Pushpak Mahabharata Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 58 – Vidura holt die Pandavas nach Hastinapura

Vaisampayana fuhr fort:
So folgte Vidura gegen seinen Willen dem Befehl des Königs. Er nahm sich willige Pferde von großer Kraft und Schnelligkeit, welche ebenso geduldig wie ausgeglichen waren, und reiste zur Heimstatt der Söhne Pandus. Er kam in die Stadt und begab sich unter den Ehrerbietungen zahlloser Brahmanen zum Palast. Sogleich trat der kluge und tugendhafte Vidura in diesem wundervollen Haus, welches der Heimstatt Kuveras glich, vor Yudhishthira hin. Der ruhmreiche, wahrhafte und feindlose Ajamida grüßte Vidura ehrfürchtig und erkundigte sich sogleich nach König Dhritarashtra und seinen Söhnen.

Yudhishthira sprach:
Oh Khatta, dein Geist scheint mir freudlos zu sein. Kommst du in Frieden und Glück zu uns? Ich hoffe, die Söhne Dhritarashtras sind ihrem alten Vater gehorsam? Und das Volk folgt gern der Herrschaft des Königs?

Daraufhin übermittelte Vidura seine Botschaft:
Dem ruhmreichen König nebst seinen Söhnen geht es wohl, und von seinen Verwandten umgeben regiert er wie Indra selbst. Der König ist glücklich mit seinen folgsamen Söhnen, kennt keine Sorgen und widmet sich der Vergrößerung seines eigenen Ruhmes. Er befahl mir, dich zu grüßen und mich nach deinem Wohlergehen zu erkundigen, und bittet dich, nach Hastinapura zu kommen, um König Dhritarashtras neu erbauten Palast zu besichtigen. Gern möchte er wissen, ob er dem deinen gleicht. So begib dich mit deinen Brüdern dorthin, erfreu dich an dem Haus und nimm an einem freundschaftlichen Würfelspiel teil. Wir werden froh sein, wenn du kommst, denn alle Kurus sind schon da. Auch all die Spieler und Wetteifrigen hat der ruhmreiche König schon bestellt, du wirst die Mogler alle treffen. Deswegen kam ich her, oh König. Stimme nun dem Befehl des Königs zu.

Yudhishthira gab zu bedenken:
Aber Khatta, wenn wir uns zu einem Würfelspiel niedersetzen, kann es zum Streit kommen. Welcher kluge Mann würde daher einem Spiel zustimmen? Was denkst du, was das Beste für uns ist? Wir folgen deinem Rat.

Vidura sprach:
Ich weiß, daß Wetten und Spielen die Wurzel von Desaster ist, und habe wirklich versucht, den König davon abzubringen. Und doch schickt er mich zu dir. Nun weißt du alles, oh Kluger. Tu, was richtig ist.

Yudhishthira erkundigte sich:
Welche unehrlichen Spieler sind außer den Söhnen Dhritarashtras noch zum Spiel versammelt? Sag uns, Vidura, wer es ist, gegen den wir unsere Schätze setzen müssen.

Vidura antwortete:
Oh Monarch, es sind Shakuni, der König von Gandhara und ein Meister im Würfeln, mit großem Geschick in der Hand und unerbittlich im Einsatz, dann noch Vivingshati, König Chitrasena, Satyavrata, Purumitra und Jaya.

Yudhishthira sprach:
Es scheint, daß sich dort die verzweifeltsten und härtesten Spieler versammelt haben, welche immer auf Betrug bauen. Nun, das ganze Universum gehorcht dem Willen des Schöpfers und der Kontrolle des Schicksals. Es ist nicht frei, oh Gelehrter. Ich wünsche wahrlich nicht zu spielen, auch nicht auf Geheiß von König Dhritarashtra. Doch der Vater möchte immer das Nützliche für den Sohn. Du bist unser Meister, oh Vidura. Sag, was wäre gut für uns? Ich möchte nicht spielen und werde es nicht tun, solange mich der hinterhältige Shakuni in der Sabha nicht fordert. Doch wenn er mich fordert, werde ich nicht entfliehen. Das habe ich auf ewig geschworen.

