Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Sainyodyoga Parva

Kapitel 1 - Die Versammlung der Könige am Hofe von Virata

OM! Sich vor Nara und Narayana verbeugend, diesen Höchsten der männlichen Wesen, und auch vor Sarasvati, der Göttin des Lernens, möge das Wort Jaya (Sieg) erklingen.

Vaisampayana sprach:
Und nachdem jene tapferen Nachkommen der Kurus, die freundschaftlich mit König Virata verbunden waren, die Hochzeit von Abhimanyu voller Freude gefeiert hatten, da ruhten sie des Nachts, und bei Tagesanbruch begaben sie sich zufrieden zum Palast von Virata. Die Kammern des Königs der Matsyas waren mit Reichtümern gefüllt und mit auserlesenen Juwelen und Edelsteinen verziert. Man sah hier viele prächtige Sitze, die nach den Rängen geordnet und mit Girlanden geschmückt waren. Über allem schwebte ein angenehmer Duft. Und jene mächtigen Herrscher von großen Völkern kamen alle dorthin. Auf den vorderen Sitzen saßen die zwei Könige Virata und Drupada, diese altehrwürdigen Beherrscher der Erde, zusammen mit Balarama und Krishna mit ihrem Vater. Gleich neben dem König von Panchala nahm der große Held aus dem Geschlecht der Sini mit dem Sohn von Rohini seinen Platz ein. Und in der Nähe vom König der Matsyas saßen Draupadi und Yudhishthira, mit all den Söhnen von König Drupada, sowie Bhima, Arjuna, die zwei Söhne von Madri, auch Pradyumna und Samva, diese beiden tapferen Kämpfer, sowie Abhimanyu zusammen mit den Söhnen von Virata. Auch die Söhne von Draupadi, die als junge Prinzen bereits ihren Vätern in Tapferkeit, Kraft, Gnade und Heldenmut nachstrebten, nahmen auf ausgezeichneten, goldverzierten Sitzen Platz.

Und als jene mächtigen Helden mit den strahlenden Ornamente und Roben sich alle gesetzt hatten, da glänzte diese prächtige Versammlung von Königen so schön wie das sternenübersäte Firmament. Und nachdem diese tapferen Menschen miteinander über verschiedene Themen gesprochen hatten, da verweilten sie für einige Zeit in nachdenklicher Stimmung und richteten dabei ihre Augen auf Krishna. Daraufhin erinnerte er an die Angelegenheiten der Pandavas, und jene mächtigen Könige hörten alle zusammen diese Rede von Krishna, die erhaben und tiefgründig war.

Die Rede von Krishna über die nächsten Schritte der Pandavas

Krishna sprach:
Es ist euch allen bekannt, wie Yudhishthira mit den Würfeln vom Sohn des Suvala betrügerisch besiegt und seines Königreichs beraubt wurde. So kennt ihr auch die Bedingungen, die von ihm bezüglich des Exils im Walde gesetzt wurden. Obwohl sie fähig waren, die ganze Erde gewaltsam zu überwinden, und ihre Wagen ungehindert die himmlischen und irdischen Bereiche durchstreiften, blieben die Söhne des Pandu dennoch beständig in ihrem vertrauensvollen Glauben. Und entsprechend ertrugen diese unvergleichlichen Menschen für sechs und sieben Jahre diese grausam auferlegte Aufgabe. Davon war das letzte, das dreizehnte Jahr, besonders hart für sie. Doch unerkannt von allen haben sie es, wie ihr wißt, vollendet und dabei viele unsägliche Nöte ertragen. Das ist euch allen bekannt. Diese berühmten Menschen haben das dreizehnte Jahr geopfert, und sich selbst für den Dienst an anderen erniedrigt. So ist es geschehen. Nun solltet ihr alle bedenken, was für beide Seiten, Yudhishthira und Duryodhana, die Kurus und Pandavas, zum Nutzen ist, und mit den Regeln der Gerechtigkeit und der menschlichen Würde im Einklang steht, und auch für alle annehmbar ist. Denn der tugendhafte König Yudhishthira würde sogar das himmlische Königreich ablehnen, wenn er dafür die Gerechtigkeit verwerfen sollte. Aber rechtschaffen würde er sogar die Regierung für ein einzelnes Dorf akzeptieren.

Wie die Söhne von Dhritarashtra ihn betrügerisch seines väterlichen Königreichs beraubten, und wie er ein Leben unter unerträglichen Nöten verbracht hat, ist allen hier versammelten Königen wohlbekannt. Die Söhne von Dhritarashtra wären niemals fähig, die Kraft von Arjuna zu überwinden. Dennoch hatten und haben König Yudhishthira und seine Freunde keinen größeren Wunsch als das Wohl der Söhne von Dhritarashtra. Diese tapferen Söhne der Kunti und die zwei Söhne der Madri bitten nur um das, was sie selbst im siegreichen Kampf erreicht und von den besiegten Königen gewonnen haben. Ihr wißt genau, wie sich jene Gegner der Pandavas, mit dem Wunsch, das ganze väterliche Königreich allein zu besitzen, durch verschiedene Mittel bemüht haben, sie zu vernichten, als sie noch kleine Jungen waren. So übelgesinnt und erbittert waren sie bereits damals. Bedenkt, wie gierig sie nach allem greifen, und wie tugendhaft Yudhishthira ist. Bedenkt aber auch die Verwandtschaft, die zwischen ihnen besteht. Ich bitte euch alle, möge jeder in sich gehen und dann beratet gemeinsam.

Die Pandavas strebten immer nach Wahrhaftigkeit und haben ihr Versprechen bis auf den Buchstaben erfüllt. Wenn sie jetzt weiterhin durch die Söhne von Dhritarashtra ungerecht behandelt würden, dann müßten die Pandavas sie vernichten, egal, wie viele Verbündete sie haben. Denn auch die Pandavas haben gute Freunde, die mit dem Wissen über ihre unwürdige Behandlung sofort bereit sind, ihnen im Kampf mit ihren Widersachern beizustehen und diese bereitwillig zu vernichten, selbst wenn es ihr eigenes Leben kosten würde. Und wenn ihr meint, daß es bestimmt noch zu wenige sind, um den Sieg über ihre Feinde zu gewinnen, dann solltet ihr dennoch wissen, daß sie zusammen vereint und von ihren Freunden unterstützt, zweifellos ihr Äußerstes versuchen werden, um jene Widersacher zu besiegen.

Doch was Duryodhana jetzt denkt und tun möchte, das ist uns nicht genau bekannt. Und wenn die Absicht der anderen Seite nicht bekannt ist, welche Meinung kann dann von euch bezüglich der nützlichsten Vorgehensweise gebildet werden? Laßt deshalb einen vertrauenswürdigen Mann, tugendhaft, ehrlich, vorsichtig und von edler Geburt, also einen fähigen Botschafter, zu ihnen senden, der mit milden Worten sie darum bittet, die Hälfte des Königreiches an Yudhishthira zu übergeben.

Nach dieser Rede von Krishna, die durch Weitsicht und Rücksicht auf die Tugend, sowie von einem friedliebenden und gerechten Geist gezeichnet war, sprach sein älterer Bruder zur Versammlung, um die erhabenen Worte seines jüngeren Bruders zu loben.


Inhaltsverzeichnis Weiter