Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 149 – Hanuman erklärt die Zeitalter

Nach diesen Worten verbeugte sich der starke Bhima freudig und voller Zuneigung vor seinem Bruder Hanuman und sprach mit sanfter Stimme:
Niemand ist glücklicher als ich es bin, da ich meinen älteren Bruder geschaut habe. Mir wurde eine große Gunst erwiesen, und ich freue mich sehr über dein Erscheinen. Oh bitte, erfülle einen Wunsch von mir. Ich möchte diese unvergleichliche Gestalt von dir schauen, mit der du damals über den Ozean sprangest. Dies wird mich befriedigen, und ich werde deinen Worten vertrauen.

Lächelnd sprach da Hanuman:
Diese Gestalt von damals kannst weder du noch irgend jemand anders heute noch schauen. Zu jener Zeit waren die Erscheinungen der Dinge anders als heute. Im Krita Zeitalter hatten sie eine besondere Form, im Treta eine andere und im Dwapara wieder eine andere. Und im jetzigen Zeitalter nimmt alles ab, und auch ich habe diese Form von damals nicht mehr. Der Boden, die Flüsse, die Pflanzen und Felsen, die Siddhas, Götter und himmlischen Weisen sind stets im Einklang mit der Zeit und in Harmonie mit den Erscheinungen des jeweiligen Zeitalters. So begehre nicht, meine Gestalt von damals zu schauen. Auch ich stimme mit der Tendenz der Zeitalter überein. Denn wahrlich, die Zeit ist alles bestimmend.

Bhima sprach:
Oh erzähle mir von der Dauer der verschiedenen Zeitalter, ihren Sitten und Gebräuchen, von ihren Tugenden, Freuden und Verdiensten (Dharma, Kama, Artha), sowohl von den Handlungen, Energien, dem Leben und dem Tod darin.

Da antwortete Hanuman:
Nun, mein Kind, die Zeit, in der die eine und ewige Religion bestand, wird Krita Zeitalter genannt. In diesem Besten der Zeitalter besaß jeder religiöse Vollkommenheit, und es gab keine Notwendigkeit für religiöse Zeremonien. Die Tugend kannte keine Verminderung, und die Menschen keinen Verfall. Daher wird die Zeit damals Krita (vollkommen) genannt. (andere Version: Krita ist das Zeitalter, indem die Dinge getan waren (von Wurzel kr = getan).) Doch mit der Zeit wurde diese Periode als unbefriedigend angesehen. Es gab damals keine Götter, Dämonen, Gandharvas, Yakshas, Rakshasas oder Nagas. Es gab kein Kaufen oder Verkaufen. Die Sama, Rig und Yayus Veden existierten nicht. Es gab keine schwere Handarbeit, denn die Notwendigkeiten des Lebens kamen zu einem, wenn man daran dachte. Der einzige Verdienst bestand darin, der Welt zu entsagen. Es gab keine Krankheiten und kein Nachlassen der Sinne. Weder existierten Böswilligkeit, noch Hochmut, Heuchelei, Zwietracht, Groll, Hinterhältigkeit, Furcht, Elend, Feindschaft oder Habgier. Daher war die höchste Zuflucht der Brahmanen, das Höchste Brahma, noch allen zugänglich. Narayana erschien vollkommen weiß und war die Seele aller Wesen. Im Krita Zeitalter waren die Unterschiede zwischen Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas und Shudras noch ganz natürlich, und alle blieben bei ihren entsprechenden Pflichten. Brahma war ihre einzige Zuflucht. Alle Bräuche und Gewohnheiten waren Brahma gewidmet. Das Ziel allen Wissens war einzig Brahma und alle Handlungen dienten nur Ihm. So gewannen alle Kasten Verdienst. Das Ziel all ihrer Meditation war die Eine Seele. Es gab nur ein Mantra (OM), und nur ein höchstes Gesetz. Und obwohl die Menschen unterschiedlich waren, folgten sie alle dem einen Veda und hatten eine Religion. Gemäß ihrem Alter folgten sie den vier Lebensarten (Kindheit, Studium, Hausstand, Einsiedlertum) ohne besondere Absicht und gewannen sich alle Befreiung. Die Religion des Krita Zeitalters bestand darin, sich selbst mit Brahma in Einklang zu bringen. Und so war der Verdienst der vier Kasten auch vollkommen und jenseits der drei Qualitäten (Sattwa, Rajas und Tamas).

Nun höre von mir über das Treta Zeitalter. In dieser Periode wurden Opferzeremonien eingeführt, und der Verdienst verminderte sich um ein Viertel. Narayana nahm eine rote Farbe an. Die Menschen übten sich in Wahrhaftigkeit und führten hingebungsvoll religiöse Riten durch. So kam auch die Einhaltung von Gelübden in die Welt. Im Treta Zeitalter begannen die Menschen, sich Mittel und Wege auszudenken, um an ihre Ziele zu gelangen. Und so wurden Gedanken und Handlungen absichtlich. Doch niemals ließen sie von der Tugend ab. Sie widmeten sich der Askese und der Wohltätigkeit. Die vier Kasten führten ihre entsprechenden Pflichten und verschiedenen Riten aus.

Im Dwapara Zeitalter vermindert sich die Tugend noch einmal um ein Viertel. Narayana erscheint nun gelb, und die Veden werden in vier Teile gespalten. Manche Menschen erhalten die vier Veden, manche drei oder nur einen, und manche kennen nicht einmal den Rig Veda. Auch die Shastren wurden nun geteilt, und die (religiösen) Handlungen vervielfachen sich. Die Menschen widmen sich immer noch Askese und Gaben, doch nun sind sie vielfach von Leidenschaften beeinflußt. Da niemand mehr in der Lage ist, den vollkommenen Veda zu erfahren, wird er in viele Teile geteilt. Der Intellekt hat sich vermindert, und nur wenige sind noch in Wahrheit gegründet. Da die Menschen von der Wahrhaftigkeit abfallen, verbreiten sich Krankheit und Wollust, und aus denen folgen Plagen. Weil sie unter diesen leiden, üben die Menschen Buße. Manche opfern, weil sie sich die guten Dinge des Lebens wünschen, und andere, um den Himmel zu gewinnen. Während des Dwapara entarten die Menschen zusehends, weil ihre Frömmigkeit nachläßt.

Nun, oh Sohn der Kunti, im Kali Zeitalter bleibt nur noch ein Viertel der Tugend übrig. Dies ist das eiserne Zeitalter, und Narayana ist schwarz (dunkel). Veden, Tugend, Opfer und Gelübde verarmen. Die Itis regieren (sechs Dinge, die ungünstig für Getreide sind: Regen, Dürre, Ratten, Heuschrecken, Vögel und feindliche Nachbarkönige im Übermaß), neben Krankheiten und Mattigkeit, Zorn und anderen Mißbildungen, Naturkatastrophen, Qual und Angst vor Knappheit. So wie die Zeitalter vergehen, so vergeht auch die Tugend. Und wenn die Tugend vergeht, entarten die Kreaturen. Ihre Erscheinung verändert sich. Die Opferriten kehren sich im Laufe der Zeitalter ins Gegenteil um. Auch diejenigen, die über mehrere Zeitalter leben, gehen mit den Veränderungen konform. Und was deine Neugier anbelangt, mich zu sehen, so frage ich dich: Warum sollte ein weiser Mensch etwas Vergängliches begehren? Nun, oh du mit den langen Armen, habe ich dir über die Zeitalter erzählt, weil du mich gefragt hast. Möge dir Gutes geschehen. Kehre nun um.


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