Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 250 – Shakunis Worte an Duryodhana

Auch Shakuni erkannte, daß Duryodhana nicht in der Lage war, mit der Demütigung fertig zu werden, und sprach zu dem Lebensmüden:
Du hast gehört, oh Sohn des Kuru Geschlechts, was Karna gesagt hat. Seine Worte sind wirklich voller Weisheit. Warum willst du Narr deinem Wohlstand abschwören, den ich dir gewann, und dein Leben aufgeben? Du hängst dich an eine Dummheit. Mir scheint es heute, daß du nichts von den Alten und Erfahrenen gelernt hast. Wer eine plötzliche und heftige Regung von Freude oder Leid nicht kontrollieren kann, ist verloren wie ein ungebrannter Tontopf im Wasser. Verliert ein König alle Courage, hat er keinen Funken Männlichkeit im Leibe, wird er zum Sklaven der Unentschlossenheit, handelt er unbesonnen und ist süchtig nach sinnlichen Vergnügungen, dann wird er kaum von seinen Untertanen respektiert. Du hattest bisher wahrlich alle Vorteile auf deiner Seite, warum versinkst du jetzt im Kummer? Wenn du dich über die Pandavas freuen und sie belohnen solltest, dann trauerst du, oh König! Also wirklich, dein Benehmen ist widersprüchlich. Freu dich doch und wirf dein Leben nicht weg, sondern erinnere dich mit frohem Herzen an das Nützliche, was sie dir getan haben. Gib doch den Söhnen der Pritha (angesichts ihrer Unschlagbarkeit im Kampf) ihr Königreich zurück, und gewinne dir selbst mit solchem Verhalten sowohl Tugend als auch Ruhm. Auf diese Weise handelst du sogar dankbar. Bemühe dich um eine brüderliche Beziehung mit ihnen, und werde ihr Freund. Und wenn du sie als Freunde hast, dann gib ihnen ihr väterliches Reich, damit du glücklich sein kannst.

Zwar half Duryodhana nach diesen Worten von Shakuni seinem vor ihm auf dem Boden hingestreckten Bruder Dushasana wieder auf, roch liebevoll an seinem Kopf und tätschelte ihm die wohlgeformten Arme, doch das Herz sank ihm so tief wie noch nie, und die Scham brachte seine Seele in tiefste Verzweiflung. Klagend antwortete er seinen Freunden:
Ich habe nichts mehr zu tun mit Tugend, Reichtum, Freundschaft, Luxus, Herrschaft und den Freuden des Lebens. Geht eurer Wege, laßt mich allein und hindert mich nicht an meiner Absicht. Ich bin fest entschlossen, mein Leben mit Hungern zu beenden. Kehrt in die Stadt zurück und behandelt die Höhergestellten mit allem Respekt.

Doch sie alle erwiderten:
Oh Monarch, dein Weg ist unser Weg. Wie könnten wir ohne dich in die Stadt einreiten?

Unbewegt von all den Worten seiner Lieben streute Duryodhana Kusha Gras auf die Erde, reinigte sich, indem er Wasser berührte, und setzte sich nieder. In Lumpen gehüllt bereitete er sich auf den höchsten Eid vor. Er hörte auf zu reden, betete und opferte im Innern und zog sich ganz in sich zurück, mit dem großen Wunsch, in den Himmel einzugehen.

Die Danavas rufen Duryodhana zu sich

In der Zwischenzeit entzündeten die Daityas und Danavas, die vor langer, langer Zeit von den Göttern besiegt worden waren, ein Opferfeuer in den niederen Regionen, um Duryodhana vor sich zu rufen, denn sie wußten um seine Absicht, und daß sein Tod ihre Sache schwächen würde. Es wurden Mantras gemurmelt, welche einst von Vrihaspati und Usanas erklärt wurden, auch die Riten aus den Atharva Veden und Upanishaden ausgeführt, und viele Gebete gesprochen. Mit gesammelter Seele schütteten vedenkundige Brahmanen geklärte Butter und Milch ins Feuer, und nachdem alle Riten vollendet waren, erhob sich eine seltsame Göttin aus dem Opferfeuer die mit weitgeöffnetem Mund fragte:
Was soll ich für euch tun?

Hocherfreut antworteten die Daityas:
Bring du den königlichen Sohn Dhritarashtras zu uns, der eben seinen Eid begann und sich zu Tode hungern will.

Mit den Worten: „So sei es.“, ging sie davon und war im nächsten Moment bei Duryodhana. Sie nahm ihn mit sich und brachte ihn in die niederen Regionen vor die Danavas. Diese versammelten sich in tiefster Nacht und sprachen mit freudigen Herzen und weitgeöffneten Augen schmeichelhafte Worte zu Duryodhana.


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