Pushpak Mahabharata Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 47 – Duryodhanas Mißgeschicke und sein Neid

Vaisampayana erzählte:
Während seines Aufenthaltes in der Versammlungshalle der Pandavas erkundeten Duryodhana und Shakuni nach und nach alle Gemächer der Palastanlage. Duryodhana bestaunte viel himmlischen Schmuck, den er zuvor nie in Hastinapura erblickt hatte. Eines Tages kam er an eine kristallene Oberfläche und dachte, dies wäre Wasser. Ahnungslos hob er seine Kleider an, bis er die Täuschung bemerkte und sich über sein Ungeschick ärgerte. Etwas später hielt er einen kristallklaren Teich mit glitzernden Lotusblättern für eine feste Fläche und fiel mitsamt seinen Kleidern hinein. Bhima sah es mit an und lachte laut. Auch Arjuna, die Zwillinge und so manche von der Dienerschaft stimmten in das Gelächter ein. Sogleich brachten sie ihm zwar auf Befehl von König Yudhishthira trockene und schöne Kleidung, doch Duryodhana, welcher niemals eine Kränkung ertrug, konnte das Gelächter nicht hinnehmen. Zwar verschloß er seine Gefühle, doch er gönnte ihnen keinen einzigen Blick. Als Duryodhana dann noch einmal ein glattes und trockenes Stück Fußboden mit Wasser verwechselte und seine Kleider anhob, lachten sofort alle los. Auch geschah es ihm, daß er eine durchsichtige, doch geschlossene Tür für offen hielt, und als er durchgehen wollte, sich heftig dem Kopf stieß. Umgekehrt irrte er sich auch. Vorsichtig näherte er sich einer vermeintlich geschlossenen Tür, die allerdings offen war. Und als er mit ausgestreckten Armen nach der Tür tastete, verlor er das Gleichgewicht und stolperte. Beim nächsten Mal versuchte er erst gar nicht, eine offene Tür zu öffnen, hielt sie für geschlossen und ging gleich weiter. So wurde König Duryodhana zum Opfer vieler Irrtümer im Palast der Pandavas und sah ständig die vielen Reichtümer vor sich, die im Rajasuya Opfer verteilt worden waren. Schließlich nahm er seinen Abschied und kehrte nach Hastinapura zurück.

Nun wandte sich König Duryodhanas Herz der Sünde zu, als er immer und immer wieder den Wohlstand der Pandavas und seine leidvollen Mißgeschicke dort bedachte. Er hatte gesehen, wie glücklich die Pandavas waren, wie gehorsam alle Könige der Erde ihnen folgten, und wie Jung und Alt ihnen allen nur Gutes wünschten. Er dachte an die herrliche Pracht und den prunkvollen Reichtum der ruhmreichen Söhne Pandus und wurde ganz bleich. Mit schwerem Herzen betrat er Hastinapura und konnte an nichts anderes denken, als an die unvergleichliche Versammlungshalle und die unerreichten Schätze Yudhishthiras. In Gedanken versunken sprach er nicht ein Wort zu Shakuni, auch als dieser ihn wieder und wieder ansprach.


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