Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Arjuna Bhigamana Parva

Kapitel 12 – Die Pandavas bekommen Besuch

Vaisampayana erzählte:
Als die Bhojas, Vrishnis und Andhakas von der Verbannung der Pandavas erfuhren, besuchten sie die nun kummervoll im großen Walde lebenden Helden. Alle Blutsverwandten des Königs von Panchala, sowie Dhrishtadyumna, der König der Chedis, und die gefeierten und mächtigen Brüder Kaikeyas kamen mit zornig lodernden Herzen, um die Söhne der Pritha zu sehen. Sie fragten: „Was können wir tun?“, und ließen sich mit Krishna Vasudeva als ihrem Anführer rings um den gerechten Yudhishthira nieder. Nachdem sie alle respektvoll gegrüßt hatten, ergriff Krishna das Wort.

Krishna sprach traurig:
Die Erde wird das Blut von Duryodhana, Karna, Dushasana und dem hinterhältigen Shakuni trinken. Wir werden sie in der Schlacht schlagen, ihre Anhänger und königlichen Verbündeten besiegen und Yudhishthira, den Gerechten, auf den Thron setzen. Die Hinterlistigen verdienen es, geschlagen zu werden, denn dies entspricht der ewigen Moral.

Vaisampayana fuhr fort:
So wurde Janarddana (Krishna) ärgerlich über all das den Pandavas angetane Unrecht, und schien in eine Leidenschaft zu verfallen, die alle geschaffenen Dinge verbrennen konnte. Doch Arjuna bemühte sich sogleich, ihn zu besänftigen. Er begann, dem zürnenden Kesava all seine wunderbaren Taten zu erzählen, die jener in früheren Leben als die Seele aller Dinge vollbracht hatte, er, der Unermeßliche, der Ewige, von ursprünglicher Energie, der Herr von Prajapati selbst, der oberste Herrscher der Welten, Vishnu voll tiefster Weisheit.

