Nach ungefähr zwei Meilen sank die zarte Draupadi erschöpft zu Boden, denn sie war es nicht gewohnt, zu Fuß zu gehen. Der Hagelsturm hatte sie noch extra geschwächt, und so hockte sich erst zitternd auf ihrem wohlgeformten Oberschenkel und stützte sich mit den rundlichen Armen vom Boden ab, um ein wenig auszuruhen. Doch dann sank sie auf einmal ganz zu Boden und wurde ohnmächtig. Nakula fing sie schnell auf und rief seinen Brüdern zu:
Draupadi mit den schwarzen Augen ist gefallen. Tröstet und versorgt sie. Sie ist mit ihrem langsamen Gang die Anstrengung nicht gewohnt und verdient kein solches Elend. Die Reise hat sie völlig erschöpft, so kommt, und tröstet sie.
Yudhishthira, Bhima und Sahadeva eilten zutiefst besorgt zu ihrer Gattin und fanden sie bleich und zitternd vor Schwäche. Da nahm der fromme König sie auf seinen Schoß und begann traurig zu klagen:
Du verdientest Leichtigkeit und süßen Schlaf in behaglichen Räumen, ein weiches Bett mit feinen Tüchern! Doch hier mußt du Schöne auf dem harten Boden liegen. Weh, wegen mir wurden deine zarten Füße ganz rauh und dunkel, wo du Lotusgesichtige doch allen Luxus haben könntest. Oh, was habe ich getan? Ich Narr gab mich dem Würfelspiele hin und wandere nun mit Draupadi durch Wälder voller wilder Tiere. Ihr Vater, der König der Drupadas, übergab seine großäugige Tochter den Pandavas in der Hoffnung, daß das gesegnete Mädchen glücklich sein würde. Nur wegen mir liegt sie hier müde, kummervoll und elend auf der Erde und hat keine Hoffnung mehr.
Während Yudhishthira noch jammerte, kamen Dhaumya und die anderen Brahmanen herzu. Sie trösteten ihn und ehrten ihn mit Segnungen. Dann zitierten sie das Mantra, welches Rakshasas vertreiben kann, und führten den entsprechenden Ritus dazu aus. Die Pandavas streichelten Draupadi währenddessen, fächelten ihre kühle Luft zu und besprenkelten sie mit Wasser. Bald tat dies alles seine Wirkung, und Draupadi kehrte langsam das Bewußtsein zurück. Yudhishthira ließ die schöne Dame auf einem Hirschfell Platz nehmen und ausruhen. Die Zwillinge massierten sanft ihre schönen Füße mit Händen, die ganz schwielig waren vom Spannen der Bogensehne.
Und wie Yudhishthira immer sanft und tröstend zu Draupadi sprach, so wandte er sich jetzt an Bhima:
Oh Bhima, vor uns liegen noch viele zerklüftete Berge voller Schnee und Eis. Wie wird Draupadi dies bewältigen, oh Langarmiger?
Und Bhima antwortete:
Oh König, ich werde sie tragen, und die Zwillinge werden mir helfen. Überlaß also deinen Geist nicht dem Zweifel, oh König der Könige. Ich kann auch auf dein Wort hin Ghatotkacha rufen, der Sohn von mir und Hidimba. Dieser Wanderer der Lüfte ist ebenso stark wie ich und kann uns alle tragen, oh du Sündenloser.
Yudhishthira war einverstanden, und so dachte Bhima an Ghatotkacha, seinen Rakshasa Sohn, welcher im selben Moment erschien. Fromm grüßte der Starkarmige die Pandavas und Brahmanen und stand dann wartend mit gefalteten Händen. Und alle umarmten ihn glücklich ob des Wiedersehens.
Dann sprach Ghatotkacha zu seinem Vater:
Du hast an mich gedacht, oh Vater, und ich kam schnell herbei, dir zu dienen. Befiehl mir nun, oh Langarmiger. Ich werde bestimmt in der Lage sein, deine Wünsche zu erfüllen.
Als Bhima dies hörte, zog er den Rakshasa liebevoll an seine Brust.