Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 26 - Die Antwort von Yudhishthira

Yudhishthira sprach:
Welche Worte, oh Sanjaya, hast du von mir vernommen, die nach einem Krieg rufen? Oh Herr, Frieden ist dem Krieg immer vorzuziehen. Wer, oh Wagenlenker, würde den Krieg wollen, wenn er Frieden haben könnte? Oh Sanjaya, wenn sich einem Menschen jeder Wunsch seines Herzens erfüllen würde, ohne irgend etwas tun zu müssen, dann, so denke ich, würde er auch kaum etwas tun, selbst wenn es die geringste Anstrengung wäre, und noch viel weniger würde er sich mit einem Krieg beschäftigen. Warum sollte ein Mensch jemals Krieg führen? Wer ist von den Göttern so verflucht, daß er den Krieg wählen würde?

Die Söhne der Pritha wünschen zweifellos auch ihr eigenes Wohlergehen, aber ihr Verhalten wird dabei stets gerecht sein, zum Wohle der ganzen Welt. Sie wünschen nur das Glück, das sich aus Tugend und Gerechtigkeit ergibt. Wer aber das Glück erreichen und das Elend vermeiden will, und dabei der lieblichen Führung seiner Sinne folgt, der verstrickt sich selbst in Handlungen, die am Ende nichts als Elend bringen. Wer sich nach dem Vergnügen sehnt, der verursacht seinem Körper Leiden. Wer frei von solchem Verlangen ist, der kennt kein Elend. Wie ein entzündetes Feuer mit vermehrter Kraft aufflammt, wenn immer mehr Brennstoff hineingegeben wird, so wird die Begierde mit der Erfüllung der Wünsche niemals gesättigt, sondern lodert erst richtig auf, wie ein Opferfeuer durch geklärte Butter.

Vergleiche nur diese riesige Menge an Vergnüglichkeiten am Hofe von König Dhritarashtra mit dem, was wir hier haben. Wer unzufrieden ist, der bleibt unglücklich und gewinnt nie einen Sieg. Wer unzufrieden ist, der hört nicht den wunderbaren Klang der Musik. Wer unzufrieden ist, der sieht nicht die Schönheit der Blumengirlanden. Wer unzufrieden ist, der riecht nicht den Wohlgeruch der Parfüme und Salben. Wer unzufrieden ist, der spürt nicht die feine Kleidung, die er trägt. Wenn das nicht so wäre, dann hätte man uns nie aus dem Kuru Land vertrieben. Es ist die Begierde, die dem Körper und dem Geist das Leiden bringt. Doch der König, der in diesen Schwierigkeiten steckt, sucht den Schutz in der Kraft von anderen. Das ist nicht klug. Möge er doch zumindest bei anderen das gleiche Verhalten erkennen, das er selbst zeigt. Wer eine brennende Fackel im Hochsommer zur Mittagszeit in einen Wald mit dichtem Unterholz wirft, hat sicherlich um seine Zukunft zu bangen, wenn die Feuerflammen durch die Hilfe des Windes überall hervorlodern, und er daraus flüchten möchte. Oh Sanjaya, warum wehklagt König Dhritarashtra jetzt, obwohl er diesen ganzen Wohlstand hat? Das kommt wohl daher, weil er hauptsächlich den Ratschlägen seines übelgesinnten Sohnes mit der dunklen Seele gefolgt ist, der die krummen Wege liebt und voller Unwissenheit ist. Und weil Duryodhana die Worte von Vidura ignorierte, als ob er ihm feindlich gesinnt wäre, diesem Besten seiner Wohlgesinnten. König Dhritarashtra ist immer bestrebt, seine eigenen Söhne zu befriedigen und würde dafür bewußt Ungerechtigkeit in Kauf nehmen. Aufgrund der Vernarrtheit in seinen Sohn würde er selbst Vidura mißachten, der von allen Kurus, der Weiseste und von all seinen Wohltätern der Beste ist. Er ist umfassend gelehrt, spricht voller Weisheit und handelt gerecht.

