Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 73 - Die Rede Krishnas an Yudhishthira

Der Göttliche sprach:
Ich habe die Worte von Sanjaya gehört und jetzt die deinen. Ich weiß alles über ihre und deine Ziele. Ich weiß, daß sich dein Herz zur Gerechtigkeit neigt, wohingegen ihre Neigung zur Feindseligkeit geht. Das, was ohne Krieg erhalten werden kann, ist von großer Wichtigkeit für dich.

Oh Herr der Erde, ein lebenslängliches Brahmacharya Gelübde ist allerdings nicht die Aufgabe eines Kshatriya. Tatsächlich sind die Menschen aller vier Kasten der Meinung, daß ein Kshatriya niemals von Almosen leben sollte. Der Sieg oder der Tod im Kampf ist ihm vom Schöpfer auf ewig bestimmt worden. Das ist die Aufgabe eines Kshatriya. Weltflucht wird an ihm nicht gelobt. Denn der Lebensunterhalt in dieser Welt, oh Yudhishthira, ist durch Weltflucht nicht zu gewinnen. Zeige deine Heldenkraft, oh Feindevernichter, und sei siegreich über deine Feinde. Der begehrliche Sohn von Dhritarashtra, oh Starkarmiger, lebt schon lange Zeit als König und ist durch Zuneigung und Freundschaft (mit vielen Königen) sehr stark geworden. Deshalb, oh König, gibt es keine echte Hoffnung für einen Frieden mit dir. Sie betrachten sich als stark, weil Bhishma, Drona, Kripa und andere mit ihnen sind. Solange wie du dich, oh König, ihnen gegenüber so nachgiebig benimmst, werden sie dir dein Königreich vorenthalten. Weder aus Mitgefühl, Gnade noch aus einem Sinn für Gerechtigkeit werden die Söhne von Dhritarashtra deine Wünsche, oh Feindevernichter, erfüllen. Und das folgende, oh Sohn des Pandu, ist ein weiterer Beweis, daß sie mit dir keinen Frieden schließen werden. Sie haben dich so tief beleidigt, als sie dich mit einem Kaupina kleideten (ein Stück Stoff als Kleidung, das Zeichen eines Bettelmönches) und wurden doch nicht von ihrem Gewissen geplagt. Vor den Augen des Großvaters (Bhishma), Drona, des klugen Vidura, vieler heiliger Brahmanen, des Königs, der Bürger und aller führenden Kauravas hat der grausame Duryodhana dich mit Würfeln betrügerisch besiegt. Und obwohl du sanft, wohltätig, selbstgezügelt, tugendhaft und von beständigen Gelübden bist, oh König, war er wegen seiner abscheulichen Tat nicht im mindesten beschämt.

Oh Monarch, zeige kein Mitleid mit solchen Übelgesinnten. Sie verdienen den Tod durch die Hände von allen, und besonders durch dich, oh Bharata. Erinnere dich, mit welch unwürdigen Reden euch Duryodhana mit seinen Brüdern gequält hat, und wie sie dabei Freude empfanden und sich darüber in Prahlerei ergingen!

Sie sprachen:
Die Pandavas haben jetzt nichts Eigenes mehr auf dieser ganzen weiten Erde. Ihre Namen und ihre Abstammung sind erloschen. Auf endlose Zeit werden sie nur Mißerfolg haben. Alle ihre Werte sind nun mein, und sie selbst sind jetzt zu den fünf Elementen erniedrigt.

Und während des Würfelspiels schleppte der elende Dushasana mit der übelsten Seele von allen jene weinende Dame, Prinzessin Draupadi, an ihren Haaren zur Versammlung der Könige, als ob sie keine Beschützer hätte. Und in Gegenwart von Bhishma, Drona und den anderen beschimpfte er sie wiederholt als „Kuh“! Doch durch dich zurückgehalten, handelten deine Brüder mit der schrecklichen Heldenkraft nicht, um Rache zu üben, denn auch sie waren durch die Fesseln der Tugend gebunden. Und als du in die Wälder verbannt wurdest, sprach Duryodhana solche und andere grausame Worte, und rühmte sich damit unter seinen Angehörigen. Aber die dich unschuldig kannten, die saßen still in der Versammlungshalle, weinend und mit erwürgter Stimme. Keiner der versammelten Könige und Brahmanen lobte ihn dafür. Wahrlich, alle anwesenden Höflinge wußten um seine Schuld. Doch die Kritik an einem Höhergestellten, oh Feindebedränger, ist oft der eigene Tod. Aber der Tod ist um vieles besser als ein schuldbeladenes Leben.

Oh König, wer getadelt durch alle Könige der Erde keine Schuld mehr fühlt, ist bereits tot! Wessen Charakter so abscheulich ist, kann leicht besiegt werden, solange er wie ein wurzelloser Baum nur aufrecht im Boden steckt. Dieser sündige und bösartige Duryodhana verdient den Tod von jedermanns Hand, wie eine angriffslustige und giftige Schlange. Besiege ihn deshalb, oh Feindevernichter, und zögere nicht im geringsten.

Natürlich sehe ich es gern, oh Sündloser, daß du Dhritarashtra als deinen Vater und Bhishma als Großvater verehrst. So will ich zu ihnen gehen und die Zweifel von all jenen entfernen, die betreffs der Boshaftigkeit von Duryodhana noch ein offenes Ohr haben. Ich werde dort in Gegenwart von allen Königen deine Tugenden nennen, die selten in einem Menschen so versammelt sind, sowie auch alle Laster von Duryodhana. Und beim Hören meiner wohlwollenden Worte, die mit Tugend und Gewinn schwanger sind, werden dich die Herrscher der verschiedenen Bereiche als eine tugendhafte Seele und als einen wahrhaftigen Menschen erkennen. Und zur gleichen Zeit werden sie verstehen, wie Duryodhana durch seine Habgier getrieben wird. Ich werde die Laster von Duryodhana auch vor den Bürgern und Einwohnern des Landes, sowohl den jungen als auch den alten aller vier Kasten darlegen, die dort versammelt sein werden. Und weil du um Frieden bittest, wird dich keiner als sündig betrachten, während die Führer der Erde die Kurus und König Dhritarashtra tadeln werden. Und wenn dann Duryodhana einfach dadurch besiegt sein würde, daß ihn alle Menschen verlassen, dann wird es für mich nichts mehr zu tun geben. Dann vollbringe du, was getan werden soll.

So werde ich zu den Kurus gehen, und mich um Frieden bemühen, ohne deine Interessen zu opfern. Ich werde ihre Neigung zum Krieg und alle Vorbereitungen dafür offenlegen, und bald für deinen Sieg, oh Bharata, wieder zurückkehren. Doch den kommenden Krieg mit dem Feind betrachte ich als sicher. Alle Omen, die ich sehe, deuten darauf hin. Die Vögel und andere Tiere schreien schrecklich und heulen in der Dämmerung. Die Besten der Elefanten und Rosse nehmen im Dunklen schreckliche Gestalten an. Und das Feuer selbst erstrahlt in vielen furchterregenden Farbtönen. Das würde nie geschehen, wenn nicht eine weltzerstörende Verwüstung auf uns zukäme! Laß die Waffen, Maschinen, Rüstungen, Wagen, Elefanten und Rosse vorbereitet sein. Laß alle deine Krieger zum Kampf bereit sein, und laß sie auf ihre Elefanten, Pferde und Wagen achten. Oh König, sammle alles, was du für den drohenden Krieg brauchst. Denn so lange er lebt, wird Duryodhana unter keinen Umständen dein Königreich zurückgeben, das im Wohlstand wuchs, und von ihm damals beim Würfeln geraubt wurde!


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