Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 306 – Kunti und Surya

Vaisampayana erzählte:
Und obwohl es das Mädchen mit vielen freundlichen Worten versuchte, war sie nicht in der Lage, die Gottheit von ihrem Vorhaben abzubringen. So überkam sie die Angst vor dem Fluch des Gottes, der die Finsternis vertreibt, und sie überlegte lang:
Wie können mein unschuldiger Vater und auch der Brahmane dem zornigen Fluch Suryas entkommen? Wenn auch Energie und Askese die Sünden vernichten können, so sollte kein Aufrechter, und wenn auch noch so unerfahren, mit ihnen närrisch Spiel treiben. Ich habe töricht gehandelt und finde mich nun in einer fürchterlichen Lage wieder. Ich bin vollkommen unter der Macht der Gottheit. Doch wie kann ich etwas so Sündiges tun und ihm meinen Leib überlassen?

Die Furcht vor dem Fluch und all die fruchtlosen Gedanken verwirrten ihr schließlich die Sinne. Sie war so durcheinander, daß sie nicht mehr entscheiden konnte, was zu tun sei. Wäre sie der Gottheit gehorsam, würde die Familie sie tadeln. Und verweigerte sie sich der Gottheit, käme der Fluch über sie. Schließlich stammelte die junge Dame bebend und verlegen:
Oh Gott, da meine Eltern und meine ganze Familie noch leben, sollte ich meine Pflicht nicht dermaßen verletzen. Wenn ich mit dir diese unsittliche Tat begehe, wird der gute Ruf meiner Familie wegen mir in dieser Welt geopfert. Doch wenn du dies als verdienstvolle Handlung erachtest, oh du Großer, welcher Wärme spendet, werde ich deinen Wunsch erfüllen, auch wenn meine Eltern mich dir nicht übergeben haben. Doch möge ich wieder unberührt sein, nachdem ich mich dir hingegeben habe. Denn in dir sind Tugend, Ehre, Ruhm und Leben jeder Kreatur gegründet.

Surya sprach:
Oh du mit dem lieblichen Lächeln, weder Vater, Mutter noch irgendeiner aus deiner Familie sind eigentlich befugt, dich wegzugeben. Möge dir Gutes geschehen, schöne Dame! Und höre meine Worte: Weil eine Jungfrau sich die Gesellschaft eines jeden wünscht (keines speziellen), hat sie den Namen Kanya bekommen, von der Wurzel Kama, was Liebe bedeutet. Und deshalb ist eine Jungfrau von Natur aus frei in dieser Welt, oh du mit den runden Hüften und dem schönen Gesicht. Niemals wirst du irgendeiner Sünde schuldig sein, wenn du mein Gebot erfüllst. Wie könnte ich, der das Wohl aller Wesen wünscht, irgendeine unrechte Tat begehen? Männer und Frauen sollten durch keine Grenzen gebunden sein, das ist das Gesetz der (höheren) Natur. Das Gegenteil ist eine Entstellung des natürlichen Zustandes. So wirst du wieder Jungfrau sein, nachdem du mich erfreut hast. Und dein Sohn wird starkarmig und ruhmreich werden.

Da bat Kunti:
Oh Vertreiber der Dunkelheit, wenn ich einen Sohn von dir bekomme, dann möge er (wie du) Rüstung und Ohrringe tragen, kraftvoll und sehr stark sein.

Surya antwortete:
Nun zarte Jungfer, dein Sohn wird eine himmlische Rüstung und goldene Ohrringe tragen, welche aus Amrit geschaffen wurden. Und damit wird er unverwundbar sein.

Und Kunti stimmte zu:
Wenn diese schönen Sachen an dem Sohn, den du mit mir zeugst, wahrlich aus Amrit sind, dann, oh ehrenwerter Gott, laß deinen Willen geschehen. Möge er mächtig sein, stark, energiereich und so schön wie du. Und möge er auch Tugend besitzen.

Surya versicherte ihr:
Oh Prinzessin, du bezaubernde Dame, die Ohrringe gab mir einst Aditi. Mit der wunderbaren Rüstung übergebe ich sie deinem Sohn, oh zartes Mädchen.

Und Kunti freute sich:
Das ist vorzüglich, oh Verehrungswürdiger. Für diesen Sohn, oh Herr des Lichtes, werde ich dich, wie du es wünschst, zufriedenstellen.

Surya sprach:
So sei es.

Dann trat der Wanderer des Himmels mit in Yoga versunkener Seele in Kunti ein und berührte sie in ihrer Mitte. Von seiner Energie war Kunti sofort überwältigt und fiel bewußtlos auf ihr Bett. Als sie wieder zu sich kam, sprach Surya:
Nun werde ich gehen, oh du mit den anmutigen Hüften. Du wirst einen Sohn zur Welt bringen, der zu den besten Waffenträgern gehören wird. Und zu selben Zeit wirst du wieder Jungfrau sein.

Oh Bester der Könige, als der höchst strahlende Surya sich verabschiedete, sprach das Mädchen demütig zu ihm: „So sei es!“ Und so geschah es, daß die Tochter des Königs Kuntibhoja, behelligt vom Sonnengott Surya, nachdem sie einen Sohn von ihm erbeten hatte, vollkommen überwältigt auf ihr vorzügliches Bett fiel, wie geknicktes Schilf. Und so geschah es, daß der Gott der heftigen Strahlen sie betäubte und durch seine Yoga Kraft in sie einging, um sein eigenes Selbst in ihre Gebärmutter zu legen. Doch der Gott befleckte sie nicht, als er in ihren Körper eintrat, denn erst als Surya wieder fortging, gewann das Mädchen ihr Bewußtsein zurück.


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