Arjuna sprach:
Oh Krishna, vor langer Zeit wandertest du für zehntausend Jahre durch die Gandhamadana Berge als Muni, der dort zu Hause war, wo ihn die Nacht überraschte. Auch lebtest du nur von Wasser für elftausend Jahre am See Pushkara. Oh Vernichter von Madhu, hundert Jahre standest du mit erhobenen Armen und auf einem Bein auf dem Berg Vadari und lebtest nur von Luft. Du entledigtest dich deiner Oberbekleidung, dein Körper war abgemagert und bestand nur noch aus einem Bündel Venen, als du am Ufer der Sarasvati ein Opfer für zwölf Jahre durchführtest. Oh mächtiger und energetischer Krishna, du folgtest deinem Eid und standest für tausend himmlische Jahre auf einem Bein in der Ebene von Prabhasa, welche die Tugendhaften noch heute besuchen. Vyasa lehrte mich, daß du die Ursache der Schöpfung und ihr Erhalter bist. Oh Kesava, Herr von Kshetra (dem Feld der Handlungen: Bewußtsein, Intellekt, das Unmanifeste, die zehn Sinne, die fünf Sinnesobjekte usw.), du bewegst den Geist aller, bist Anfang und Ende aller Dinge. Auf dir beruht alle Askese. Du bist die Verkörperung aller Opfer und ewig. Du besiegtest den Dämon Naraka, diesen ersten Nachkommen der Erde, führtest mit ihm (als Opfertier) das erste Pferdeopfer durch und bekamst seine Ohrringe. Oh Bulle aller Welten, nach dieser Tat warst du allseits siegreich. Du schlugst die Daityas und Danavas in der Schlacht, übergabst dem Herrn von Sachi (Indra) die Herrschaft über das Universum, und nahmst deine Geburt unter Menschen, du Starkarmiger. Oh Bezwinger aller Feinde, du glittest über die Urwasser und wurdest Hari (der fruchtbare Samen, der sich ins ganze weite Universum ausbreitet), Brahma, Surya, Dharma, Dhatri, Yama, Anala, Vayu, Vaishravana, Rudra und Kala, das Firmament, die Erde und die zehn Himmelsrichtungen. Du selbst bist unerschaffen. Du bist der Herr aller beweglichen und unbeweglichen Dinge und der Schöpfer von allem, oh Beste aller Existenzen. Im Walde Chaitraratha erfreutest du mit deinem Opfer den Gott der Götter, den Höchsten der Hohen, oh du Töter von Madhu mit der unermeßlichen Energie. In jedem deiner Opfer gabst du, oh Janarddana, Gold über Gold. Wir kennen dich als Sohn der Aditi und als jüngeren Bruder von Indra (Vishnu), du Edler mit den höchsten Eigenschaften. Oh Krishna, schon als Kind fülltest du mit nur drei Schritten Himmel, Firmament und Erde mit deiner Energie aus. Als du, oh alldurchdringende Seele, Himmel und Firmament bedecktest, wohntest du im Körper der Sonne und bedrängtest sie mit deinem eigenen Glanz. In deinen Inkarnationen schlugst du bei tausenden Gelegenheiten die sündigen Horden der Dämonen. Du zerschnittest die Schlingen des Dämon Mura, vernichtetest Nisunda und Naraka und sichertest damit den Weg nach Pragjyotisha. Du hast Ahvriti in Jaruthi getötet, auch Kratha und Sisupala mit ihren Gefolgsleuten, nebst Jarasandha, Saivya und Satadhanwan. Mit deinem donnernden und sonnengleichen Wagen gewannst du dir (deine Ehefrau Rukmini,) die Tochter des Bhoja Königs (Bhishmaka), indem du ihren Bruder Rukmi in der Schlacht besiegtest. In deinem Zorn schlugst du Indradyumna und den Yavana namens Kaseruman (wahrscheinlich König Kalayavana). Du bekämpftest Salwa, den Herrn von Saubha, und zerstörtest seine Stadt. Sie alle wurden von dir in der Schlacht besiegt. Und noch mehr Namen nenne ich dir nun, höre sie: In Iravati schlugst du die beiden Bhojas Gopati und Talaketu, die Kartavirya (dem Kriegsgott) in der Schlacht glichen. Du hast die heilige Stadt Dwaraka eingenommen. Mit all ihren Reichtümern ist sie sogar den Rishis angenehm, oh Janarddana. Doch am Ende wirst du sie im Ozean versenken. Oh Madhu Vernichter, in dir gibt es keine Hinterhältigkeit, denn du bist ohne Ärger, Neid, Unwahrheit und Grausamkeit. Du kennst keine Vergänglichkeit und so kommen die Rishis zu dir, wie du in deiner Herrlichkeit auf heiligem Boden sitzt, um bei dir Zuflucht zu suchen. Du stehst am Ende des Yuga, ziehst alles zusammen und nimmst das Universum in dich zurück, du Vernichter aller Feinde. Und zu Beginn des Yuga entsprang deinem Lotusnabel Brahma, der Herr aller belebten und unbelebten Dinge, welcher das gesamte Universum ist. Als die furchtbaren Danavas Kaitava und Madhu den Entschluß faßten, Brahma zu töten, da gerietest du über ihre respektlose Absicht in Zorn und aus deiner Stirn, oh Hari, kam Sambhu (Shiva) mit dem Dreizack. Aus deinem Körper kamen diese beiden höchsten Götter, um deine Absichten zu vollbringen. Das hat mir Narada selbst gesagt. Oh Narayana, im Chaitraratha Wald zelebriertest du ein großes Opfer mit vielfachen Riten und reichlichen Gaben. Oh du Gott mit den Lotusaugen, deine Taten als Knabe kommen aus deiner Macht, und was du mithilfe deines Bruders Balarama vollbrachtest, wurde nie zuvor von anderen getan, und wird auch in Zukunft nie von anderen getan werden können. Du lebtest sogar in Begleitung von Brahmanen auf dem Kailash!

Nach diesen Worten antwortete Krishna dem Sohn der Pritha, und seine Worte ließen Arjuna, welcher die Seele Krishnas war, sprachlos werden:
Du bist mein und ich bin dein. Alles, was mein ist, ist auch dein. Wer dich haßt, haßt auch mich. Wer dir folgt, folgt auch mir. Oh du Unbezähmbarer, du bist Nara und ich bin Narayana. Wir sind die beiden Rishis, welche für einen bestimmten Zweck in die Welt der Menschen kamen. Oh Partha, du kommst aus mir und ich aus dir. Und niemand kann den Unterschied zwischen uns verstehen.

Draupadis Klage

Nach diesen Worten des ruhmreichen Kesava inmitten all der tapferen und zornig erregten Könige trat Draupadi mit ihrem Bruder Dhristadyumna an den Lotusäugigen heran. Sie sehnte sich nach Trost und wandte sich mit erregter Stimme an Krishna, dieser Zuflucht von allen.

