Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 147 – Die Kämpfe gehen weiter

Dhritarashtra bat:
Erzähle mir, oh Sanjaya, was meine Krieger taten, nachdem Arjuna den heldenhaften Herrscher der Sindhus geschlagen hatte?

Arjuna trifft Kripa

Sanjaya antwortete:
Mit großem Zorn deckte Kripa Arjuna mit einem dichten Schauer an Pfeilen ein. Auch Dronas Sohn führte seinen Wagen gegen Arjuna, und die beiden griffen von entgegengesetzten Seiten an. Dazwischen mußte Arjuna große Schmerzen erleiden, und doch wollte er die beiden nicht töten. So handelte er wie ein Lehrer unter Waffen: Er wehrte die Angriffe auf sich ab, doch seine Gegenangriffe waren milde. Zwar hatte Arjuna nicht mit ganzer Kraft geschossen, doch Kripa sank trotzdem schwer getroffen und bewußtlos auf seinem Wagen zusammen, so daß ihn sein Wagenlenker davonfuhr. Aswatthaman hielt daraufhin vorsichtig Abstand, und Arjuna trauerte sehr, als sein Lehrer Kripa ohnmächtig davon geschafft wurde.

Mit Tränen im Gesicht und beklommenem Herzen sprach er:
Weh, all dies hat der weise Vidura schon bei der Geburt von Duryodhana gesehen, und er sprach zu Dhritarashtra: „Dieser Vernichter seines Geschlechts sollte bald sterben. Wegen ihm wird die Kurus großes Elend befallen.“ Ach, seine Worte wurden nur zu wahr, denn heute sehe ich meinen Lehrer auf einem Bett aus Pfeilen liegen. Schande über die Pflichten eines Kshatriya! Schande über meine kriegerische und heldenhafte Macht! Wer außer mir würde einen Brahmanen bekämpfen, der auch noch sein Lehrer ist? Kripa ist der Sohn eines Rishi, mein Lehrer und der liebe Freund Dronas. Und er liegt von meinen Pfeilen verwundet auf der Plattform seines Wagens. Obwohl ich es nicht wollte, so habe ich ihn doch mit meinen Pfeilen umgeworfen. Ihn so liegen zu sehen, schmerzt mein Herz unbändig. Ach, ich hätte den Strahlenden nur anschauen sollen, als er mich mit seinen Pfeilen traf. Ihn hingestreckt und auf den Weg aller Kreaturen geschickt zu haben, schmerzt mich mehr als der Tod meines Sohnes. Schau nur Krishna, in welcher Notlage er ist, wie er elend und ohnmächtig in seinem Wagen liegt. Die Männer, welche ihren Lehrern Wünschenswertes tun, nachdem sie von ihnen Wissen erhalten haben, sind göttergleich. Doch wer seinen Lehrer schlägt, der ist der Niedrigste unter den Sterblichen und kommt in die Hölle. Ach, mich wird meine Tat ganz sicher in die Hölle führen. Ich habe meinen Lehrer zutiefst mit Pfeilen durchbohrt. Damals, als ich zu seinen Füßen die Waffenkunst lernte, da sprach Kripa zu mir: „Schlage niemals, oh du aus dem Geschlecht der Kurus, deinen Lehrer.“ Und diesen Befehl meines gerechten und hochbeseelten Lehrers habe ich nicht befolgt. So beuge ich mich vor diesem unbeugsamen Helden, dem ehrbaren Sohn des Gotama. Und Schande über mich, oh Krishna, denn sogar ihn habe ich geschlagen.

Während Arjuna so klagte, griff Karna an. Ihm stellten sich Satyaki und die beiden Panchala Prinzen entgegen. Und sofort wieder wachsam sprach Arjuna lächelnd zu Krishna:
Sieh nur, Karna steht gleich Satyaki gegenüber. Er kann sicher den Tod Bhurisravas nicht erdulden. Treibe meine Pferde an, oh Krishna, und bring mich zu Karna, damit Satyaki nicht dem Weg Bhurisravas folgen muß.

Doch der energiereiche Krishna antwortete:
Der starkarmige Satyaki kann mit Karna ganz allein fertig werden. Und wieviel mehr gilt seine Kampfkraft, wenn sie sich mit der Kraft der beiden Söhne von Drupada vereint? Dies ist nicht der rechte Augenblick für dich, mit Karna zu kämpfen. Denn Karna hat noch den lodernden Speer, diesen gräßlichen Meteor, den ihm Indra gab. Er hat ihn ehrenvoll für dich aufbewahrt, oh Feindebezwinger. Möge Karna den Satyaki fordern. Ich kenne seine Stunde, oh Arjuna, wenn du ihn mit deinen spitzen Pfeilen vom Wagen wirfst.

Da fragte Dhritarashtra:
Oh Sanjaya, erzähle mir, wie der Kampf zwischen dem heldenhaften Karna und Satyaki verlief, nachdem Bhurisravas und Jayadratha gestorben waren. Satyaki hatte seinen Wagen verloren. Auf welchem Wagen war er nun aufgestiegen? Und wie kämpften die beiden Panchala Prinzen, die sonst die Wagenräder Arjunas beschützten?

Satyaki gegen Karna

Sanjaya antwortete:
Ich werde dir alles erzählen, oh König. Höre nur geduldig zu, was alles wegen deines üblen Verhaltens geschah. Noch bevor der Zweikampf überhaupt stattfand, wußte Krishna in seinem Herzen, daß der heldenhafte Satyaki von Bhurisravas besiegt würde, denn er kennt sowohl Vergangenheit als auch Zukunft. Und nur aus diesem Grunde hatte er seinem Wagenlenker Daruka am Abend zuvor befohlen, seinen Wagen bereitzuhalten. Weder die Götter, Gandharvas, Yakshas, Nagas, Rakshasas noch Menschen können die beiden Krishnas besiegen, denn Brahma weiß um die unvergleichliche Macht der beiden. So höre, wie der Kampf weiterging. Nachdem Satyaki seines Wagens beraubt worden und Karna zum Kampf bereit war, blies Krishna auf seinem lauten Muschelhorn die Rishabha Note (die zweite von sieben der Hindi Tonleiter). Daruka verstand die Botschaft und brachte Krishnas Wagen herbei, der mit einer hohen, goldenen Standarte ausgestattet war. Mit Krishnas Erlaubnis bestieg Satyaki diesen himmlischen Wagen, der von Daruka geführt wurde und an den diese besten Pferde Saivya, Sugriva, Meghapushpa und Valahaka angeschirrt waren, welche mit goldenem Zaumzeug nach Belieben überallhin gehen konnten. Auf diesem wunderbaren Gefährt stürmte Satyaki gegen Karna und wurde von Yudhamanyu und Uttamaujas begleitet, die Arjunas Wagen verließen. Und die Schlacht zwischen diesen Helden war unvergleichlich, so daß das gesamte Heer mit Elefantenkriegern, Fußsoldaten und Reitern aufhörte zu kämpfen und zusah. Alle wurden still und beobachteten die beinahe übermenschliche Waffenkunst der Krieger und die außergewöhnliche Fähigkeit der Wagenführung von Daruka. Wie Daruka auf dem Wagen stand und ihn vorwärts, rückwärts, seitlich oder kreisend lenkte und plötzlich auch stoppte, das rang allen höchste Bewunderung ab. Aufmerksam schauten auch die Himmlischen dem Duell von Karna und Satyaki zu. Mit großer Energie forderten sie sich zum Kampf, beide strahlten wie Himmlische und beide schütteten unablässig ihre Pfeile übereinander aus. Karna trieb der Zorn über den Tod Jalasandhas, und wie eine Schlange zischend kämpfte er heftig und wieder und immer wieder. Satyaki hielt dagegen, und die beiden waren bald blutüberströmt. Satyaki fällte Karnas Wagenlenker mit einem breitköpfigen Pfeil und mit vier weiteren die weißen Pferde seines Gegners. Dann zerstückelte er mit hundert Pfeilen Karnas Standarte, und Karna war vor den Blicken deines Sohnes im Nachteil und ohne Wagen. Deine Krieger waren niedergeschlagen, doch Vrishasena, Karnas Sohn, Aswatthaman und Shalya, der Herrscher der Madras, umzingelten Satyaki mit großem Gewühle, so daß niemand mehr etwas erkennen konnte. Schwer getroffen bestieg Karna schwach und erschöpft den Wagen Duryodhanas unter dem Wehgeschrei der Truppen. Schwer atmend erinnerte er sich an seine Ergebenheit zu deinem Sohn und an all seine Versprechen ihm gegenüber, das Königreich für Duryodhana zu gewinnen.

