Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 49 – Abhimanyu fällt

Sanjaya fuhr fort:
Der Atiratha Abhimanyu, die Freude von Vishnus Schwester (Subhadra), erschien mit der Waffe Vishnus inmitten der Kuru Heerscharen so herrlich wie ein zweiter Janarddana. Seine Locken flatterten im Wind, und mit der hohen Waffe hoch über seinem Haupt konnte man seinen Körper kaum ansehen, als ob ein Gott vor einem stünde. Alle, die ihn betrachteten, erfüllte Beklemmen. Doch dann zerschnitten sie das Wagenrad in hundert Teile. Aber Abhimanyu nahm sich eine große Keule und stürmte weiter wie lodernder Donner, woraufhin Aswatthaman flugs von seinem Wagen absprang und sich mit drei großen Sprüngen in Sicherheit brachte. Gleich darauf gingen seine Pferde und Wagenlenker unter Abhimanyus Keulenschlägen zugrunde, der mit den vielen Pfeilen in seinem Körper wie ein Igel (eigtl. Stachelschwein) aussah. Als nächstes stampfte Abhimanyu Kalikeya, den Sohn von Suvala, zu Boden und tötete siebenundsiebzig seiner Gandhara Gefolgsleute. Dann starben unter seinen Händen zehn Wagenkrieger aus dem Geschlecht der Brahma- Vasatiyas und sieben Kekaya Krieger nebst zehn riesigen Elefanten. Abhimanyu arbeitete sich zu Dushasanas Sohn voran, zertrümmerte dessen Wagen und Pferde und stampfte sie in den Boden. Dushasanas unbesiegter Sohn ergriff ebenfalls eine Keule und stellte sich Abhimanyu mit Rufen wie: „Warte! Stell dich mir!“. Und der folgende Keulenkampf zwischen den beiden Cousins ähnelte sehr dem zwischen dem dreiäugigen Mahadeva und dem Asura Andhaka vor langer Zeit. Beide Feindevernichter trafen sich mit ihren Keulenenden und fielen benommen zu Boden, wie zwei Pfähle, die zu Ehren Indras errichtet wurden. Doch Dushasanas Sohn erhob sich zuerst und schlug Abhimanyu mit seiner Keule auf den Kopf, als dieser sich eben erheben wollte. Schwer getroffen und müde vom langen Kampf sank Abhimanyu sterbend nieder.

Und so kam es, oh König, daß einer von vielen im Kampf getötet wurde, einer, der zuvor die feindlichen Heerscharen ausgerissen hatte, wie ein Elefant Lotuspflanzen in einem See ausreißt. Im Tode glich der Held einem stolzen und wilden Elefanten, den viele Jäger gemeinsam erlegt hatten. Alle Truppen umringten den gefallenen Jüngling und schauten auf ihn, wie auf ein erlöschendes Sommerfeuer, welches eben noch einen ganzen Wald verschlungen hatte. Der gerade noch wütende Sturm hatte sich gelegt, nachdem er die Bergflanke zermalmt hatte, und es war, als ob die Sonne die westlichen Berge erreicht hätte, nachdem sie mit ihrer Hitze die Bharata Armeen gesprengt hatte. Es war, als ob Rahu den Mond verschluckt hätte oder der Ozean kein Wasser mehr führte. Deine Krieger schauten auf Abhimanyus Gesicht, welches dem vollen Mond glich, und die schönen Augen mit den kohlrabenschwarzen Wimpern, und freuten sich, daß der Feind endlich am Boden lag. Während deine Truppen jubilierten, weinten die Pandavas bittere Tränen.

Und die Wesen, die Abhimanyu am Boden liegen sahen, wie der aus dem Himmel gefallene Mond, sprachen:
Weh, da liegt einer tot, der alleine gegen sechs Krieger kämpfte, die Drona und Karna anführten. Uns erscheint das eine ungerechte Tat.

Der tote Held zierte die strahlende Erde wie der Mond das sternenübersäte Firmament. Er lag inmitten von goldenen Pfeilen und Lachen von Blut, von goldglänzenden Köpfen toter Krieger und herrenlosen Turbanen von großer Kostbarkeit. Banner, Yak Wedel, schöne Decken, mit Edelsteinen geschmückte Waffen, glänzender Wagenschmuck, schöner Zierrat für Pferde, Menschen und Elefanten, scharfe und wohlgeformte Schwerter, die wie gehäutete Schlangen glänzten, Bögen, zerbrochene Pfeile, Lanzen, Kampanas und andere Waffen lagen überall verstreut umher und gaben der Erde einen schönen Schimmer. Doch Abhimanyu ließ auch ganze Berge von toten, sterbenden oder sich qualvoll im Blut wälzenden Pferden mit ihren Reitern zurück, so daß das Schlachtfeld teilweise unpassierbar war. Auch die von Elefanten zerquetschten Wagen lagen mit toten Elefanten, Eisenhaken, Schilden, Waffen und Standarten vermischt herum nebst großer Mengen Leichname geschlagener Krieger, so daß die Erde gleichzeitig erschreckend aussah und Ängstliche erschaudern ließ.

Als sich unter den Pandava Truppen die Nachricht vom Tod des ganz allein kämpfenden Abhimanyu herumgesprochen hatte, liefen viele Krieger vor den Augen Yudhishthiras panisch davon. So ermutigte Yudhishthira seine tapferen Kämpfer und rief:
Der heldenhafte Abhimanyu zog sich niemals von der Schlacht zurück und ging ganz sicher in den Himmel ein. So bleibt standhaft und fürchtet euch nicht, denn wir werden unsere Feinde besiegen!

Mit großer Energie und Herrlichkeit ermutigte Yudhishthira, der Gerechte, seine trauernden Krieger und versuchte, ihren Kummer zu zerstreuen. Und er sprach weiter:
Er schlug viele feindliche Prinzen, die so gefährlich wie giftige Schlangen waren, bevor er sein Leben aufgab. Zehntausend Krieger und auch den König von Kosal hat Abhimanyu getötet. Er war wie Krishna oder Arjuna, und ist jetzt sicher im Reich Indras. Er kämpfte unermüdlich weiter, obwohl er schon tausende Wagen, Elefanten, Männer und Rosse geschlagen hatte, und gab niemals auf. Damit hat er so viele verdienstvolle Taten gewirkt, daß wir nicht um ihn trauern müssen. Denn jetzt ging er in die strahlenden Bereiche der Gerechten ein, die Menschen erreichen, welche viele verdienstvolle Handlungen begehen.


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