Draupadi sprach:
Asita und Devala haben gesagt, daß die Weisen dich als einzigen Prajapati und Schöpfer aller Welten kennen. Oh du Unbezähmbarer, Jamadagni sagte, daß du Vishnu bist, (die Verkörperung) der Opfergabe, des Opfernden und der Empfänger aller Opfer. Oh bester Mensch, die Rishis nennen dich Vergebung und Wahrheit. Kasyapa sagte, daß du das Opfer bist, welches aus der Wahrhaftigkeit kommt. Oh du Hoher, Narada nennt dich den Gott der Sadhyas und Shivas, den Schöpfer und Herren aller Dinge. Oh du Tiger unter den Menschen, immer wieder vergnügst du dich mit den Göttern wie Brahma, Shankara und Shakra, gerade wie Kinder freudig mit ihren Spielzeugen spielen. Das Firmament wird von deinem Haupt bedeckt und die Erde von deinen Füßen. Die Welten sind dein Leib, und du bist ewig. Mit den Rishis, welche durch die vedische Tradition und Askese geheiligt sind, die ihre Seelen mit Buße gereinigt haben und die durch Selbsterkenntnis zufrieden sind, gehörst du zu den Besten aller Wesen. Oh du vorzüglicher Mann, du bist die Zuflucht aller königlichen Weisen, die tugendhaft handeln, niemals dem Kampf den Rücken kehren und fähig sind. Du bist der Herr, bist allgegenwärtig, die Seele aller Dinge und die aktive, erhaltende Kraft von allem. In dir sind die Herrscher der sieben Welten, die Welten selbst, die Sternenkonstellationen, die Himmelsrichtungen, das Firmament, der Mond und die Sonne gegründet. Auch die Sterblichkeit der Geschöpfe und die Unsterblichkeit des Universums sind in dir, oh Starkarmiger, gegründet. Du bist der Höchste Herr aller himmlischen und irdischen Wesen. Und weil du für mich Mitgefühl empfindest, werde ich dir meine Sorgen erzählen.

Oh Krishna, wie konnte eine wie ich, die Ehefrau der Pandavas, die Schwester von Dhrishtadyumna und dir lieb, gewaltsam in die Versammlungshalle gezogen werden? Während meiner Periode, mit Blut verunreinigt, mit nur einem Kleidungsstück bedeckt, am ganzen Körper zitternd und weinend schleifte man mich zum Hofe der Kurus. Und dort, vor allen Königen, lachten die gemeinen Söhne Dhritarashtras über mich. Obwohl die Söhne Pandus, der Panchalas und Vrishnis noch am Leben sind, wagten sie es, mich zu ihrer Sklavin machen zu wollen. Oh Krishna, ich bin nach der Tradition sowohl die Schwiegertochter von Dhritarashtra als auch von Bhishma. Und doch wollten sie mich in die Sklaverei zwingen. Ich schreibe die Schuld hierfür den Pandavas zu, denn sie sind mächtige und vorzügliche Krieger und schauten unbewegt zu, als ihre eigene, weithin berühmte Gattin so grausam behandelt wurde. Oh Schande über den mächtigen Bhima und über Arjuna mit seinem Gandiva, denn sie beide litten es, daß ich von gemeinen Männern geschändet wurde. Oh Janarddana, der auch noch so schwache Ehemann muß seine angetraute Gattin beschützen – dies ist die ewige Pflicht, welcher die Tugendhaften folgen. Denn wenn man seine Ehefrau beschützt, beschützt man seine Kinder. Und wer seine Kinder beschützt, beschützt sich selbst. Die Kinder bringt die Gattin zu Welt und wird dafür Jaya genannt. Auch die Frau sollte ihren Herrn beschützen, denn sie weiß, daß er seine Geburt in ihrem Leib nehmen wird. Die Pandavas stoßen niemals jemanden zurück, wenn sie um Schutz gebeten werden. Doch mir halfen sie nicht, als ich flehte. Ich habe meinen fünf Ehemännern fünf außerordentlich energetische Söhne geboren: Prativindhya von Yudhishthira, Sutasoma von Vrikodara, Srutakirti von Arjuna, Satanika von Nakula und Srutakarma vom Jüngsten. Schon um ihretwillen war es nötig, mich zu beschützen. Niemand kann die Energie meiner Gatten anzweifeln. Sie sind alle mächtige Krieger, oh Krishna, wie auch dein Sohn Pradyumna. Sie sind hervorragende Bogenschützen und unbesiegbar in der Schlacht. Warum ertrugen sie das Unrecht, welches mir die verachtenswert schwachen Söhne Dhritarashtras antaten? Die Pandavas wurden im Spiel getäuscht, verloren ihr Königreich und wurden zu Dienern, während ich in die Halle gezerrt wurde mit nur einem Kleid und während meiner Periode. Pfui auf Gandiva, den niemand außer Arjuna, Bhima und dir, oh Vernichter von Madhu, spannen kann. Pfui auf die Stärke Bhimas und den Heldenmut Arjunas, denn Duryodhana atmet immer noch.

