Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 74 – Der erste Erkundungsgang der Dienerin

Damayanti sprach:
Oh Kesini, geh und bring in Erfahrung, wer der unansehnliche Wagenlenker mit den kurzen Armen ist, der da beim Wagen sitzt. Oh Gesegnete und Makellose, tritt an ihn heran, sei achtsam und sprich sanfte Worte. Erkundige dich höflich nach den üblichen Dingen und präge dir alle Einzelheiten ein. Wenn ich die Zufriedenheit in meinem Geist und das Entzücken meines Herzens beachte, dann meine ich, dieser dort ist König Nala selbst. Und, du Makellose, wenn du ihn nach seinem Wohlergehen fragst, dann benutze die Worte (des Brahmanen) Parnada. Und merke dir gut, was er dir darauf antwortet, du Schöne.

So ging die Dienerin los, um den Auftrag Damayantis zuverlässig zu erledigen, während die gesegnete Damayanti von ihrer Terrasse aus alles beobachtete.

So sprach die Dienerin zu Vahuka:
Oh bester Mann, sei willkommen. Ich wünsche dir Glück! Doch höre nun die Worte Damayantis, oh Bulle unter den Männern. Wann seid ihr gestartet und warum kamt ihr her? Sag mir die Wahrheit, denn die Prinzessin von Vidharba möchte es wissen.

Vahuka antwortete ihr:
Der ruhmreiche König von Kosal hat von einem Brahmanen erfahren, daß eine zweite Gattenwahl für Damayanti stattfinden würde. Als er das gehört hatte, kam er her mit Rossen, die so schnell wie der Wind sind und in der Lage, einhundert Yojanas weit zu laufen. Ich bin sein Wagenlenker.

Kesini fragte weiter:
Wer ist der dritte Mann, der mit euch kam? Und wessen Sohn bist du? Wie kam es, daß du diese Arbeit übernahmst?

Darauf sprach Vahuka:
Nun, der, nachdem du dich erkundigt hast, war der Wagenlenker von König Nala, den alle unter dem Namen Varshneya kennen. Nachdem Nala sein Königreich verlassen hat, oh du Schöne, ging er zu Rituparna. Auch ich bin mit Pferden wohlvertraut und wurde daher zum Wagenlenker ernannt. Tatsächlich hat mich Rituparna selbst als sein Wagenlenker und Koch erwählt.

Da freute sich Kesini und sprach:
Vielleicht weiß Varshneya, wohin Nala gegangen ist und hat dir davon erzählt, oh Vahuka.

Doch Vahuka antwortete ihr:
Nachdem Varshneya die Kinder Nalas hergebracht hatte, ging er seiner eigenen Wege. Er weiß nicht, wo König Nala ist. Niemand weiß, oh Ruhmreiche, wo Nala sich aufhält, denn der König wandert ohne seine natürliche Schönheit unerkannt umher. Nur Nala selbst kennt Nala, und sie, die seine zweite Hälfte ist. Er enthüllt niemandem die Zeichen seiner Identität.

Nun antwortete Kesini:
Der Brahmane, der damals nach Ayodhya ging, sprach wiederholt diese Worte, die den Lippen einer gewissen Frau entstammen: „Oh geliebter Spieler, wohin bist du gegangen, nachdem du mir das halbe Kleid abschnittest und mich verließest, als deine geliebte und dir hingegebene Gemahlin im Walde schlief? Als ob er es ihr befohlen hätte, wartet sie auf ihn in ihrem halben Kleid und brennt Tag und Nacht im Kummer. Oh König, oh Held, gib ihr nach, denn sie beweint unablässig ihr Elend. So antworte ihr, oh du Ruhmreicher. Sprich liebe Worte zu ihr, denn die Schuldlose sehnt sich danach, sie zu hören.“ – Als du damals dem Brahmanen zuhörtest, gabst du ihm Antwort. Die Prinzessin von Vidharba wünscht, deine Worte von damals noch einmal zu hören.

Da schmerzte Nalas Herz erneut und seine Augen füllten sich mit Tränen. Doch er unterdrückte seine Qual und gab ihr die gewünschte Antwort mit tränenerstickter Stimme und im Innern brennend vor Kummer:
Edle Damen beschützen sich selbst in der größten Not und sichern sich damit den Himmel. Auch wenn edle Damen von ihren Ehemännern getrennt sind, werden sie niemals ärgerlich, sondern leben weiter in die Rüstung ihrer Tugend gehüllt. Sie sollte nicht zürnen, denn sie verließ ein Elender ohne Vernunft und Glück. Eine tugendhafte Dame sollte nicht wütend sein auf einen, der im Elend brennt und den die Vögel seines letzten Kleides beraubten, als er nach Nahrung suchte. Ob nun schlecht oder gut behandelt, wenn eine Dame ihren Ehemann in dieser Notlage sieht, ohne Königreich, ohne Wohlstand, von Hunger gequält und Kummer übermannt, dann sollte sie ihm vergeben.

Doch als er diese letzten Worte sprach, konnte König Nala seine Tränen nicht länger zurückhalten und begann, heftig zu weinen. Kesini eilte schnell zurück zu Damayanti und berichtete alles Gesprochene und auch, wie Vahuka in Tränen ausgebrochen war.


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