Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 280 – Ravanas Werben um Sita

Die keusche Sita lebte also melancholisch und immerfort um ihren Rama weinend im Asoka Hain. Oft saß sie auf einem Stein, in ihre einfache Kleidung gehüllt mit nur einem Juwel und von den Rakshasa Frauen umringt. Ravana jedoch war von den Pfeilen des Gottes der Leidenschaft getroffen, und so kam er, um sie zu sehen. In Wollust entflammt erschien der Sieger über die Götter, Danavas, Gandharvas, Yakshas und Kimpurushas in himmlische Roben gehüllt, mit angenehmem Äußeren, kostbaren Ohrringen, schönen Blumengirlanden und einer Krone angetan, wie die Verkörperung des überschwenglichen Frühlings. Mit großer Sorgfalt war er gekleidet und glich dem Kalpa Baum in Indras Garten. Doch obwohl der Held mit allen schönen Dingen glänzen konnte, so weckte er doch nur furchtsame Scheu wie ein prächtiger Banian Baum inmitten eines Friedhofs. Neben der schlankhüftigen Dame wirkte der Wanderer der Nacht wie der Saturn neben Rohini (der Saturn gilt eher als grimmiges Monster und Rohini als die schöne Ehefrau des Mondes). Unter dem leidenschaftlichen Einfluß des Gottes mit dem Blumenzeichen (Kama, der Liebesgott) warb er um die sinnliche Dame, die wie ein ängstliches Reh zitterte:
Oh Sita, du bist deinem Gatten viel zu sehr ergeben. Sei besser mir gnädig, du mit den zarten Gliedern. Laß diese Dienerinnen deinen Körper schmücken, und nimm mich zum Gemahl, du schöne Dame. Nimm, oh du mit dem bezaubernden Angesicht, in reiche Gewänder und Ornamente gehüllt den ersten Platz unter allen Frauen meines Palastes ein. Ich besitze viele Töchter der Himmlischen und Gandharvas. Ich bin auch der Herr über viele Danava und Daitya Damen. Einhundertvierzig Millionen Pisachas, zweimal so viele menschenfressende Rakshasas der furchtbarsten Taten und dreimal so viele Yakshas erfüllen meine Wünsche. Manche von ihnen dienten einst meinem Bruder, dem Herrn der Schätze. In meiner Trinkhalle warten mir Gandharvas und Apsaras auf, oh du mit den runden Schenkeln, ganz so wie einst bei meinem Bruder. Ich bin der Sohn des Rishi Vishrava von hohem asketischem Verdienst. Ich bin berühmt als der fünfte Regent des Universums. Und ich habe das beste Essen, schöne Dame, so viel wie der Herr der Himmlischen. Ach, laß all die Sorgen des Lebens im Walde los. Sei wie Mandodari meine Königin, du mit den schönen Hüften.

Doch die schöne Prinzessin von Videha wandte sich von ihm ab und schätzte ihn geringer als einen Grashalm. Ihr tiefer und straffer Busen war von all den Tränen um Rama ganz naß, denn für sie war ihr Ehemann ein Gott. So antwortete die Schöne dem gemeinen Schuft:
Durch welch grausiges Schicksal müssen meine Ohren solch leidige Worte von dir vernehmen, oh König der Rakshasas? Mögest du gesegnet sein und dein Herz von mir abwenden, oh Rakshasa, der du an sinnlichen Genüssen hängst. Ich bin die Frau eines anderen und ihm treu ergeben. Du kannst mich nicht besitzen. So ein hilfloses menschliches Wesen wie ich, ist auch keine passende Ehefrau für dich. Und welche Freude kann es dir bringen, wenn du einer unwilligen Dame Gewalt antust? Dein Vater ist ein Brahma geborener und weiser Brahmane, welcher dem Herrn der Schöpfung gleicht. Warum also übst du als Herrscher der Welt keine Tugend? Du demütigtest deinen Bruder, den König der Yakshas, diesen ehrenwerten Herrn der Schätze und Freund Shivas, und du fühlst keine Scham?

Nach diesen Worten begann Sita zu weinen, ihr Busen zitterte vor Aufregung, und sie bedeckte Hals und Gesicht mit ihrer Kleidung. Ihr langer und schön geflochtener Zopf wandte sich schwarz und glänzend wie eine Schlange von ihrem Haupt hinab. Und der närrische Ravana warb weiter um sie, trotz ihrer deutlichen Ablehnung:
Oh zauberhafte Dame, der Gott mit der Makara in seinem Zeichen verbrennt mich heftig. Doch ich werde dir nicht zu nahe treten, oh du mit dem süßen Lächeln und den sinnlichen Hüften, denn du bist nicht willig. Was soll ich tun, solange du noch diesen Rama liebst, der nur ein Mensch ist und uns als Nahrung dient?

Nach diesen Worten machte sich Ravana unsichtbar und ging davon. Und die kummervolle Sita blieb bei den Rakshasa Wächterinnen, und wurde von Trijata zärtlich umsorgt.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter