Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 260 – Über die Himmel

Der Bote sprach:
Oh großer Weiser, du bist wahrlich von einfältigem Verstande, denn obwohl du dir bereits himmlische Glückseligkeit und große Ehre gewannest, überlegst du noch wie ein Zweifler. Oh Muni, die Region, die als Himmel bekannt ist, existiert über uns. Sie strebt hoch hinaus, verfügt über vorzügliche Pfade und wird immer von himmlischen Wagen durchfahren. Ungläubige und unwahrhafte Menschen, jene, die keine asketische Enthaltsamkeit übten oder große Opfer ausführten, können nicht dahin gelangen. Nur Menschen mit tugendhafter Seele, gezügelten Gedanken und Kräften, beherrschten Sinnen, ohne jegliche Bosheit, wohltätige und heldenhafte Menschen, welche die Male ihrer Schlachten tragen und verdienstvoll gehandelt haben, erreichen diese Region. Nur Tugendhafte und Fromme leben dort. Es gibt dort, oh Mudgala, Myriaden von schönen, strahlenden und glänzenden Welten, die jeden Wunsch erfüllen können. Dort leben die himmlischen Wesen, die Götter, Sadhyas, Vaishwas, großen Weisen, Yamas, Dharmas, Gandharvas und Apsaras. Der Monarch der Berge, der goldene Meru, erstreckt sich über dreiunddreißig tausend Yojanas. Dort sind die heiligen Gärten der Himmlischen, wie Nandana, wo sich die Tugendhaften vergnügen. Es gibt dort keinen Hunger oder Durst, keine Mattigkeit oder Angst oder irgend etwas Abstoßendes oder Unglück Bringendes. Alle Gerüche sind verzückend, und die Brise angenehm sanft. Alle Klänge sind zauberhaft und nehmen Ohr und Herz sogleich für sich ein. Es gibt keine Sorge, Altersschwäche, Plage oder Reue. Das ist das Wesen dieses Bereiches, oh Muni, den man als Frucht seiner eigenen, verdienstvollen Taten erreicht. Alle, die dort leben, sehen strahlend aus, einzig allein kraft ihrer eigenen Handlungen und nicht wegen des Verdienstes von Vater oder Mutter. Es gibt weder Schweiß, Gestank, Exkremente noch Urin. Niemals besudelt Staub die Kleider, oh Muni. Die himmlisch duftenden Girlanden welken nie. Alle besteigen Wagen wie diesen hier. Menschen, die den Himmel erreicht haben, leben dort glücklich ohne Bosheit, Kummer, Müdigkeit, Unwissenheit und Neid. Und über dieser Region gibt es noch viele weitere mit höheren himmlischen Tugenden. Die besten sind die schönen und strahlenden Bereiche Brahmas. Dorthin gehen Rishis, die sich mit verdienstvollen Taten geheiligt haben. Dort leben gewisse Wesen namens Ribhus. Sie sind die Götter der Götter. Diese Bereiche sind höchst gesegnet und werden selbst von den Gottheiten verehrt. Sie strahlen im eigenen Licht und erfüllen alles Sehnen. Sie leiden unter keinerlei Schmerz, den Frauen verursachen könnten, besitzen keine weltlichen Güter und sind frei von Tücke. Die Ribhus leben weder von Opfergaben noch von Ambrosia. Sie verfügen über solch himmlischen Gestalten, daß sie mit den Sinnen nicht erkannt werden können. Diese ewigen Götter der Götter begehren kein Glück um des Glückes willen. Auch verändern sie sich nicht beim Umlauf eines Kalpa. Wo ist bei ihnen Alter oder Auflösung? Für sie gibt es weder Ekstase noch Freude, weder Glück noch Unglück. Wozu sollten sie also Ärger oder Abneigung haben, oh Muni? Um ihren hohen Status beneiden sie sogar die Götter. Diese Krone der Befreiung ist schwer zu erreichen und wird niemals von Wesen erlangt, die dem Begehren unterliegen. Es sind dreiunddreißig dieser Gottheiten an der Zahl. In ihre Bereiche gelangen die weisen Menschen, welche vorzüglichen Gelübden folgten oder wohltätige Gaben machten gemäß der Tradition. Du hast dir den Einlaß in diesen Bereich durch deine Wohltätigkeit leicht gewonnen. Du strahlst kraft deiner asketischen Enthaltsamkeit. So erfreue dich an dem Bereich, den dir deine tugendhaften Handlungen bringen. Dies ist die Glückseligkeit des Himmels, der viele verschiedene Welten kennt, oh Brahmane.

