Als nächstes fragte Yudhishthira dem ruhmreichen Markandeya eine schwierige Frage zur Moral:
Oh Heiliger, nun möchte ich von dir etwas über die hervorragenden und hohen Tugenden der Frauen hören. Belehre mich in den subtilen Wahrheiten der Moral, oh Brahmane. Oh bester der Zweifachgeborenen, Sonne, Mond, Wind, Erde, Feuer, Vater, Mutter und Lehrer - diese und andere wurden uns von den Himmlischen als verkörperte Gottheiten bestimmt. Sie werden von uns verehrt und sind der besten Achtung würdig. Doch die Verehrung, die eine keusche Gattin ihrem Ehemann zollt, erscheint mir mit vielen Schwierigkeiten beladen. Oh Verehrungswürdiger, es ziemt sich für dich, uns von den hohen Tugenden der Frauen zu erzählen, wie sie ihre Sinne zügeln, ihre Herzen unter vollkommener Kontrolle halten und ihre Ehemänner wie wahre Götter respektieren. Oh Heiliger, das scheint mir ebenso schwer zu sein, wie die Achtung, welche Kinder ihren Eltern entgegenzubringen haben. Ich sehe nichts Schwierigeres, als die schwer zu erringende Tugend von züchtigen Ehefrauen. Oh Brahmane, die Pflichten, welche eine Frau von gutem Betragen mit großer Sorgfalt befolgt und das Verhalten guter Söhne zu Vater und Mutter scheint mir das schwerste Unterfangen zu sein. Frauen, die nur einem Herrn zugetan sind, die immer die Wahrheit sprechen und eine Schwangerschaft für viele Monate aushalten müssen – gibt es etwas Härteres als das? Frauen entbinden unter großen Schmerzen und Gefahr und ziehen ihre Kinder mit größter Liebe auf. Wer seine Pflichten erfüllt, mag er auch in grausame Taten verwickelt sein (wie das Töten von Tieren) und sich damit allgemeinen Haß aufladen, vollbringt meiner Meinung nach etwas außerordentlich Schweres. Erzähl mir auch von den Pflichten der Kshatriya Kaste, oh Zweifachgeborener, denn es ist so hart, Tugend zu erlangen, indem man den grausamen Pflichten seiner Kaste folgt. Oh Heiliger, du kannst alle Fragen beantworten, und ich möchte deine Antworten hören. Voller Respekt warte ich auf deine Worte, oh Bester des Bhrigu Geschlechts.
Markandeya sprach:
Oh bester Mann aus dem Geschlecht des Bharata, ich werde dir alles wahrheitsgemäß beantworten, wie schwierig deine Fragen auch sein mögen. So lausche aufmerksam meinen Worten. Manche erachten die Mutter als das Höchste, andere den Vater. Die Mutter bringt die Kinder zur Welt und zieht sie groß, was schwieriger ist. Väter dagegen wünschen sich Kinder, indem sie asketische Buße üben, die Götter ehren, Kälte und Hitze ertragen, Mantras rezitieren und vieles mehr. Und wenn sie nach all den Schmerzen endlich Kinder bekommen haben, was so schwer ist, dann sorgen sie sich ständig um die Zukunft ihrer Nachkommen. Beide, Vater und Mutter, wünschen sich Ruhm, Erfolg, Wohlstand, Tugend und Nachkommen für ihre Kinder. Wer die Hoffnungen seiner Eltern erkennt, ist tugendhaft. Und mit wem die Eltern zufrieden sind, der erlangt sich ewigen Ruhm und Tugend, sowohl jetzt als auch später. Was nun die Frauen anbelangt, da sind weder Opfer noch Sraddhas oder Fasten von entscheidender Wirksamkeit. Nur durch den Dienst an ihren Ehemännern können sie sich den Himmel gewinnen. Oh Yudhishthira, denke stets daran und lausche aufmerksam, wenn ich dir nun die festgelegten Pflichten züchtiger Frauen beschreibe.