Dhritarashtra sprach:
Oh weiser Muni, es ist gerade so, wie du sagst. Ich weiß es ebenso wie all diese Könige hier. Was du als nützlich und gut für die Kauravas benennst, haben auch schon Vidura, Bhishma und Drona aufgezeigt. Und wenn ich deine Gunst verdiene und du den Kurus freundlich gesinnt bist, dann ermahne du meinen üblen Sohn Duryodhana.
Vyasa sprach:
Oh König, sieh nur, der heilige Rishi Maitreya kommt zu uns, nachdem er die Pandava Brüder im Wald besucht hat. Der mächtige Rishi wird deinen Sohn warnen zum Wohle dieses Geschlechts. Dem Weisen sollte ohne zu zweifeln gehorcht werden, andernfalls wird sich dein Sohn mit einem Fluch beladen.
Vaisampayana fuhr fort:
Nach diesen Worten ging Vyasa davon, und Maitreya erschien vor dem König. Der König und sein Sohn empfingen den vom Wandern müden Rishi mit allem Respekt und boten ihm Arghya und alle anderen Riten an. Ehrfürchtig sprach dann König Dhritarashtra zum Weisen: „Oh Heiliger, war deine Reise aus Kurujangala angenehm? Leben die fünf Pandava Helden ohne Sorgen? Beabsichtigen sie, ihren Eid einzuhalten? Und wird die Bruderliebe unter den Kauravas je beeinträchtigt werden?“
Maitreya sprach:
Auf meiner Pilgerreise zu verschiedenen heiligen Orten kam ich nach Kurujangala und erblickte unerwartet Yudhishthira, den Gerechten, in den Wäldern von Kamyaka. Und, oh du Hoher, viele Munis waren gekommen, um ihn zu sehen, wie er im asketischen Asyl lebt mit verfilzten Locken und Kleidern aus Hirschfell. Dort erfuhr ich vom gräßlichen Fehler, den deine Söhne begingen und von der Katastrophe und der schrecklichen Gefahr, welche sie wegen des Würfelspiels nun bedroht. Deswegen kam ich zu dir, denn meine Zuneigung zu dir ist groß, und ich freue mich an dir und dem Wohle der Kauravas. Oh König, es ist nicht angebracht, daß deine Söhne untereinander streiten, zumal du und Bhishma leben. Du bist, oh König, das Joch, welches die Bullen führen sollte. Du bist kompetent zu belohnen und zu strafen. Warum übersiehst du dieses große Übel, welches uns alle überkommen wird? Oh du Nachfahre der Kurus, wegen dieser gräßlichen Taten, die an deinem Hofe begangen wurden, als ob hier gemeine Verbrecher leben, denken die Asketen nicht gut von dir.
Dann wandte sich Maitreya an den zornvollen Prinzen Duryodhana und sprach liebevoll zu ihm:
Oh Duryodhana mit den starken Armen, du bester, redegewandter Mann, du Ruhmreicher, beachte meine Worte, die ich zu deinem Wohle spreche. Oh König, suche keinen Streit mit den Söhnen Pandus. Du Bulle unter den Männern, strebe nach dem, was für dich, die Pandavas, die Kauravas und auch für die ganze Welt gut ist. All diese Tiger unter den Männern sind heldenhafte Krieger in der Schlacht, haben die Kraft von tausend Elefanten, Körper so hart wie der Donner, halten fest an ihren Versprechen und sind stolz auf ihre Männlichkeit. Sie haben die Feinde der Himmlischen geschlagen, und solche Rakshasas wie Hidimba und Kirmira, die jede Gestalt nach Belieben annehmen können. Als diese Hochbeseelten von hier fortgingen, versperrte dieser Rakshasa mit der furchtbaren Seele ihren nächtlichen Pfad wie ein unbeweglicher Berg. Doch der starke Bhima tötete kampfesfreudig das Monster, wie ein Tiger leicht ein schlankes Reh reißt. Erinnere dich daran, oh Prinz, wie Bhima auf ihrem Eroberungsfeldzug Jarasandha im Zweikampf schlug, welcher an Kraft zehntausend Elefanten glich. Sie sind mit Vasudeva verwandt und haben den Sohn von König Drupada zum Schwager. Wer es wagt, sich mit ihnen in der Schlacht zu messen, wird zum Ziel von Krankheit, Schwäche und Tod. Oh Bulle des Bharata Geschlechts, es möge Frieden zwischen dir und den Pandavas sein. Folge meinem Rat und übergib dich nicht der Gefahr.
Doch nach dieser Ermahnung von Maitreya schlug sich Duryodhana auf seinen prächtigen Oberschenkel und scharrte lächelnd mit dem Fuß auf dem Boden. Er sprach kein Wort und ließ den Kopf hängen. Diese Beleidigung, nämlich stumm auf dem Boden herumzuscharren, machte Maitreya zornig. Und wie vom Schicksal beauftragt, beschloß dieser Beste der Munis, Duryodhana zu verfluchen. Mit roten Augen berührte der Muni Wasser und sprach zum übelgesinnten Sohn von Dhritarashtra:
Indem du dich kränkend weigerst, meinen Worten zu folgen, sollst du bald die Früchte deiner Unverschämtheit ernten. In der großen Schlacht, die deinen Schandtaten folgt, wird der mächtige Bhima diesen deinen Oberschenkel mit seiner Keule zerschmettern.
Sogleich besänftigte Dhritarashtra den Weisen und bat ihn, das Gesagte ungeschehen zu machen. Doch Maitreya sprach:
Oh König, wenn dein Sohn mit den Pandavas Frieden schließt, wird mein Fluch keine Wirkung haben. Ansonsten wird geschehen, was ich sprach.
Doch nun wünschte Dhritarashtra zu erfahren, wie stark denn Bhima wirklich sei, und erkundigte sich bei Maitreya:
Wie wurde Kirmira von Bhima getötet?
Und Maitreya antwortete:
Ich werde nicht länger zu dir sprechen, oh König, denn dein Sohn achtet meine Worte nicht. Ich gehe, und Vidura wird dir alles erzählen.
Sprach’s und verließ den Palast. Und auch Duryodhana verließ mißstimmig die Halle, nachdem er von Kirmiras Tod durch Bhimas Hand vernommen hatte.
Hier endet mit dem 10.Kapitel das Aranyaka Parva des Vana Parva im gesegneten Mahabharata.