Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 288 – Tod von Indrajit

Markandeya erzählte weiter:
Indrajit fesselte so die beiden hilflos am Boden liegenden Brüder mit einem Netz aus Pfeilen, die er einst als Segen erhalten hatte, so daß Rama und Lakshmana zwei im Käfig eingeschlossenen Falken glichen. Sugriva, Sushena, Mainda, Dwivida, Kumuda, Angad, Hanuman, Nila, Tara und Nala, diese großen und heldenhaften Affen, standen ratlos um die von hunderten Pfeilen durchbohrten Brüder, bis Vibhishan zu ihnen stieß. Dieser hatte an einer anderen Front erfolgreich gekämpft. Nun ließ er mittels der Waffe Prajna die Brüder wieder aus ihrer Bewußtlosigkeit erwachen (das Gegenstück zur Waffe Sanmohana, welche bewußtlos macht), und Sugriva zog ihnen die Pfeile aus den Gliedern. Mit der äußerst wirksamen Medizin Vishalya (zur Stillung der Blutung) und himmlischen Mantras wurden sie geheilt und gestärkt und erhoben sich aus ihrer hinderlichen Lage, alle Schmerzen und Müdigkeit gelindert. Dann sprach Vibhishan mit gefalteten Händen zum wieder auferstandenen Rama:
Oh Bezwinger deiner Feinde, der König der Guhyakas schickte einen Boten von den Weißen Bergen (dem Kailash), der dir dieses Wasser bringt. Es ist ein Geschenk Kuveras, so daß alle unsichtbaren Wesen dir sichtbar sein mögen. Benetzt man sich damit die Augenlider, werden alle Wesen sichtbar. Dies gilt für dich und alle, denen du vom Wasser gibst.

Zustimmend nahm Rama das Wasser an und heiligte seine Augen damit. Dann gab er es an Lakshmana weiter, und auch an Sugriva, Jambavan, Hanuman, Angad, Mainda, Dwivida, Nila und all die anderen großen Anführer seines Heeres, die sich alle die Augenlider damit benetzten. Und so wurden ihnen die Dinge sichtbar, die ihnen zuvor verborgen geblieben waren.

Indrajit war zwischenzeitlich nach seinem ersten Sieg zu seinem Vater Ravana zurückgekehrt und hatte ihm von seinen Taten berichtet. Dann kehrte er wieder an die Front zurück und setzte sich an die Spitze der Rakshasa Armee. Dort wurde er mithilfe von Vibhishan gleich von Sugriva angegriffen. Auch Lakshmana folgte Vibhishans Ratschlag und forderte Indrajit zum Kampf, bevor jener sein tägliches Opfer beenden konnte, welches ihn sonst immer unbesiegbar gemacht hatte. Zornvoll sandte Lakshmana seine Pfeile auf den nach Sieg brennenden Krieger. Ihr Zweikampf war außerordentlich wunderbar wie einst die Schlacht zwischen Indra und Prahlada. Indrajit durchbohrte Lakshmanas Glieder, und Lakshmana tat seinem Gegner das gleiche, was die Wut Indrajits ins Unermeßliche steigerte. Er schoß acht Pfeile auf Lakshmana, die so furchtbar waren wie giftige Schlangen. Doch vernimm, oh Yudhishthira, wie Lakshmana nun mit drei geflügelten Pfeilen, so energetisch und strahlend wie das Feuer, seinem Gegner das Leben nahm. Mit dem ersten Pfeil trennte er den Arm seines Feindes ab, mit dem er den Bogen hielt. Mit dem zweiten Pfeil trennte er den anderen Arm ab, der die Pfeile hielt, so daß er zu Boden fiel. Der dritte Pfeil blinkte hell und war scharf geschliffen. Mit ihm trennte er Indrajit das Haupt mit der schön geformten Nase und den glänzenden Ohrringen vom Rumpf. Ohne Arme und Kopf war Indrajits Leib gräßlich anzusehen. Auch der Wagenlenker fand noch den Tod durch den mächtigen Lakshmana, so daß die führerlosen Pferde den Wagen in die Stadt zurückbrachten. Dort sah Ravana den leeren Wagen und wußte, daß sein Sohn geschlagen war. Sein Herz wurde von Trauer überwältigt. Der maßlose Kummer erregte in ihm den plötzlichen Wunsch, die Prinzessin von Mithila zu töten, und er sprang auf und griff sich ein Schwert. Hastig rannte der gemeine Rakshasa zum Asoka Hain, wo Sita nur ihren Rama wiedersehen wollte. Doch Avindhya bemerkte die sündige Absicht des Rakshasa Königs und besänftigte seinen Zorn. Höre die Gründe, oh Yudhishthira, mit denen es ihm gelang. Der weise Rakshasa sprach zu Ravana:
Du nimmst den strahlenden Thron eines Imperiums ein, und so ziemt es sich nicht für dich, eine Frau zu töten. Außerdem gilt diese Frau als bereits besiegt, denn sie ist gefangen in deiner Macht. Außerdem würde sie nicht tot sein, wenn nur ihr Körper stürbe. Besiege du ihren Ehemann. Wenn er tot ist, ist sie es auch. Dir gleicht nicht einmal Indra mit den hundert Opfern an Macht, und die Götter waren von dir geängstigt in der Schlacht.

Mit diesen und vielen anderen wirksamen Worten konnte er Ravana beruhigen und von seiner Absicht abbringen. Und Ravana hörte wahrlich auf die Worte seines Ratgebers. So steckte er sein Schwert zurück in die Scheide und gab Befehl, seinen Streitwagen vorzubereiten.


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