Er hat schon einmal die arglosen Pandavas mit ihrer Mutter aus dem Reich getrieben, als sie noch Jünglinge waren und sich Studium und Gelübden widmeten. Es ist gräßlich, darüber zu reden. Doch es war dieser sündhafte Lump, der Bhima eine volle Dosis Gift unters Essen mischte. Nur, oh Janarddana, Bhima verdaute das Gift ohne einen Schaden davonzutragen und seine Tage waren nicht geendet. Und, oh Krishna, es war Duryodhana, welcher am Banian Baum Pramana in der Nähe des Hauses stand und den ahnungslos schlafenden Bhima fesselte und ihn in die Ganga warf. Dann ließ er ihn untergehen und ging in die Stadt zurück. Doch der starke Bhima erwachte, zerriß mit seinen mächtigen Armen die Stricke und erhob sich aus dem Wasser. Duryodhana ließ giftige schwarze Kobras auf Bhima los, doch jener starb nicht. Erwachend zerquetschte er die Schlangen und tötete mit seiner linken Hand den geliebten Wagenlenker von Duryodhana. Er ließ Feuer legen in dem Haus in Varanavata, wo die Mutter mit ihren Kindern schlafend lag, weil er sie töten wollte. Wer ist nur in der Lage, so etwas zu tun? Als diese Katastrophe geschah, schrie Kunti inmitten der Flammen panisch auf und rief zu ihren Kindern: „Weh, ich bin verloren! Wie kann ich diesem Feuer entkommen? Weh, meine Kinder und ich werden sterben!“ Da beruhigte Bhima mit den starken Armen und dem stürmischen Mut wie der Wind seine ruhmreiche Mutter und auch seine Brüder. Er sagte: „Ich werde mich wie Garuda, der König der Vögel, in die Lüfte erheben. Habt keine Angst vor dem Feuer.“ Und er nahm seine Mutter auf seine linke Hüfte, den König auf die rechte, die Zwillinge auf die Schultern und Vivatsu auf den Rücken und entkam mit einem Sprung den Flammen. So rettete der mächtige Vrikodara sie alle aus der Gefahr und trug sie in den Wald von Hidimba. Als alle ermattet schliefen, kam eine Rakshasa Frau zu ihnen, die Bhima als ihren Herrn begehrte. Sie nahm seine Füße in ihren Schoß und massierte sie sanft mir ihren weichen Händen. Da erwachte der unermeßlich starke Bhima und fragte sie: „Oh du mit den makellosen Gesichtszügen, was ist dein Begehr?“ Die Rakshasa Dame, welche übrigens ihre Gestalt nach Belieben ändern konnte, antwortete ihm: „Ihr müßt diesen Ort schnell fliehen. Mein starker Bruder wird kommen und euch alle töten. So zaudert nicht und eilt schnell davon.“ Doch Bhima sprach stolz und selbstsicher: „Ich fürchte ihn nicht. Wenn er kommt, werde ich ihn töten.“ Dieses Gespräch hörte der nahende Kannibale, welcher zu den scheußlichsten seiner Art zählte. Er hatte eine gräßlich Gestalt und brüllte laut: „Oh Hidimba, mit wem sprichst du dort? Bring ihn sofort her, damit ich ihn essen kann.“ Doch die liebende Rakshasa Dame mit dem schönen Gesicht und dem reinen Herzen antwortete ihrem Bruder nicht. Da stürmte das menschenfressende Monster mit heftiger Gewalt und schrecklichem Gebrüll gegen Bhima an. Wütend ergriff er Bhimas Hand, ballte die Faust und ließ sie, so hart wie der Donner und so schnell wie der Blitz von Indra, auf Bhima niedersausen. Doch dies erzürnte Bhima nur, und es begann ein heftiger Zweikampf zwischen den beiden erfahrenen Kämpfern, welcher dem Kampf von Vasava und Vritra glich. Oh du Sündenloser, nach langem, spielerischem Ringen tötete der mächtige Bhima den Kannibalen, als jener schwach und müde geworden war. Bhima zeugte mit Hidimba seinen Sohn Ghatotkacha, und sie reisten weiter nach Ekachakra in Begleitung vieler Brahmanen. Zu dieser Reise hatte ihnen der wohlwollende Vyasa geraten. In Ekachakra schlugen die Pandavas mit ihren strengen Gelübden noch einen mächtigen Menschenfresser namens Vaka, der genauso schrecklich wie Hidimba war. Und dann gingen sie in die Stadt von Drupada. Oh Krishna, wie du Rukmini gewannst, die Tochter von Bhishmaka, so gewann mich Arjuna bei der Gattenwahl, nachdem er eine herausragende Tat vollbracht und mit all den Königen dort gekämpft hatte.