So habe ich dir von den Segnungen der himmlischen Regionen erzählt. Höre nun ihre Nachteile. In den himmlischen Bereichen ernten die Menschen die guten Früchte ihrer vergangenen Taten. Doch währenddessen vollbringen sie keine neuen Handlungen und erfreuen sich also nur an den guten Wirkungen ihrer alten Taten, bis diese vollkommen erschöpft sind. Dann fallen sie wieder hinab, weil ihr Verdienst aufgebraucht ist. Dies empfinde ich als Nachteil des Himmels. Der Fall eines Menschen, dessen Geist tief in Glück eingetaucht war, muß, oh Mudgala, als Unvollkommenheit angesehen werden. Und die Unzufriedenheit und Reue, welche mit diesem sinkenden Zustand einhergehen, nachdem man sich zuvor an helleren und schöneren Welten labte, müssen nur sehr schwer zu ertragen sein. Das Bewußtsein wird stumpfer durch den Fall und von Gefühlen aufgewühlt. Wenn die Blumengirlanden von denen, deren Fall bevorsteht, zu welken beginnen, dann schleicht sich große Furcht in ihre Herzen. Diese schweren Nachteile gibt es in allen Bereichen bis zu dem von Brahma. Und doch sind die Tugenden von rechtschaffen handelnden Menschen, welche es bis in die himmlischen Regionen geschafft haben, zahllos. Denn ihre Eigenschaften und ihr Verdienst läßt sie nach dem Fall wieder die Geburt von Menschen nehmen. Dort erlangen sie wieder hohes Glück und ein gutes Schicksal. Doch wenn sie hier keine Weisheit ansammeln können, dann wird ihre Geburt noch niedriger sein. Die Früchte der Taten dieser Welt werden in der nächsten geerntet. Diese Welt ist die Welt der Taten, oh Brahmane, die andere ist die der Früchte. So habe ich dir auf deine Frage alles erzählt, oh Mudgala. Und mit deinem Einverständnis können wir uns unverzüglich auf den Weg machen, oh Frommer.

Nun dachte Mudgala eine Weile nach und sprach dann zum Himmelsboten:
Oh Bote der Götter, tief verbeuge ich mich vor dir. Doch reise ohne mich ab und geh in Frieden, oh Herr. Ich habe nichts zu tun mit einer Glückseligkeit im Himmel, die solche deutlichen Nachteile hat. Wer sich einmal am Himmel erfreute, der muß nach dem Fall tiefstes Elend und schmerzhafte Reue in dieser Welt erleiden. Ich begehre den Himmel nicht. Ich werde nach dieser unfehlbaren Region suchen, wo die Wesen keine Klagen, Schmerzen oder Aufregung kennen. Du hast mir über den Himmel und seine Nachteile erzählt. Sprich mir nun von dem hohen Bereich ohne allen Makel.

Der Bote sprach:
Jenseits des Bereiches von Brahma ist der hohe Thron Vishnus, rein, ewigwährend, leuchtend und unter dem Namen Para Brahma bekannt. Dorthin, oh Brahmane, kann niemand gelangen, der an Sinnesobjekten hängt, oder dem Hochmut, der Habgier, der Unwissenheit, dem Zorn und dem Neid unterliegt. Nur wer frei von Gemütsbewegungen, Stolz und widerstreitenden Gefühlen ist, wer seine Sinne gezügelt hat und sich Meditation und Yoga hingegeben hat, kann dahin gelangen.

Nach diesen Worten verabschiedete sich Mudgala vom Boten, führte sein tugendhaftes Leben nach Unchha Art weiter und erlangte vollkommene Zufriedenheit. Lob und Tadel wurden ihm gleich wert, und in Lehm, Stein und Gold erkannte er das gleiche Wesen. Er widmete sich ganz den Mitteln, Brahma zu erlangen, und vertiefte sich beständig in Meditation. So erreichte er Macht durch Weisheit, ein vollkommenes Verständnis und diese höchste Befreiung, die als zeitlos bezeichnet wird.

Daher bekümmere dich nicht, oh Sohn der Kunti. Ja, du wurdest deines blühenden Königreiches beraubt, doch du wirst es durch asketische Enthaltsamkeit zurückgewinnen. Elend folgt dem Glück, und Glück folgt dem Elend, so wechselt es im Leben der Menschen und wiederholt sich wie die Umdrehungen eines Rades um die gleiche Achse. Wenn das dreizehnte Jahr vorüber ist, wirst du unermeßlich Mächtiger, das Königreich zurückbekommen, was vor dir deine Väter und Großväter besaßen. So entlaß das Fieber aus deinem Herzen.

Nach diesen Worten zu Yudhishthira kehrte der ehrenwerte Vyasa in seine Einsiedelei zurück, um sich wieder der Buße zu widmen.

Hier endet mit dem 260.Kapitel das Ghosha Yatra Parva des Vana Parva im gesegneten Mahabharata.


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