Pushpak Mahabharata Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 21 – Ankunft in Maghadha

Vasudeva sprach:
Schau, oh Partha, wie die große Hauptstadt von Maghadha in all ihrer Schönheit dasteht. Sie ist mit Herden von Vieh gefüllt, und ihre Vorräte an Wasser erschöpfen sich nie. Feine Häuser zieren ihr Antlitz und sind vorzüglich angeordnet. Hier gibt es kein Elend. Die fünf hohen Berge Vaihara, Varaha, Vriahava, Rishigiri, und der bezaubernde Chaitya sind mit stattlichen Bäumen bewachsen, welche kühlen Schatten spenden, und scheinen die Stadt in Eintracht zu beschützen. Die Bergesflanken bedecken blühende und duftende Lodhra Wälder. Hier zeugte der ruhmreiche Gautama mit den strengen Gelübden mit der Sudra Frau Ausinari, der Tochter des Usinara, den Kakshivat und andere gefeierte Söhne. Daß dieses sich von Gautama ableitende Geschlecht noch heute unter der Herrschaft menschlicher Könige lebt, verdankt es nur der Freundlichkeit Gautamas. Und, oh Arjuna, in alter Zeit kamen die mächtigen Monarchen von Anga, Vanga und vielen anderen Ländern hierher, um Gautama zu verehren. Hier verbrachten sie viel Zeit in Frohsinn und Glück. Schau nur, oh Partha, diese Haine mit entzückenden Pippalas und schönen Lodhras nahe Gautamas Einsiedelei. Vor langer Zeit lebten hier die Nagas Arvuda und Shakravapin, diese Verfolger all ihrer Feinde, nebst der Naga Swastika und der hervorragenden Naga Mani. Manu selbst weihte das Land der Maghadhas, daß es keine Dürre kennen sollte. Auch Kausika und Manimat bevorzugten das Land. Trotzdem er in einer solch schönen und verheißungsvollen Stadt lebt, verfolgt Jarasandha die Vollendung seiner Absichten nicht wie andere Monarchen. Indem wir ihn schlagen, sollten wir noch heute seinen Stolz demütigen.

Vaisampayana fuhr fort:
Nach diesen Worten näherten sich die Drei energisch der Stadt, in der die wohlgenährten Bürger das ganze Jahr hindurch freudige Feste feierten. Am Stadttor angekommen, zertrümmerten die Brüder nebst Krishna das Herz des hohen Chaityaka Berges, das die Bürger der Stadt und das Geschlecht der Vrihadratha verehrten und liebten. Dort schlug Vrihadratha einst einen Kannibalen namens Rishava. Nachdem das Monster tot war, wurden drei Trommeln aus seiner Haut gemacht. Wenn auf diese Trommeln nur einmal eingeschlagen wurde, tönte der Klang einen vollen Monat lang nach. Die Brüder verwüsteten diese Stätte auf dem Chaityaka Berg, die alle in Maghadha liebten, genau an dem Ort, an dem der beständige Klang der blumengeschmückten Trommeln zum ersten Mal ertönt war. Ihre Absicht war, Jarasandha zu töten, und mit dieser Tat stellten sie ihren Fuß auf den Kopf des Feindes. Mit ihren mächtigen Armen schlugen sie auf die alte, unbewegliche, hohe und gefeierte Stätte ein, bis sie den mit Düften und Blumenkränzen verehrten Schrein verwüstet hatten. Dann betraten die Helden mit freudigen Herzen die Stadt.

Die gelehrten Brahmanen in der Stadt sahen in diesem Augenblick viele böse Omen und erzählten Jarasandha davon. Seine Priester ließen den König sogleich einen Elefanten besteigen, und wirbelten mit brennenden Fackeln um ihn herum. Und da der mächtige König Jarasandha auch die bösen Omen erkannte, begann er ein Opfer mit den rechten Gelübden und Fasten. In der Zwischenzeit schritten Krishna und die Brüder ohne jegliche Waffen außer ihren bloßen Armen durch die Stadt, immer noch als Snataka Brahmanen gekleidet. Sie beschauten sich die wunderschönen Läden voller reicher Waren, Blumen und Nahrung im Überfluß, was immer das Herz begehren mochte. Sie schritten die belebten Straßen entlang und griffen sich gewaltsam die schönen Blumenkränze, die dort zum Verkauf hingen. So betraten die Helden in bunte Kleidung gehüllt und mit schönen Blumen und Ohrringen geschmückt den Palast des klugen Jarasandha, wie Himalaya Löwen den Rinderpferch. Die Arme der Helden waren mit Sandelpaste und Aloe bestrichen und glichen den Stämmen von Salbäumen. Die Bürger der Stadt wunderten sich beim Anblick der starken Helden mit dem kraftvollen Nacken und der breiten Brust sehr.

Erstes Treffen mit Jarasandha

So durchschritten diese Bullen unter den Männern das bevölkerte Palasttor und traten stolz und vergnügt vor den König. Jarasandha erhob sich hastig und empfing die Besucher mit allen Ehren – Wasser zum Waschen der Füße, Honig und allen Zutaten des Arghya, auch Kühe bot er ihnen respektvoll an. Der große König sprach zu ihnen: „Seid willkommen!“. Doch Partha und Bhima blieben stumm. Nur Krishna allein antwortete dem Monarchen. Er sprach: „Oh König der Könige, diese beiden folgen einem Gelübde, deswegen sprechen sie nicht. Bis Mitternacht werden sie schweigen. In der Stunde danach werden sie sich dir mitteilen.“ So bot der König seinen Gästen ein Quartier an und zog sich in seine privaten Gemächer zurück.

Nach Mitternacht begab sich der König zu seinen Gästen. Denn der allseits siegreiche Monarch folgte dem bekannten Gelübde, daß er zu allen Zeiten, Tag oder Nacht, ankommenden Snataka Brahmanen entgegenkommen und ihnen eine Audienz gewähren würde. Der Anblick seiner Gäste ließ Erstaunen in ihm aufsteigen, doch er wartete ihnen voller Achtung auf. Auf der anderen Seite standen diese Bullen unter den Männern und sprachen zum König: „Möge dir ohne Mühe Erlösung widerfahren, oh König.“ Dann standen sie sich gegenüber und beäugten sich. Nach einer Weile ergriff Jarasandha das Wort: „Nehmt Platz.“ Und die drei setzten sich nieder und strahlten so schön wie die drei Feuer eines großen Opfers.

Wieder sprach der aufrechte Jarasandha zu seinen verkleideten Gästen:
Es ist mir wohlbekannt, daß Brahmanen, welche dem Snataka Gelübde folgen, sich niemals mit Blumen und duftender Paste schmücken. Wer seid ihr? Eure Hände tragen die Zeichen der Bogensehne. Ihr gebt euch als Brahmanen aus, doch ihr tragt bunte Kleider und Blumenkränze und habt die Energie der Kshatriyas in euch. Sagt mir aufrecht, wer ihr seid. Denn Aufrichtigkeit schmückt sogar Könige. Warum habt ihr den Gipfel des Chaityaka verwüstet und verkleidet die Stadt auf unschicklichen Pfaden betreten, ohne die königliche Kränkung zu fürchten? Die Kraft eines Brahmanen zeigt sich in seinen Worten. So passen eure Taten nicht zu eurem Aussehen. Was habt ihr vor? Unschicklich seid ihr eingetreten und nehmt meine angebotene Verehrung nicht an. Warum seid ihr hier?

Krishna erwiderte redegewandt und mit ruhiger und tiefer Stimme dem Monarchen:
Oh König, kenne uns als Snataka Brahmanen. Diesem Gelübde können alle folgen – Brahmanen, Kshatriyas und Vaisyas. Und es gibt viele verschiedene Regeln für diesen Eid. Wenn ein Kshatriya seinem Eid nach gewissen Regeln folgt, wird er immer Verdienst erlangen. Auch Personen, welche mit Blumen geschmückt sind, erlangen Verdienst. Und deshalb zierten wir uns mit Blumenkränzen. Kshatriyas zeigen ihre Kräfte mit Taten und nicht mit Worten. Ihre Rede ist niemals verwegen. Ja, der Schöpfer hat seine eigene Energie in die Arme der Kshatriyas gesteckt. Wenn du sie sehen willst, wird es noch heute geschehen. Es gibt die Tradition, daß das Haus eines Feindes immer durch das falsche Tor und das Haus eines Freundes auf dem rechten Wege betreten werden sollte. So wisse, oh Monarch, wir folgen auch der ewigen Regel, daß wir im Hause eines Feindes niemals die Ehren annehmen, die uns angeboten werden.


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