Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 78 – Subhadras Klage

Sanjaya erzählte:
Zwar hörte Subhadra die Worte des hochbeseelten Krishna, doch von der Trauer um ihren Sohn zutiefst aufgewühlt, klagte sie mitleiderregend:
Ach ich arme Mutter eines Sohnes, wie konntest du nur in der Schlacht vergehen, wo du sogar deinem Vater an Heldenkraft gleich warst? Weh mein Kind, dein Gesicht war immer wie der blaue Lotus mit schönen Zähnen und sanften Augen. Doch nun wird es mit dem Staub der Schlacht bedeckt sein. Sicher vergleichen dich alle Wesen trotzdem mit dem aufgehenden Mond, auch wenn du mit Wunden bedeckt auf dem Feld gefallen bist, denn du warst so tapfer, kehrtest dich niemals vom Kampf ab. Dein Kopf, Hals und deine Arme waren schön, deine Brust breit, dein Bauch flach, deine Glieder mit Ornamenten geschmückt und deine Augen malerisch. Weh, dein Bett war immer mit den weißesten und kostbarsten Tüchern überladen, weil du allen Luxus verdientest. Doch heute schläfst du auf der bloßen Erde, und dein Körper ist von Pfeilen durchbohrt. Dir warteten die schönsten Frauen auf, wie kannst du nur heute die Nacht in Gesellschaft von Schakalen verbringen? Sänger und Barden priesen dich mit Lobgesängen, doch heute gellen nur die Schreie von gräßlichen Aasfressern und Biestern in deinen Ohren. Weh mein Kind, wer hat dich in einem wehrlosen Zustand geschlagen, wo du doch die Pandavas, Vrishnis und Panchalas als deine Beschützer hattest? Oh mein sündenloser Sohn, ich bin niemals gesättigt, dich anzusehen. Einsam und traurig muß ich gewiß ins Reich Yamas eingehen. Wann werde ich meine Augen wieder auf dein schönes Angesicht mit den großen Augen, den glänzenden Locken und der reinen Haut richten können? Wann höre ich wieder deine lieben Worte und rieche die angenehmen Düfte deiner Parfüme? Schande über die Kraft Bhimasenas! Schande über die Bogenkunst Arjunas! Schande über die Kampfeskraft der Vrishni Helden und den Heldenmut der Panchalas! Schande über die Kekayas, Chedis, Matsyas und Srinjayas, weil sie dich nicht im Kampf beschützen konnten. Die Erde ist mir heute so leer und freudlos. Wenn ich meinen Abhimanyu nicht sehen kann, leiden meine Augen. Du warst der Sohn der Schwester Krishnas, der Sohn vom Träger des Gandiva und du selbst ein Held und Atiratha. Wie kann ich dich nur tot am Boden liegen sehen? Weh mein Held, du warst für mich wie ein Schatz in einem Traum: gesehen und verloren. Ach, jedes menschliche Wesen ist so vergänglich wie ein Tropfen Wasser. Wie soll ich nur dein junges Weib besänftigen, die nun wie eine Kuh ohne ihr Kalb untröstlich ist? Vor deiner Zeit gingest du davon, mein Sohn, noch trugest du keine Früchte, und ich sehne mich so sehr nach dir. Zweifellos kann das Verhalten des Vernichters nicht einmal von den Weisen verstanden werden, denn du wurdest besiegt wie ein völlig Schutzloser und hattest sogar Krishna zum Beschützer. Oh mein Sohn, möge dir der Verdienst beschieden sein, den die Brahmanen mit reiner Seele erhalten, die Opfer ausführen, die Enthaltsamkeit praktizieren, die dankbar, wohlwollend und hingegeben ihren Lehrern dienen und die in reicher Menge Opfergaben verschenkten. Dein möge das Ende derjenigen sein, die tapfer nie einer Schlacht den Rücken kehrten, oder die in der Schlacht fielen, nachdem sie viele Feinde schlugen. Möge es dir so glücklich ergehen wie jenen, die tausend Kühe, Häuser, schöne Unterkünfte, wertvolle Juwelen und Perlen verschenkt haben, oder die Verbrecher bestraften. Das Ende für Munis mit strengen Gelübden der Enthaltsamkeit, oder für Ehefrauen, die nur einem Ehemann treu waren, möge dein sein, mein Sohn. Dieses ewige Ende, welches Könige für gutes Verhalten erlangen, oder Menschen, die sich damit reinigen, indem sie nacheinander die vier Lebensarten durchlaufen und immer ihren Pflichten folgen, dies möge dein sein. Das Ende für diejenigen, die für Arme und Geplagte Mitgefühl hegen, die zu gleichen Teilen süße Gaben verschenken, und die niemals an Täuschung und Hinterlist hingen, sei auch dein. Das Ende sei dein, mein Sohn, welches die Gelübdetreuen erreichen, die Tugendhaften, die demütig ihrem Lehrer Dienenden, oder die niemals einen Gast unversorgt verabschiedeten. Das Ende sei dein, welches diejenigen erreichen, die auch in schwierigen Situationen großer Not den Gleichmut der Seele bewahren, wie sehr sie auch das Feuer des Kummers verbrennen möge. Mein Sohn, möge dir das Ende beschieden sein, welches die haben, die immer dem Dienst an Vater und Mutter hingegeben und ihren Ehefrauen treu sind. Denn es sind die Weisen, die sich von anderen Frauen fernhalten und ihre eigenen nur in der Zeit ihrer Fruchtbarkeit aufsuchen. Möge das Ende dein sein, mein Sohn, welches die erlangen, welche auf alle Kreaturen mit friedlichen Augen schauen, die anderen niemals Schmerz bereiten und Vergebung üben. Ach mein Sohn, mögest du so enden wie die, die nie abhängig sind von Honig, Wein, Fleisch, Hochmut und Lüge. Mögest du das Ziel derer erreichen, die wahrhaft sind, gelehrt, weise und gezügelt, mein geliebter Sohn.

Während sich die traurige Subhadra in ihre Klagen versenkte, kamen auch Draupadi und Uttara (die Ehefrau Abhimanyus) zu ihr. Da weinten sie zusammen, die kummervollen Herzen zum Zerreißen gespannt, bis sie kraftlos zu Boden sanken und ihnen die Sinne vor Gram schwanden. Krishna hatte die ganze Zeit mit kühlem Wasser bereit gestanden, und besprengte die Damen tiefbewegt. Zu seiner weinenden, kaum noch reagierenden und zitternden Schwester sprach er immer wieder tröstliche Worte:
Oh klage nicht, Subhadra. Oh Draupadi, tröste Uttara. Abhimanyu hat das höchste und lobenswerteste Ziel erreicht. Oh du mit dem schönen Gesicht, mögen alle anderen, noch lebenden Männer unseres Geschlechts solch ruhmreiches Ende haben, wie es Abhimanyu fand. Wir alle wünschen uns in der Schlacht solche Siege, wie dein mächtiger Sohn sie ohne jede Hilfe errang, oh Dame.

So besänftigte Krishna die Damen noch eine Weile und kehrte dann zum Lager der Pandavas zurück. Er grüßte die Könige und Freunde und zog sich mit Arjuna in dessen Zelt zurück, wie auch die anderen Könige sich nun zur Nacht zurückzogen.


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