Als nächstes kämpften deine tapferen Söhne unter Dushasana gegen Satyaki, welcher sie jedoch selbstbeherrscht verschonte, weil er Bhimas Erfüllung seines Eides nicht im Wege stehen wollte. Auch Karna hatte er wegen des Eides von Arjuna verschont, nachdem dieser ohne Wagen gewesen war. Denn erinnere dich, oh König, es war Bhimas Schwur, deine Söhne zu töten, und Arjunas Schwur, Karna zu töten, damals, beim zweiten Würfelspiel. Und so wogte der Kampf gegen Satyaki, doch dieser hielt alle seine Gegner auf Abstand mit nur einem Bogen. Ja, dieser große Krieger, der sich den Himmel wünscht und Yudhishthira ergeben ist, gleicht Arjuna und Krishna an Energie, wie er lächelnd die Truppen besiegt. Es gibt keinen vierten Ebenbürtigen in der Welt, oh König!

Dhritarashtra fragte:
Es stieg also der mächtige Satyaki auf Krishnas unbesiegbaren Wagen auf mit Daruka als Wagenlenker. Dann besiegte er Karna. Stieg er danach auf einen anderen Wagen um? Das möchte ich gerne wissen, oh Sanjaya, erzähl mir alle Details. Ich erachte Satyaki als unmäßig mächtig und heldenhaft, so erzähle mir alles.

Sanjaya antwortete:
Nun, oh König, es war tatsächlich so, daß der jüngere Bruder Darukas Satyaki einen anderen, gut ausgestatteten Wagen brachte, auf den Satyaki umstieg. Nun war er wieder ausgerüstet mit einem prächtigen Wagen, dessen Achse mit goldenen Ketten und eisernen Bändern befestigt und seidenen Tüchern geschmückt war. Den Wagen zierten tausend Sterne, das Banner trug das Bild eines Löwen, die Pferde waren so schnell wie der Wind und hatten goldenes Zaumzeug, und der Wagen ratterte so laut und tief wie die Gewitterwolken. Auf diesem Wagen kämpfte Satyaki gegen deine Truppen, oh König. Daruka begab sich an die Seite Krishnas, und auch Karna wurde ein neuer Wagen gebracht, der von schnellen, kostbar geschmückten und milchweißen Pferden gezogen wurde. Der Wagenlenker war vorzüglich, und Kaksha und Standarte waren aus purem Gold. In ihm lagerten viele Arten von Waffen, so daß Karna neu ausgestattet weiter kämpfte. Nun habe ich dir alles erzählt, wonach du gefragt hast, oh König. Bedenke noch einmal die Konsequenzen deiner üblen Politik: dreißig deiner Söhne wurden bereits von Bhima getötet. Sie alle und besonders Durmukha waren gute und erfahrene Kämpfer. Arjuna und Satyaki haben hunderte Helden getötet oder besiegt, unter ihnen der Beste, Bhishma, und auch Bhagadatta. Nun, so schreitet die Vernichtung voran, die auch du verursacht hast.


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