männern, denk immer an die Tugend. Und übe mit frohem Herzen Freundlichkeit, Buße, Güte, Vergebung und Wahrhaftigkeit. Denn der Sieg ist dort, wo Wahrhaftigkeit ist.

Und nach diesen Worten verschwand Vyasa wieder vor den Augen Yudhishthiras.

Hier endet mit dem 184.Kapitel das Ghatotkacha Badha Parva im Drona Parva des gesegneten Mahabharata.


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