(Buitenen:
Höchst gefährliche Spieler wurden zusammengesucht, die ganz sicher mit Hexentricks spielen. Doch diese Welt folgt dem Plan des Schöpfers – so weigere ich mich nicht, mit ihnen zu spielen. Wenn es König Dhritarashtras Befehl ist, werde ich das Spiel nicht ablehnen, denn der Sohn respektiert immer den Vater. Ich werde tun, wie du es mir sagst, oh Vidura. Ich bin nicht grundsätzlich gegen das Spiel mit Shakuni, denn nicht umsonst wird er mich rücksichtslos in der Sabha fordern. Und einmal gefordert, werde ich nicht ausweichen, denn das habe ich auf ewig geschworen.)

Vaisampayana erzählte weiter:
Nach diesen Worten befahl Yudhishthira, unverzüglich mit den Vorbereitungen für die Reise zu beginnen. Und am nächsten Tag begab sich der König mit seinen Brüdern, Dienern und allen Frauen des Haushaltes mit Draupadi in ihrer Mitte in die Hauptstadt der Kurus. Mit den Worten: „Wie ein greller Strahl unsere Augen blendet, so entzieht uns das Schicksal die Vernunft. Und der Mensch fügt sich in die Herrschaft der Vorsehung, als ob er mit einem Seil gebunden wäre.“, begann König Yudhishthira, dieser Bezwinger seiner Feinde, mit Vidura die Reise, ohne über die Vorladung Dhritarashtras weiter nachzusinnen. Der Sohn von Pandu und Pritha war in königliche Roben gehüllt und bestieg den Wagen, welchen er vom König von Valhika als Geschenk erhalten hatte. So begann er mit seinen Brüdern den von der Zeit befohlenen Marsch, strahlend im königlichen Glanze und mit vielen Brahmanen, die ihm vorangingen. In Hastinapura angekommen, betrat er den Palast Dhritarashtras, um sich vor dem König zu beugen. Danach grüßte er Bhishma, Drona, Karna, Kripa und den Sohn Dronas, umarmte alle und wurde von allen umarmt. Als nächstes trat der Starkarmige mit dem großen Heldenmut vor Somadatta, Duryodhana, Shalya, den Sohn von Suvala und all die anderen Könige, die sich bereits versammelt hatten. Danach grüßte der König den tapferen Dushasana und all die anderen Brüder, Jayadratha und einen Kuru nach dem anderen. Schließlich trat der Starkarmige mit seinen Brüdern in die inneren Gemächer des weisen Dhritarashtra ein, und traf dort die allseits ihrem Herrn folgsame Gandhari mit ihren Schwiegertöchtern, als ob Rohini von vielen Sternen umgeben wäre. Er grüßte Gandhari und wurde von ihr gesegnet. Danach begab er sich nochmals zum bejahrten Dhritarashtra, dem ruhmreichen Monarchen, dessen Weisheit sein Auge war. Dhritarashtra roch an den Köpfen der Söhne Pandus, und alle, welche die schönen Söhne Pandus, diese Tiger unter den Männern, betrachteten, waren höchst erfreut.

Vom König entlassen zogen sich die Pandavas in die ihnen zugewiesenen Gemächer zurück, die alle kostbar ausgestattet waren. Hier wurden sie von den Damen in Dhritarashtras Haus mit Dushala (die Schwester Duryodhanas) an der Spitze besucht. Doch als die Schwiegertöchter Dhritarashtras die blendende Schönheit Draupadis sahen, wurden sie traurig und neidisch. Nachdem die Pandavas mit den Damen gesprochen hatten, widmeten sie sich ihren täglichen Körperübungen und den religiösen Riten. Mit Abschluß ihrer täglichen Gebete schmückten sie ihre Körper mit duftender Sandelpaste und verschenkten Gaben an die Brahmanen, damit jene Segen aussprachen, um Glück und Wohlstand zu erhalten. Nach einem köstlichen Mahl zogen sich alle in ihre Gemächer für die Nacht zurück. Von hübschen Frauen in den Schlaf gesungen, erfreuten sie sich mit frohen Herzen an Liebe und Schlaf in dieser köstlichen Nacht. Die Barden weckten sie mit lieblicher Musik am frühen Morgen. Die Helden erhoben sich, gingen durch die üblichen Morgenriten, betraten die Versammlungshalle und wurden von allen gegrüßt, die sich dort zum Spiel versammelt hatten.


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