Nun, oh Krishna, lebe ich voller Sorgen und kummervoll wie die anderen unter der Führung von Dhaumya, doch ich vermisse die Gesellschaft der verehrten Kunti. Warum sitzen hier all die starken und heldenhaften Löwen gleichgültig herum und schauen zu, wie mich verabscheuungswürdige Feinde bedrängen? Warum muß ich so lange leiden, nachdem mir Unrecht geschah von schwachen, üblen und hinterhältigen Feinden? Ich wurde in einem edlen Geschlecht geboren und kam auf außergewöhnliche Weise in die Welt. Ich bin die geliebte Ehefrau der Pandavas und Schwiegertochter des ruhmreichen Pandu. Ich bin eine vorbildliche Gattin und meinen Ehemännern zutiefst ergeben. Wie konnte es geschehen, daß man mich an meinen Haaren ergriff, oh Krishna, und das vor den Augen der Pandavas, von denen jeder einem Indra gleicht?

Nach diesen Worten verhüllte die mild sprechende Draupadi traurig das Gesicht mit ihren sanften Lotushänden und weinte bittere Tränen, welche ihren tiefen, runden, anmutigen und glücksverheißenden Busen benetzten. Sie rieb ihre Augen, seufzte tief und sprach ärgerlich mit stockender Stimme weiter:
Ich habe keine Gatten, Söhne, Freunde, Brüder oder Vater. Nicht einmal dich habe ich, oh Vernichter von Madhu, denn du sitzt unbewegt und schaust zu, wie mich niedere Gegner grausam quälen. Die Demütigung durch Karnas Spott ist für mich unerträglich und nicht zu lindern. Dabei verdiene ich es auf vierfache Weise, von dir beschützt zu werden: wegen unserer Verwandtschaft, aus Respekt und Freundschaft und wegen deiner Herrschaft.

Da sprach Vasudeva inmitten aller versammelten Helden zur weinenden Draupadi:
Oh schöne Dame, die Ehefrauen derer, wegen denen du zürnst, werden bald ebenso weinen, wenn sie ihre Gatten tot und blutüberströmt auffinden, mit den Pfeilen von Arjuna gespickt. Weine nicht, Dame, denn ich werde alles tun für die Söhne des Pandu. Ich verspreche dir, du wirst wieder die Königin von Königen sein. Die Himmel mögen fallen, der Himavat sich spalten, die Erde sich teilen oder der Ozean austrocknen, doch meine Worte werden niemals vergebens sein.

Da schaute Draupadi matt auf ihren dritten Ehemann, Arjuna, und jener sprach zu ihr:
Oh du mit den schönen, dunklen Augen, sei nicht traurig. Du Ruhmreiche, es wird geschehen, wie Krishna es sagt. Es kann niemals anders sein, du Schöne.

Und Dhrishtadyumna sprach:
Ich werde Drona töten, und Sikhandin deinen Großvater. Bhimasena wird Duryodhana töten, und Dhananjaya Karna. Oh Schwester, Rama und Krishna werden uns helfen, und so werden wir unbesiegbar sein in der Schlacht. Wer sind die Söhne Dhritarashtras?

Nach diesen Worten blickten alle Helden auf Vasudeva, welcher nun das Wort an sie alle richtete.


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