Pushpak Mahabharata Buch 6Zurück WeiterNews

Kapitel 124 - Karna geht zu Bhishma und erhält die Erlaubnis zum Kampf

Sanjaya sprach:
Nachdem Bhishma verstummt war, oh Monarch, kehrten alle versammelten Herrscher der Erde in ihre jeweiligen Lager zurück. Und als Karna, der Sohn der Radha, erfuhr, daß Bhishma geschlagen war, da begab er sich, teilweise aus Angst, allein zu ihm. Als er diesen berühmten Krieger auf seinem Bett aus Pfeilen liegen sah, da näherte sich der ruhmreiche Karna mit tränenerwürgter Stimme dem Helden, der mit geschlossenen Augen lag, und fiel ihm zu Füßen. Er sprach: „Oh Führer der Kurus, ich bin der Sohn der Radha, der von deinen Augen stets mit Haß betrachtet wurde!“ Als ihn der altehrwürdige Führer der Kurus hörte, dessen Augen nun schon getrübt waren, da hob er langsam seine Augenlider und schickte die Wächter fort. Und als er sah, daß sie allein an diesem Ort waren, umarmte er Karna mit einem Arm, wie ein Vater seinen Sohn, und sprach mit großer Zuneigung:
Komm näher, komm näher! Du warst ein Gegner, der stets den Vergleich mit mir herausgefordert hatte. Doch es ist gut, daß du nun zu mir gekommen bist. Oh Karna, du bist der Sohn der Kunti, und nicht der Radha. Noch ist Adhiratha dein Vater. Oh Starkarmiger, all das hörte ich über dich von Narada, wie auch von Krishna Dwaipayana (Vyasa). So ist es zweifellos wahr. Und ich sage dir auch aufrichtig, oh Sohn, daß ich keinerlei Böswilligkeit gegen dich hege. Es war allein, um deine mächtige Energie zu dämpfen, daß ich pflegte, solche harten Worte dir gegenüber zu gebrauchen. Oh du mit den ausgezeichneten Gelübden, ohne jeglichen Grund sprichst du schlecht von den Pandavas. Sündig kamst du in diese Welt. Deshalb ist dein Herz so geneigt. Durch Stolz und auch durch deine niedere Gesellschaft haßt dein Herz sogar verdienstvolle Personen. Aus diesem Grunde habe ich solche harten Worte zu dir unter den Kurus gesprochen. Ich kenne deine Heldenkraft im Kampf, die auf Erden nur schwer von Feinden ertragen werden kann. Ich kenne auch deinen Respekt vor Brahmanen, deinen Mut und deine große Neigung zur Freigiebigkeit. Oh Göttlicher, unter den Menschen gibt es niemanden wie dich. Aus Furcht vor innerer Uneinigkeit sprach ich oft harte Worte zu dir. Als Bogenschütze, im Zielen der Waffen, in der Leichtigkeit der Hand und in der Kraft der Waffen bist du Arjuna ebenbürtig, oder sogar dem hochbeseelten Krishna. Oh Karna, allein mit deinem Bogen bist du zur Stadt von Kasi gezogen und hattest dort die Könige im Kampf geschlagen, um eine Braut für den Kuru König zu beschaffen. Selbst der mächtige und unbesiegbare König Jarasandha, der stets mit seiner Heldenkraft im Kampf prahlte, konnte dir im Kampf nicht widerstehen. Du bist den Brahmanen gewidmet und kämpfst immer fair. An Energie und Kraft bist du einem Kind der Himmlischen gleich und sicherlich vielen Menschen überlegen. Der Zorn, den ich gegen dich hegte, ist verflogen. Das Schicksal kann nicht durch eigene Anstrengung vermieden werden. Oh Feindevernichter, die heroischen Söhne des Pandu sind deine leiblichen Brüder! Wenn du wünschst, mir Gutes zu tun, dann vereine dich mit ihnen, oh Starkarmiger! Oh Sohn von Surya, laß diese Feindschaft mit meinem Tod enden! Befreie alle Könige der Erde noch heute von dieser großen Gefahr!

Darauf sprach Karna:
Ich weiß das alles, oh Starkarmiger! Es ist zweifellos wie du sagst. Doch wenn du sprichst, oh Bhishma, daß ich der Sohn von Kunti bin und nicht der Sohn eines Suta, dann bedenke auch, daß ich von Kunti verlassen und von einem Suta erzogen wurde. Außerdem habe ich lange den Reichtum von Duryodhana genossen und kann jetzt nicht gegen ihn sein. Wie der Sohn von Vasudeva den Pandavas fest verbunden ist, so bin auch ich bereit, all meinen Besitz, selbst meinen Körper, meine Kinder und meine Ehefrau für die Sache von Duryodhana zu opfern. Ein Kshatriya sollte nicht durch Krankheit dem Tod begegnen, oh Nachkomme des Kuru! Für Duryodhana habe ich stets die Pandavas bekämpft. Diese Geschehnisse waren der Lauf des Schicksals. Sie konnten nicht verhindert werden. Wer würde es wagen, das Schicksal durch eigenwillige Anstrengung zu überwinden? Verschiedene Omen verkünden den Untergang der Erde (bzw. der Kurus), wie sie von dir, oh Großvater, in der Versammlung bemerkt und erklärt wurden. Es ist wohlbekannt, daß Arjuna und Vasudeva niemals durch andere Menschen überwunden werden können. Trotzdem wagen wir es, gegen sie zu kämpfen. Ich will den Sohn des Pandu im Kampf besiegen! Gerade das ist mein fester Entschluß. Ich bin nicht fähig, diese grimmige Feindseligkeit abzuwerfen (die ich gegen die Pandavas hege). Mit einem heiteren Herzen und die Aufgaben meiner Kaste vor Augen, will ich gegen Dhananjaya kämpfen. Fest entschlossen zum Kampf, gewähre mir deine Erlaubnis, oh Held! Ich will kämpfen! Das ist mein Wunsch. Mögest du mir ebenfalls alle harten Worte verzeihen, die ich irgendwann gegen dich gesprochen habe, sowie jede Handlung, die ich aus Zorn oder Rücksichtslosigkeit gegen dich getan habe.

Und Bhishma antwortete:
Wenn du wirklich außerstande bist, diese grimmige Feindseligkeit abzuwerfen, dann erlaube ich dir, oh Karna, den Kampf, damit du den Himmel erreichen kannst. Ohne Wut und ohne Rachsucht diene dem König gemäß deiner Macht und deines Mutes und gemäß dem Verhalten der Rechtschaffenen. Dann habe meine Erlaubnis, oh Karna! Erhalte das, was du suchst! Durch Dhananjaya wirst du alle Bereiche gewinnen, die jene erreichen können, die ihre Kshatriya Aufgaben erfüllen. Frei von Stolz und auf deine eigene Kraft und Energie gestützt, begib dich in den Kampf, denn für einen Kshatriya gibt es kein größeres Verdienst, als den fairen und gerechten Kampf. Lange Zeit habe ich alles getan, um Frieden zu stiften. Aber ich war, oh Karna, in dieser Aufgabe nicht erfolgreich. Dies spreche ich aufrichtig zu dir!

Sanjaya fuhr fort:
Nachdem Bhishma, der Sohn der Ganga, so gesprochen hatte, verehrte ihn Karna. Und mit Bhishmas Segen bestieg er seinen Wagen und fuhr zum Lager deines Sohnes. OM

Hier enden mit dem 124. Kapitel das Bhishmavadha Parva und das Bhishma Parva im gesegneten Mahabharata.

 


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