König Dhritarashtra ist bestrebt, seinem Sohn alle Wünsche zu erfüllen, welcher daraufhin auch sein Glück von anderen erwartet, und somit neidisch und zornig ist, die Regeln für den Erwerb von Tugend und Wohlstand überschreitet, mit falscher Zunge spricht, und stets dem Diktat seines Zornes folgt. Seine Seele ist im Sinnesvergnügen versunken, und voller Unzufriedenheit verstößt er gegen die Gesetze. So wurde sein Leben dunkel, sein Herz hart, und seine Vernunft umnebelt. Für solch einen Sohn gab König Dhritarashtra bewußt die Tugend und die Freude auf.

Oh Sanjaya, als ich dieses Würfelspiel ertrug, wurde mir bereits klar, daß der Untergang der Kurus bevorsteht, weil Vidura von Dhritarashtra keine Anerkennung erhielt, obwohl er weise und vorzügliche Worte sprach. Oh Wagenlenker, mit dem Ignorieren der Worte von Vidura brachen die Plagen über die Kurus herein. So lange sie sich unter die Führung seiner Weisheit gestellt hatten, war ihr Königreich in einem blühenden Zustand. Höre von mir, oh Wagenlenker, wer jetzt die Berater des gieriggesinnten Duryodhana sind. Es sind Dushasana, Shakuni, der Sohn von Suvala, und Karna, der Sohn des Suta! Oh Sanjaya, schau dir seine Torheit an! Obwohl ich darüber nachdenke, kann ich doch unter diesen Umständen keinen Weg sehen, wie es ein Wohlergehen für die Kurus und die Srinjayas geben kann, wenn Dhritarashtra den Thron von anderen beansprucht und der weitsichtige Vidura verbannt worden ist. Dhritarashtra mit seinen Söhnen strebt nach einer absoluten und unangefochtenen Souveränität über die ganze Welt. Ein heilsamer Frieden ist unter diesen Umständen nicht erreichbar. Er betrachtet das, was ihm anvertraut wurde, als seinen eigenen Besitz. Und Karna glaubt immer noch, daß er Arjuna im Kampf besiegen kann, wenn dieser seine Waffen aufnimmt. Es fanden bereits viele große Kämpfe statt. Warum konnte sie Karna nicht nutzen? Kripa, Drona, Großvater Bhishma, sowie viele andere Kurus wissen, daß kein Bogenträger mit Arjuna vergleichbar ist.

Es ist allen versammelten Herrschern der Erde bekannt, wie sich Duryodhana die Herrschaft sichern wollte, obwohl der Feindevernichter Arjuna noch am Leben ist. Hartnäckig glaubt der Sohn von Dhritarashtra immer noch daran, daß es möglich sei, den Söhnen des Pandu ihr Erbe zu rauben, obwohl er selbst auf dem Schlachtfeld gesehen hat, wie mächtig Arjuna ist, obwohl dieser keine andere Waffe benutzte, als den vier Ellen langen Bogen. Die Söhne von Dhritarashtra sind nur noch am Leben, weil sie das Sirren des voll ausgestreckten Gandiva bis jetzt nicht gehört haben. Duryodhana glaubt sein Ziel als bereits gewonnenen, weil er den zornigen Bhima noch nicht gesehen hat. Oh Herr, sogar Indra würde darauf verzichten, uns die Herrschaft zu rauben, so lange Bhima und Arjuna, sowie der heroische Nakula und der geduldige Sahadeva noch leben! Oh Wagenlenker, der alte König mit seinem Sohn hat wohl immer noch die Hoffnung, daß seine Söhne auf dem Schlachtfeld nicht vernichtet werden, vom glühenden Zorn der Söhne des Pandu verbrannt.

Du weißt, oh Sanjaya, welches Elend wir ertragen haben! Doch schon aus Respekt vor dir, würde ich ihnen alles vergeben. Du weißt, was zwischen uns und den Söhnen des Kuru schon lange schwelt. Du weißt, wie wir uns zum Sohn von Dhritarashtra verhalten haben. Möge dieser Zustand so weitergehen. Ich werde Frieden suchen, wie du mir rätst. Doch mögen die Ersten der Bharatas mir Indraprastha als unser Königreich zurückgeben.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter